Wenn an der Uhr gedreht wird, ist nicht jeder happy: Auch 34 Jahre nach der ersten Zeitumstellung ist die Regelung weiterhin umstritten. Foto: dpa

Haben Sie auch keine Lust mehr, die Uhren zweimal im Jahr vor- und wieder zurückzustellen? In Baden-Württemberg entdeckt jetzt die Politik das Thema. Erhört wird sie wohl nicht.

Haben Sie auch keine Lust mehr, die Uhren zweimal im Jahr vor- und wieder zurückzustellen? In Baden-Württemberg entdeckt jetzt die Politik das Thema. Erhört wird sie wohl nicht.

Stuttgart - Weil es viele nervt, wächst der Widerstand gegen die Zeitumstellung: Diese ewigen Zeitumstellungen sind unsinnig und sollten so schnell wie möglich abgeschafft werden, fordert die FDP-Fraktion in Baden-Württemberg. Auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat kürzlich das Thema für sich entdeckt.

Es sei längst erwiesen, dass Sommer- und Winterzeit genau das nicht bringen, was man sich vor über 30 Jahren davon versprochen hatte: Energieeinsparung. Im Gegenteil: Laut Bundesumweltamt spare man zwar während der Sommerzeit abends elektrisches Licht, jedoch werde morgens mehr geheizt. Insgesamt steige der Energieverbrauch sogar, heißt es in einem Parlamentsantrag der FDP-Fraktion, der aber noch nicht behandelt wurde. „Im Hinblick auf den Energieverbrauch bringt die Sommerzeit insgesamt keinen Nutzen“, schreibt das Stuttgarter Wirtschaftsministerium. Einspareffekte gebe es offenbar nicht.

Seit 1980 wird an der Uhr gedreht

An diesem Sonntag werden die Uhren in Deutschland um 2 Uhr wieder um eine Stunde vorgestellt - wie in jedem Frühjahr seit 1980. Im Oktober geht es dann wieder zurück.

Menschen mit Schlafstörungen hätten durch das ewige Hin und Her stets große Probleme, schreibt die FDP-Fraktion. Überdies gebe es Beweise dafür, dass es am Montagmorgen nach Zeitumstellungen auf Sommerzeit mehr Verkehrsunfälle gebe. Bayerns Ministerin Aigner wird mit den Worten zitiert, die Zeitumstellung verursache bei vielen Menschen regelmäßig „einen Mini-Jetlag“. Vor allem Kinder könnten sich schwer daran gewöhnen.

Erkenntnisse über den volkswirtschaftlichen Schaden durch die Zeitumstellungen gibt es nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Stuttgart nicht. In der Antwort zum FDP-Antrag heißt es aber auch: Die mit der Zeitumstellung verbunden Hoffnungen hätten sich grob abgeschätzt „bei weitem nicht alle erfüllt.“

Manchen schlaucht die Zeitumstellung

Es könne vereinzelt zu Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen kommen. Das Land zitiert eine Umfrage der Krankenkasse DAK von 2013, nach der fast jede dritte Frau (30 Prozent) kurzfristig unter gesundheitlichen Problemen leidet. Bei Männern sind es 18 Prozent. „Die meisten Betroffenen fühlen sich schlapp und müde, haben Einschlafprobleme und Schlafstörungen“, schreibt das Ministerium.

Doch es ist nicht alles schlecht: Vorteile bringe die Sommerzeit vor allem für die Tourismus- und Freizeitbranche, hieß es. Abendliche Freizeitaktivitäten seien länger bei Tageslicht und angenehmen Außentemperaturen möglich.

Unterdessen haben Bürger mehr als 55.000 Unterschriften für die „Beibehaltung der Normalzeit“ gesammelt, die sie dem Petitionsausschuss des Bundestags im April überreichen wollen. Das frühe Aufstehen während der Sommerzeit wirke sich negativ auf die Gesundheit aus, ist der Arzt Hubertus Hilgers überzeugt, der die Petition gestartet hat.

Ohne die EU wird sich aber wohl nichts ändern. Um Erschwernisse im EU-Binnenmarkt zu verhindern, müsse es einheitliche Regeln geben, heißt es in Stuttgart. Mit diesem Argument hat auch die Bundesregierung zuletzt 2005 am Status quo festgehalten. Heißt: Ohne EU-Votum keine Änderung. Solange es keine EU-Initiative zur gemeinsamen Abschaffung der Zeitumstellung gebe, heißt es in Stuttgart, mache auch eine Bundesratsinitiative keinen Sinn.