Bernhard Kübler hat die Kommunalpolitik lange geprägt. Foto: Heinz Heiss/Heinz Heiss

Bernhard Kübler, der ehemalige Grünen-Fraktionschef und Ex-Bezirksvorsteher im Osten, verstarb im Alter von 77 Jahren.

Bernhard Kübler war in den 80er und 90er Jahren einer der prägenden Akteure auf Stuttgarts kommunalpolitischem Parkett, mit einer wohl einmaligen wechselvollen Parteigeschichte, zehn Jahren als Bezirksvorsteher im Osten und einem der Parteiräson geschuldeten Abgang, der ihn dann 2009 veranlasste, seine Heimatstadt in Richtung Würzburg zu verlassen, wo seine Ehefrau an der Universität einen Lehrstuhl für Psychologie innehat. Am vergangenen Freitag ist Kübler im Alter von 77 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Er wird am 20. Mai (13 Uhr) auf dem Waldfriedhof Würzburg beigesetzt.

Politiker würden den Mann aus dem Osten

Für den politischen Wegbegleiter, Ex-Grünen-Stadtrat Michael Kienzle, war Kübler „ein Urgestein der Stuttgarter Kommunalpolitik.“ CDU-Fraktionschef Alexander Kotz, auch ein Kind des Ostens, sagt, Bernhard Kübler sei es wichtig gewesen, im Stadtbezirk präsent zu sein, „um Probleme zu erkennen, solange sie noch klein waren, und er hat sie oft gelöst, bevor sie groß wurden“.

Erste politische Sporen hatte sich der in Gaisburg aufgewachsene Kübler Ende der 60er Jahre bei den Stuttgarter Jungsozialisten verdient. Nach dem Nato-Doppelbeschluss schloss der Chemieingenieur sich 1984 den Grünen an, wo er rasch kommunalpolitisch an Einfluss gewann, seit 1986 als Fraktionsgeschäftsführer im Rathaus, 1989 dann als Stadtrat und bald darauf als Fraktionssprecher. 1994 wurde er erneut in den Gemeinderat gewählt.

Zweimal trug ihm OB Manfred Rommel (CDU) zu Beginn der 90er Jahre einen Bürgermeisterposten an, was namhafte, sogenannte Parteifreunde aber zu verhindern wussten. Es folgte eine Phase der Entfremdung zwischen ihm und der Partei, der es nicht zu peinlich war, ihn wegen seiner Beziehung zur Co-Fraktionssprecherin – und späteren Ehefrau – zum Rückzug zu bewegen.

Bezirksvorsteher mit politischem Gespür

1998 folgte der Bruch, nachdem Kübler unter anderem die ablehnende Haltung der Grünen zur Fildermesse kritisiert hatte. Er legte sein Gemeinderatsmandat nieder, verließ die Grünen und startete bei der CDU durch. Parteikarriere machte Kübler, mittlerweile bei einer Recyclingfirma beschäftigt, nicht mehr. Der Posten des ehrenamtlichen Bezirksvorstehers im Osten (1999 bis 2009) erfüllte ihn gleichwohl mit Zufriedenheit. Er hat die legendäre Lange Ost-Nacht erfunden und sich um die wohnortnahe Versorgung gekümmert. Der Freund französischen Rotweins war ein intensiver Zeitungsleser, ausdauernder Diskutant und begeisterter Koch sowie ein humorvoller Gastgeber.