Andreas E. Furtwängler mit Hund und Kunst Foto: Stefanie Schlecht

Andreas E. Furtwängler, Künstler mit einem Faible für den Makrokosmos, hat in Sindelfingen eine Event-Location eröffnet.

Angst vor Spinnen hat er ganz sicher nicht. Andreas E. Furtwängler fühlt sich fast heimisch in der Welt der Kleinlebewesen. Er ist fasziniert von Käfern, Ameisen, Spinnen. Er stellte Riesenspinnen-Skulpturen vor den Stuttgarter Landtag und auf die Messe. Im Zillertal platzierte er einen Stahlkoloss auf eine Anhöhe. Furtwänglers Kunstwerke füllen Kreisverkehre. Er versteht sich als moderner Surrealist, durchaus mit einem Naturschutz-Anliegen. „Der Makrokosmos“, sagt er, „war immer schon interessant für mich, das Filigrane und das Können der Insekten.“

 

Mit seinen Insektenskulpturen aus Stahl wurde Andreas E. Furtwängler bekannt. Geboren wurde er 1969 in Valenzia, Venezuela. Seit seinem 20. Lebensjahr ist er als Künstler aktiv. Lange Zeit arbeitete er in einem Atelier in Malmsheim, nun ist er umgezogen. Ein Loft in der Sindelfinger Mahdentalstraße ist nun sein Atelier – und mehr als das: Furtwängler öffnet die Räume, in denen er arbeitet und Teile seiner Arbeit präsentiert. Das „Atelier Furtwängler“ wird zur Event-Location.

Umzug von Malmsheim nach Sindelfingen

„Ich bin ein Teamplayer“ – diesen Satz sagt Furtwängler gerne. In Malmsheim fühlte er sich gut etabliert, über den Wechsel nach Sindelfingen, sagt er, habe er lange nachgedacht: „Meine Intention war, nicht nur ein Atelier zu haben, sondern auch eine Location, in der man feiern kann.“ Die Location, die er nun bezogen hat, misst 350 Quadratmeter, befindet sich in einem Gebäude, in dem unter anderem auch die Bundespolizei und ein Fitnessstudio Quartier haben, und ist gefüllt mit den Arbeiten des Künstlers. Etwa 65 Leinwände, rund 400 Werke sind untergebracht. Man blickt auf Gemälde, die Insekten im Stil der Pop-Art-Malerei porträtierten, Schmetterlinge, neonleuchtend, nebst Science-Fiction-Motiven, Raumschiffen. Auch dies ist ein Thema, zu dem Andreas E. Furtwängler große Affinität empfindet: „Ich habe so viel Fantasie, mir vorzustellen, dass es noch mehr gibt“, sagt er. „Welcher Alien-Film ist nicht auf eine Weise inspiriert von Insekten?“

Hier hat es viel Platz. Foto: Stefanie Schlecht

Als Maler beschäftigte sich Furtwängler einige Zeit im Stil des Fotorealismus mit der Insektenwelt. Vor drei Jahren vollzog er die Wendung zur Pop-Art hin: „Ich wollte etwas mehr Action in das Ganze bringen“, sagt er. Der Freude am spontanen Umgang mit der Farbe, am bunten Klecksen ganz nach Herzenslust, möchte er auch in seiner Event-Location Raum geben. Er denkt daran, einen zusätzlichen Raum im Gebäude umzugestalten zu einer „Sauigelei“. Dort soll, zum Beispiel für Kindertagesstätten aus dem Landkreis, die Möglichkeit gegeben sein, hemmungslos zur Farbe zu greifen, ohne Rücksicht auf Tropfen, Flecke, Fußboden nehmen zu müssen. Andreas Furtwängler sucht noch einen Investor, möchte das Projekt im kommenden Jahr realisieren, als einen Ort der Inklusion und Integration auch. Er hat bereits beste Erfahrungen gesammelt: „In Malmsheim habe ich eine Woche lang mit Kindern und Jugendlichen geschweißt, wir haben einen großen Stuhl gebaut.“

Kleinere Arbeiten mit flüssigem Aluminium

Furtwängler selbst, nun 56 Jahre alt, verlagerte den Schwerpunkt seines Interesses mittlerweile von großen Metallskulpturen auf kleinere Arbeiten. In seinem Atelier sind auch zahlreiche Werke zu sehen, bei denen er flüssiges Aluminium in einer Gießerei über sogenannten Wasserperlen ausgoss, einem Granulat, das das Aluminium zu wabenartigen Strukturen erstarren lässt. Das Verfahren gibt dem Zufall viel Raum und weckt natürlich auch Assoziationen zum Insektenreich: „Wenn ich draußen ausstelle, kommen oft Bienen, die in die Waben hineinkriechen wollen“, sagt der Künstler. Gemeinsam mit dem Chocolatier Kevin Kugel möchte Andreas Furtwängler das wabenhafte Formprinzip in kulinarische Dimensionen übertragen.

Diese Furtwämgler-Riesenspinne ist auf dem Landkreis-Kunstpfad Sculptoura zu sehen – erst saß sie im Maurener Tal, dann am Schönbuchturm, inzwischen bei Renningen. Foto: Stefanie Schlecht

Erst aber will er feiern, in seinem Atelier. Sein Loft im ehemaligen Sindelfinger Haus der Mode hat er prinzipiell eventtauglich ausgebaut. Ein Parkhaus liegt gleich nebenan, Barrierefreiheit ist gegeben, der Standort scheint ideal, Anlieger, die sich über die Lautstärke einer Veranstaltung beschweren könnten, gibt es nicht. Furtwängler steht mit mehreren DJs in Kontakt. Im Loft finden sich Lautsprecher, die von ihm während der Coronazeit gestaltete wurden, im kuriosen Scifi-Stil. Kleine Weihnachtsfeiern, Produktpräsentationen, ähnliche Veranstaltungen mit überschaubarer Teilnehmerzahl wünscht er sich.

120 Stühle stehen zur Verfügung

Am 6. September eröffnete das „Atelier Furtwängler“ als Event-Location mit gut 300 Gästen – künftig sollten es weniger werden, 120 Stühle stehen zur Verfügung. Und stets sollen die Gäste eine wiederum ganz veränderte Situation vorfinden: „Wir werden den Raum mit immer neuen Ideen schmücken“, sagt Andreas E. Furtwängler. „Es soll kein Raum sein, der erst noch gefüllt wird, sondern einer, der bereits gefüllt ist, mit Kunst. Ich selbst werde auch da sein und Rede und Antwort zu meinen Arbeiten stehen.“