Der Weg für den Dekan des Ulmer Münsters, Ernst-Wilhelm Gohl, ist jetzt frei. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Nach vier Wahlgängen und stundenlangen Beratungen einigen sich Konservative und Liberale in der württembergischen Landessynode auf einen Kompromisskandidaten.

Als Drittplatzierter ist er schon ausgeschieden gewesen. Nun hat Ernst-Wilhelm Gohl beste Chancen, von der württembergischen Landessynode zum neuen evangelischen Landesbischof gewählt zu werden. Der Nominierungsausschuss setzte für den Samstagmorgen einen erneuten Wahlgang an. Dabei wird Gohl als einziger Kandidat auf dem Stimmzettel stehen, wie die Synodalpräsidentin Sabine Foth am Abend sagte. Probeabstimmungen innerhalb der vier Gesprächskreise des Kirchenparlaments sollen ergeben haben, dass die erforderliche Zweidrittelmehrheit für den Dekan des Ulmer Münsters erreichbar ist.

Ein „bodenständiger, humorvoller, zupackender Mann“

„Ich habe größten Respekt, dass die beiden großen Gesprächskreise diese Lösung nun möglich machen“, sagte der Sprecher der Mittelgruppierung „Evangelium und Kirche“, Johannes Eißler, als deren Kandidat Gohl angetreten war. Die 1,87 Millionen evangelischen Christen in Württemberg erwarte ein „bodenständiger, humorvoller, zupackender Mann mit einem unglaublichen Arbeitspensum, der nicht verzagt, sondern an die Sachen herangeht“, sagte Eißler.

Nach der gescheiterten Wahl, bei der am Donnerstag in vier Wahlgängen und nach stundenlangen Beratungen keiner der drei Kandidaten die erforderliche Zweidrittelmehrheit erhalten hatte, hatten zunächst die aufgerissenen Wunden geheilt werden müssen. „Wir sind frustriert und enttäuscht“, sagte Matthias Hanßmann, der Vorsitzende des konservativen Gesprächskreises „Lebendige Gemeinde“.

Der amtierende Landesbischof appellierte

Der Wunschkandidat seiner Gruppierung, der Chef der Zieglerschen Diakonie in Wilhelmsdorf, Pfarrer Gottfried Heinzmann, der auch von „Kirche für Morgen“ unterstützt wurde, war im vierten Wahlgang als einziger Kandidat übrig geblieben. Gleichwohl verpasste er die erforderliche Zweidrittelmehrheit mit 44 Stimmen deutlich. 58 hätte er für eine erfolgreiche Wahl benötigt. Hanßmann warf den anderen Gruppierungen, der linken Offenen Kirche und dem Mitte-Gesprächskreis Evangelium und Kirche eine Blockadehaltung vor. Schließlich habe es zuvor von allen geheißen, alle drei Kandidaten seien wählbar. „Das wurde von den anderen Gesprächskreisen nicht eingelöst.“ Gleichwohl müsse man die Verletzungen nun überwinden. „Wir wollen uns bewegen.“

Dies geschah. Dabei half auch ein Appell des amtierenden Landesbischofs Frank Otfried July. Er hatte den Synodalen ins Gewissen geredet. Das Kirchenparlament müsse sich seiner Außenwirkung bewusst sein. Viele Menschen könnten nur „schwer verstehen, was geschieht oder was nicht geschieht“. Andernfalls hätte die Synode die Suche erneut starten müssen. July, der seit 2005 amtiert und dienstältester Landesbischof in Deutschland ist, erreicht im Juli die Altersgrenze von 68 Jahren.