Dieter Dollmann beim Spiel der Kickers-Legenden im Jahr 2010. Im Hintergrund rechts: Jürgen Sundermann (sitzend) und Karl Allgöwer. Foto: Baumann

Er absolvierte 475 Spiele für die Stuttgarter Kickers, holte danach als Manager Spieler wie Tuchel, Streich und Bobic zu den Blauen und erlebte zwei Aufstiege in die Bundesliga. Am 12. September feiert Dieter Dollmann seinen 70. Geburtstag – und leidet immer noch mit seinem früheren Verein mit.

Stuttgart - Sie nannten ihn den Grandseigneur am Ball. Dieter Dollmann war bei den Stuttgarter Kickers der etwas andere Fußballer. Am 12. September wird er 70 – und feiert seinen Ehrentag über den Wolken.

Herr Dollmann, wie geht’s Ihnen kurz vor Ihrem Ehrentag?
Danke, ich kann nicht klagen. Erstaunlicherweise hatte ich zu meinem 60. Geburtstag mehr Alarm-Stimmung als jetzt. Das war ein anderer Schritt, verbunden auch mit dem nahenden Ende der Berufstätigkeit und dem Bewusstsein in eine andere Lebensphase einzutreten.
Treten Sie noch gegen den Ball?
Das ging damals noch wunderbar, auch in der Traditionsmannschaft der Kickers, doch so langsam zwickt es mich an einigen Stellen. Die Belastung des Profisports hinterlässt Ihre Spuren. Die linke Hüfte, ein Bandscheibenvorfall machten mir zu schaffen. Doch ich schwimme gerne, fahre Rad und im Winter geht’s zum Schlittschuhlaufen.
Langweilig scheint es Ihnen nicht zu werden, zumal Sie ja auch immer sehr musikalisch waren.
Stimmt. Da ich alles in allem meinen Drang zur Aktivität nicht abgelegt habe, freue ich mich zur Entspannung immer noch Querflöte und Klavier zu spielen.
Der typische Fußballer waren Sie nie. Den Grandseigneur nannte man Sie.
Das lag wohl einerseits an der Einhaltung sportlicher Grundwerte sowie Fairness mit dem entsprechenden Auftreten und einer Vorbildfunktion – ich war acht Jahre Sportgerichtsbeisitzer als Spieler – und andererseits dass ich mit 26, 27 Jahren bereits ziemlich graues Haar hatte. Ich erinnere mich an ein Interview mit Klaus Kaiser vom Hörfunk der mich aufgrund meiner Ausstrahlung eher der Reiterei zuordnen wollte. Allerding gab es auf die Haare bezogen auch andere Erlebnisse zum Beispiel in Saarbrücken mit „Opa, Opa-Rufen“ der Fans. Da habe ich schnell ein Tor gemacht, und es war Ruhe.
Sie haben von 1973 an 475 Spiele für die Kickers gemacht und 62 Tore erzielt. Von 1981 bis April 1993 waren Sie Managers des Vereins. Es waren die großen Zeiten der Kickers.
Begonnen hatte ich in der Regionalliga Süd. Mit namhaften Vereinen gab es große Spiele. Beim FC Augsburg mit Helmut Haller spielten wir vor 35 000 Zuschauern im Rosenaustadion, im Rückspiel hatten wir im Neckarstadion 25 000 Besucher. In der zweiten Liga Süd kamen dann zwei Jahre lang die spannenden Derbys gegen den Lokalrivalen VfB hinzu. Gerne erinnere ich mich auch an die gemeinsame Fußballzeit bei den Kickers mit Karl Allgöwer, Guido Buchwald oder auch Jürgen Klinsmann. Guido hatte den Sprung von der damaligen A-Jugend direkt in die erste Mannschaft geschafft. Als Jürgen 1982/83 von der Jugend in den Kader kam hatten wir noch Ambitionen auf den Aufstieg in die Bundesliga. Dadurch ergab sich, dass ich bei Auswärtsspielen mit mehr Defensive zum Einsatz kam und Jürgen bei Heimspielen mit offensiver Ausrichtung für Furore sorgte. Interessant und erfreulich finde ich die Konstellation als Manager, die damaligen Fußballtalente und heutigen Trainer Thomas Tuchel , Christian Streich oder auch Fredi Bobic zu den Kickers geholt zu haben.