Ex-Bahnchef Rüdiger Grube wird doch nicht beim politischen Aschermittwoch der Cannstatter CDU sprechen. Foto: imago stock&people

Der frühere Bahnchef Rüdiger Grube hat seinen Auftritt beim politischen Aschermittwoch der Cannstatter CDU abgesagt. Sein ehemaliger Arbeitgeber habe Vorbehalte gehabt. Doch die Bahn dementiert das.

Stuttgart - Dass die Herrschaften in der Chefetage des Staatskonzerns Deutsche Bahn Spaßbremsen sind, ist natürlich nur ein Gerücht. Der Humor des ehemaligen Vorstandschefs Rüdiger Grube ist jedenfalls verbürgt: So hatte er 2009 erklärt, die „Sollbruchstelle“ des Projekts Stuttgart 21liege für ihn definitiv bei 4,5 Milliarden Euro. Er könne natürlich nicht garantieren, so der gebürtige Hanseat mit nordischem Understatement, dass nicht noch „ein paar Cent“ hinzukämen. Vier Jahre später dann musste Grube dann Gesamtkosten von mindestens 6,5 Milliarden Euro einräumen – die Steigerung um 200 Milliarden Cent wäre auf jeder Fasnetsveranstaltung oder Prunksitzung wahrscheinlich einen Tusch wert gewesen.

 

Umso verwunderlicher, dass der erst kürzlich zurückgetretene Bahnchef, der durchaus auch über eine scharfe Zunge verfügt, nun der Cannstatter CDU einen Korb gegeben hat: Im Kursaal hätte er am politischen Aschermittwoch eigentlich über das Thema Digitale Mobilität referieren sollen.

Übers Wochenende ereilte die CDU dann aber die kurzfristige Absage. Aufhören lässt die Begründung, die der vormalige Bahnchef dem Stuttgarter Kreischef Stefan Kaufmann gegeben hat: Der Bahnvorstand habe entschieden, dass er nicht als Redner auftreten dürfe. Und das, obwohl beim gewählten Thema vom Redner eigentlich keine neue Nummer in Sachen Stuttgart 21 zu erwarten gewesen wären. Eigentlich entspricht es keineswegs Grubes Naturell, getroffene Vereinbarungen aufzukündigen: Sein Credo lautete schon bei Stuttgart 21 immer: „Vertrag ist Vertrag!“

CDU-Bezirkschef: „Haben einmal wegen des Golfkriegs abgesagt und jetzt wegen der Bahn

Für den Chef der Cannstatter CDU-Bezirksgruppe, Roland Schmid, ist die Absage ein übler Faschingsscherz: „Wir hatten alles organisiert, es gab umfangreichen Schriftverkehr mit seinem Büro, er hat sich auf den Abend gefreut – und jetzt das.“ Schmid selbst hatte per SMS noch versucht, bei Grube Näheres in Erfahrung zu bringen, doch der bat lediglich „um Verständnis“. Der CDU-Bezirksvorsitzende zieht einen drastischen Vergleich: „Wir haben unseren traditionellen politischen Aschermittwoch erst einmal wegen des Golfkriegs abgesagt, und jetzt wegen der Bahn.“ Und beim Angebot des derzeitigen Privatiers an den CDU-Kreischef Kaufmann, einen Ersatzmann zu schicken, hört für Roland Schmid endgültig der Spaß auf: „Die Leute wären wegen Grube gekommen.“

In der Berliner DB-Konzernzentrale findet man das Ganze auch nicht zum Lachen: Die Vermutung, die Bahn habe Grube seinen Auftritt untersagt, „entbehrt jeder Grundlage und ist daher unzutreffend“, so ein Bahnsprecher kurz und bündig auf Anfrage dieser Zeitung. Gründe hin, Motive her – eine wahre Narretei ist Grubes ausgefallene Büttenrede in jedem Fall.