„Die Zahlen sind schockierend und eine Revolution des Systems“, sagt Dekan Timmo Hertneck. Foto: Gottfried Stoppel/Gottfried Stoppel

Laut Pfarrplan könnten im evangelischen Kirchenbezirk Waiblingen bis zu 9,5 Stellen gestrichen werden. Wie sind die Reaktionen in der Bezirkssynode?

Das Parlament des Kirchenbezirks Waiblingen, die Bezirkssynode, hat sich zu seiner Herbstsitzung getroffen. Neben der Vorstellung des neuen Konzepts „Diakonat“ und dem Haushalt erschien auf der Tagesordnung nach der Pause der Stresspunkt Nummer eins für alle Bezirkssynodalen: der sogenannte „Pfarrplan“. Und der habe es, so berichtet Bezirkspressepfarrer Markus Eckert, diesmal wirklich in sich.

In Waiblingen könnten 9,5 Stellen gestrichen werden

Laut der Zahlen, die Max Müller, der Vorsitzende der Bezirkssynode, zum Pfarrplan und der Tabelle vorgestellt hat, sollen in der gesamten Landeskirche bis 2030 voraussichtlich 28,5 Prozent der Pfarrstellen wegfallen. Für Waiblingen bedeutet das, dass möglicherweise 9,5 Stellen gestrichen werden. Dazu wählte Dekan Timmo Hertneck denn auch drastische Worte: „Die Zahlen sind schockierend und eine Revolution des Systems“, sagte er. Die Zahlen könnten sich zwar noch in die eine oder andere Richtung bewegen, aber klar sei: In allen Gemeindeverbünden werde es Einschnitte geben.

Die Gründe für diese Revolution seien lange bekannt: Auf der einen Seite verlassen die Menschen die Kirche, auf der anderen Seite gehen viele Pfarrer und Pfarrerinnen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Gleichzeitig kommen immer weniger junge Theologen nach. Kirchengemeinderat Werner Kunz aus Hohenacker brachte es für viele Mitglieder der Synode und der Kirchengemeinden auf den Punkt, heißt es in dem Bericht des Kirchenbezirks: Es sei frustrierend und tue unendlich weh. Vor allem, weil man sich in den vergangenen Jahren bemüht habe, neue Gemeindestrukturen aufzubauen.

Der Dekan versucht, Mut zu machen

Dekan Timmo Hertneck forderte dennoch dazu auf, „den Stier bei den Hörnern zu packen“ und Gemeinde ganz neu zu denken. „Wir haben eine Zukunft, als Kirche Jesu Christi. Wir haben etwas zu gestalten. Wir werden es hinkriegen“, versuchte er den Mitgliedern der Synode Mut zu machen. Der Antrag, den Zeitplan für den Pfarrplan, entscheidend zu straffen, wurde von der Synode abgelehnt. Die Kirchengemeinden bräuchten die Zeit, um sich mit dieser revolutionären Situation erst einmal zu befassen.

Zum evangelischen Kirchenbezirk Waiblingen gehören etwa 62 000 Menschen. Er umfasst die Kirchengemeinden Beinstein, Berglen, Birkmannsweiler-Höfen-Baach, Bittenfeld, Endersbach, Fellbach, Großheppach, Hegnach, Hertmannsweiler/Bürk, Hohenacker, Kernen, Korb, Leutenbach, Neustadt, Schmiden-Oeffingen, Schwaikheim, Strümpfelbach, Waiblingen, Weiler zum Stein-Nellmersbach und Winnenden.