Jubelte erstmals für den BVB: Torjäger Serhou Guirassy Foto: imago/RHR-Foto

Torjäger Serhou Guirassy trifft erstmals für Borussia Dortmund – und nimmt vor der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte zum Duell mit dem VfB Stuttgart an diesem Sonntag Fahrt auf.

Es war eine noble Geste des Kapitäns, die zum Premierentreffer des Serhou Guirassy für Borussia Dortmund führte. Die Nachspielzeit lief beim Champions-League-Abend beim FC Brügge, der BVB-Offensivmann Jamie Gittens hatte das Spiel am Mittwochabend mit seinen beiden Treffern schon entschieden – ehe Emre Can zur Tat schritt. Oder besser: genau das nicht tat. Denn der Spielführer der Schwarz-Gelben übergab Guirassy den Ball vor dem Elfmeter kurz vor Schluss. Der Guineer traf vom Punkt zum 3:0: Treffer Nummer eins für die Borussia für den Torjäger. „Das erste Tor ist für einen Stürmer unglaublich wichtig“, sagte Torhüter Gregor Kobel hinterher noch über Cans spezielle Ballabgabe: „Das war mega von Emre.“

 

Ziemlich mega fand der Trainer Nuri Sahin auch den Auftritt des nach 59 Minuten eingewechselten Guirassy. Der sei, so sagte es der Coach, „sehr präsent gewesen“ und habe „die Bälle sehr gut festgemacht“. Weshalb damit zu rechnen ist, dass der Torjäger an diesem Sonntag (17.30 Uhr) in der Bundesliga in der Startelf stehen wird: bei seiner Rückkehr nach Stuttgart.

Gerade rechtzeitig also hat Guirassy vor dem speziellen Duell mit den alten VfB-Kollegen Fuß gefasst in Dortmund. Denn vor dem ersten Tor in Brügge durfte er zuvor in der Liga bei seiner Premiere gegen den 1. FC Heidenheim (4:2) von Beginn an ran – und überzeugte, obwohl er da nicht traf, auf Anhieb. Der Mann, der in der vergangenen Bundesliga-Saison in 28 Spielen 28 Tore für den VfB geschossen hatte, nahm damit Schwung auf in Dortmund. Nach einer Anfangszeit, die sehr schleppend angelaufen war.

So ordnete der BVB bei Guirassy aufgrund seiner Knieverletzung im Sommer sogar einen zweiten Medizincheck an. Erst als klar war, dass keine Operation notwendig wird, wurde der Transfer perfekt gemacht, der den BVB die festgeschriebene Ablösesumme von 19 Millionen Euro kostete. Nun ist Guirassy rechtzeitig vor der Partie an der alten Wirkungsstätte in Bad Cannstatt wieder fit – und begeistert die BVB-Verantwortlichen nach seinen ersten Einsätzen auf Anhieb. Aufgrund seiner in Stuttgart hinlänglich bekannten Qualitäten als Torjäger, klar. Aber auch, weil er einen lange nicht gesehenen Typus im BVB-Angriff verkörpert.

So gibt der 28-Jährige auch den Fixpunkt im Dortmunder Aufbau, er lässt sich oft als Anspielstation ins offensive Mittelfeld zurückfallen und überlässt – so waren die Eindrücke aus den ersten beiden Partien – auch mal uneigennützig den besser postierten Kollegen den Ball. „Serhou ist ein fantastischer Fußballer, der unserem Spiel noch einmal eine ganz neue Komponente gibt“, sagt Sahin. Was der Trainer meint: Mit seiner Präsenz bindet der Torjäger Gegenspieler und schafft Räume, in denen die Außenspieler wie Karim Adeyemi oder Donyell Malen ihre Tempovorteile ausnutzen können. Guirassy sei „ein Topspieler“ und „perfekt für uns“, sagt Adeyemi folgerichtig: „So etwas haben wir gebraucht.“

Auch Kehl ist voll des Lobes

Was auffällt: Obwohl Guirassy kein Testspiel mit dem BVB bestritten und erst wenige Trainingseinheiten absolviert hat, ist er bereits ein wesentlicher Teil des Kombinationsspiels. Weshalb auch Sportdirektor Sebastian Kehl voll des Lobes ist. „Seine Präsenz, wie er Fouls zieht und Bälle festmacht“, zählt Kehl Guirassys Fähigkeiten auf: „Serhou wird superwichtig für uns sein.“ Vor allem die Anpassungsfähigkeiten des Angreifers sind laut Kehl hervorzuheben: „Es ist beeindruckend, wie schnell Serhou das Spiel versteht, in welchen Räumen er sich bewegt und wie clever er ist.“

Und Guirassy selbst? Der betont bescheiden, dass er aufgrund seiner dreimonatigen Zwangspause noch nicht bei den berühmten 100 Prozent sein könne. Und außerdem müsse er seine neuen Mannschaftskollegen noch besser kennenlernen. Dazu zählt auch der von der TSG Hoffenheim verpflichtete Nationalspieler und Tempodribbler Maximilian Beier, der den zu West Ham United gewechselten Niclas Füllkrug ersetzt. In Summe wirkt der BVB-Angriff damit wuchtiger und nicht mehr so ausrechenbar wie noch in der vergangenen Saison. „Wir haben im Sturm“, so sagt es Kehl, „verschiedene Optionen, aber Guirassy ist die Nummer eins.“

Das ist doch mal eine klare Ansage – auch mit Blick auf das Spiel beim VfB am Sonntag. Rund um die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte bekommt Guirassy dann übrigens von den Stuttgarter Vorständen wie der ehemalige VfB-Kapitän Waldemar Anton nach dem Spiel eine Dankeserinnerung an die gemeinsame Zeit in Bad Cannstatt überreicht.