Die Stadt Stuttgart hat keinen Bedarf für das gesamte Evangelische Bildungszentrum in Birkach. Auch Belange des Denkmalschutzes stehen einem Kauf entgegen.
Die Stadt will das Bildungszentrum der Evangelischen Landeskirche (EBZ) in Birkach, das Ende des Jahres schließt, nicht kaufen. Eine Bürgerinitiative, die sich dafür starkmacht, dass das Haus Birkach künftig gemeinwohlorientiert genutzt wird, plädiert jetzt für eine Mischnutzung.
Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilt, sei nach einer Ortsbesichtigung mit diversen städtischen Fachämtern im vergangenen Herbst untersucht worden, ob das Gebäude potenziell verwendbar wäre und ob ein städtischer Bedarf für die Immobilie bestehe. Offenbar ist das rund 7800 Quadratmeter große Gebäude aber aktuell eine Nummer zu groß: „Die gemeldeten möglichen städtischen Bedarfe“, sagt eine Sprecherin der Stadt, „ergäben insgesamt keine Vollausnutzung der gesamten Flächen.“
Das Gebäude steht innen und außen unter Denkmalschutz
Für eine Teilnutzung des Gebäudes wären wiederum Umbaumaßnahmen erforderlich, denen der Denkmalschutz entgegenstehe, heißt es von der Stadt. Zudem müsste für eine umfangreiche Umnutzung, beispielsweise in reines Wohnen, der Bebauungsplan geändert werden. „Mangels ausreichender Bedarfe für das gesamte Objekt und wegen der rechtlichen Rahmenbedingungen wurde ein Erwerb durch die Landeshauptstadt Stuttgart verworfen.“
Der zwischen 1977 und 1979 errichtete und von Günther Behnisch konzipierte vierstöckige Gebäudekomplex verfügt neben 65 Hotelzimmern und 16 Tagungsräumen über einen gastronomischen Bereich, eine Bibliothek und eine Turnhalle. Das gesamte Gebäude stehe innen und außen unter Denkmalschutz, erklärt die Stadt weiter. Das betreffe Teile der Möblierung und Bodenbeläge sowie die Fassadengestaltung mitsamt Grün- und Freiflächen. Im Bebauungsplan gilt für das Grundstück die Festsetzung Gemeinbedarf.
Initiative will nun ein Konzept der Mischnutzung entwickeln
Die von der Birkacherin Monika Lehmann gegründete Initiative Vision Haus Birkach will als Reaktion auf die Absage der Stadt nun einen Verein gründen und ein Konzept der Mischnutzung entwickeln, wobei die Landeskirche „wahrscheinlich Eigentümer bleibt“, sagt Lehmann. Die Initiative sei unter anderem mit der Nestbau AG Tübingen, eine Bürger-Aktiengesellschaft für Wohnungsbau, und anderen potenziellen Unterstützern im Gespräch. „Auch die Universität kann sich eine Partnerschaft vorstellen“, sagt Lehmann. Bei einer zweiten offenen Veranstaltung im Frühsommer will die Initiative der Öffentlichkeit Beispielprojekte unter dem Schwerpunkt „Gemeinschaftliches Wohnen im Alter und Nachhaltigkeit als Motor gesellschaftlichen Wandels“ vorstellen.
Die Landeskirche selbst hält sich bedeckt: Auf Anfrage teilt der Landeskirchen-Sprecher Dan Peter lediglich mit, die Landeskirche sei bezüglich der Immobilie nach wie vor in Gesprächen mit verschiedenen Interessenten. „Vonseiten der Landeskirche standen und stehen ohnehin alle Optionen wie Verkauf, Verpachtung oder Teilverpachtungen zur weiteren Nutzung der Immobilie offen“, erklärt Peter.