Beim Benefiz-Derby von Glatzen und Locken werden am Neujahrstag wieder hunderte Schaulustige auf der Eisbahn vor der Fellbacher Schwabenlandhalle erwartet. Was macht den Reiz der Besenhockey-Gaudi aus?
Wenn andernorts die Sektgläser in den Schrank geräumt und die Silvesterböller von der Straße gekehrt werden, trifft sich Fellbach zum Besenhockey. Seit dem 1. Januar 2002 findet auf der Kunsteisbahn in der Stadtmitte am Neujahrstag das inzwischen traditionelle Derby von „Glatze gegen Locke“ statt. Nach leicht modifizierten Eishockeyregeln, was Spielzeit und Spielerzahl betrifft, versuchen zwei mit handelsüblichen Kehrbesen ausgestattete Teams, einen als Puck dienenden Kinderball ins gegnerische Tor zu feuern.
In der Regel haben die Glatzen das Nachsehen. Auch diesmal?
Weil packende Laufduelle und atemberaubende Torwartparaden auf der spiegelglatten Fläche in normalen Straßenschuhen ausgeführt werden, ist Situationskomik garantiert – beim Kampf um den Ball beginnt das neue Jahr zweifelsohne lustig. Denn neben den Freuden einer zünftigen Rutschpartie gehört zur Tradition, dass die Locken das Spielfeld als Sieger verlassen – und die Glatzen in aller Regel das Nachsehen haben.
Nicht nur deshalb hat sich das Benefiz-Spiel, das als Schnapsidee begann und neben dem Einsatz für den guten Zweck reinen Gaudi-Charakter haben sollte, über die Jahre zu einem Event mit Kultstatus entwickelt. Am ersten Tag des neuen Jahres pilgern hunderte Besucher zur mittlerweile auf dem Guntram-Palm-Platz vor der Fellbacher Schwabenlandhalle aufgebauten Eisbahn, um bei dem unterhaltsamen Treiben dabei zu sein, sich ein gutes neues Jahr zu wünschen, einen Glühwein zu trinken und eine Handvoll Kleingeld auf die Eisfläche regnen zu lassen.
„Eine gute Gelegenheit für alle Zuschauer, das neue Jahr an frischer Luft und mit guter Unterhaltung zu beginnen und nach der Silvester-Party wieder einen klaren Kopf zu bekommen“, sagt Uwe Scholz, der für die 21. Auflage des Besenhockey-Duells die Werbetrommel rührt. Das offizielle Spiel startet am Neujahrstag wie üblich um 15.30 Uhr. Gespielt werden drei Drittel à 15 Minuten. Sollte es nach der offiziellen Spielzeit immer noch unentschieden stehen, wird ähnlich dem Elfmeterschießen beim Fußball mit fünf Penaltys pro Mannschaft eine Entscheidung herbeigeführt – eine Verlängerung ist den inzwischen durchaus auch schon älteren Herrschaften auf der Eisfläche schließlich kaum zuzumuten. Neben Spaß und Gaudi hat das Besenhockey-Duell allerdings noch einen tieferen Sinn: Die Spieler beider Mannschaften, zwar nicht vereinsmäßig organisiert, aber seit vielen Jahren durch eine enge Freundschaft verbunden, spenden den Erlös der jeweiligen Partie stets einem guten Zweck in Fellbach und Umgebung.
Seit 2002 wurden mehr als 215 000 Euro an Spendengeldern eingesammelt
Durch die vielen Zuschauerspenden, durch den Glühweinverkauf, durch Fan-Artikel und Glühweintassen, durch viele großzügige Sponsoren und durch eigene Spenden wurden im Lauf der Jahre in Summe mehr als 215 000 Euro eingesammelt. Damit ist Glatze:Locke nicht nur ein großer Spaß am Neujahrstag, sondern auch eine der größten Spendeninitiativen in Fellbach.
Empfänger waren und sind stets Organisationen, die sich um Not leidende Menschen und/oder um Kinder kümmern. Bei der am Neujahrstag über die Bühne gehenden 21. Auflage gehen die Spenden an die Clowns mit Herz, den Förderverein für das Seniorenheim Haus am Kappelberg in Fellbach, den von einer überschwemmten Turnhalle gebeutelten Handballverein in Weinböhla bei Meißen, den Verein „Wir für Kinder“ und die Weihnachtsaktion „6666“ der Fellbacher Zeitung.