Der amtierende Landesbischof Frank Otfried July. Im Juli scheidet er aus. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die konservative Lebendige Gemeinde wirft den liberalen Kräften in der württembergischen Landessynode Blockadehaltung vor. Wie geht es jetzt weiter?

Am Tag nach der gescheiterten Bischofswahl hat der evangelische Landesbischof von Württemberg, Frank Otfried July, der Landessynode ins Gewissen geredet. Das Kirchenparlament müsse sich immer auch seiner Außenwirkung bewusst sein, sagte er in seinem Bischofsbericht. Viele Menschen könnten nur „schwer verstehen, was geschieht und was nicht geschieht“.

 

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Am Vorabend hatte nach vier Wahlgängen und stundenlangen Beratungen keiner der drei Kandidaten in der Synode die notwendige Zweidrittelmehrheit unter den 86 anwesenden Synodalen erreicht. Als letzter verbliebener Kandidat scheiterte der Chef der Zieglerschen Diakonie in Wilhelmsdorf, Pfarrer Gottfried Heinzmann, im vierten Wahlgang mit 44 Stimmen klar an der hohen Hürde. 42 Synodale hatten mit ungültigen Stimmzetteln gegen ihn gestimmt.

Viola Schrenk ist ausgeschieden, Ernst-Wilhelm Gohl hat aufgegeben

Heinzmanns Unterstützer reagierten verärgert. Der Sprecher des pietistisch geprägten Gesprächskreises Lebendige Gemeinde warf den anderen Gesprächskreisen Offene Kirche und Evangelium und Kirche eine „Blockadehaltung“ vor. Dabei sei man sich im Nominierungsausschuss noch einig gewesen, dass alle drei Kandidaten wählbar seien. Dieses Bekenntnis sei von den anderen am Ende nicht eingelöst worden, sagte Matthias Hanßmann.

Die Kandidatin der Offenen Kirche, die Tübinger Studieninspektorin Viola Schrenk, war im dritten Wahlgang Heinzmann knapp unterlegen und dadurch ausgeschieden. Zuvor hatte schon der Kandidat der Mittelgruppierung, der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl, als Drittplatzierter aufgegeben.

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Heinzmanns Vorstellung habe nicht überzeugt, verteidigte Ines Göbbel von der Offenen Kirche das Verhalten ihrer Gesprächskreismitglieder. Ob man jemanden grundsätzlich für wählbar halte und ob man ihn dann auch mit vollem Herzen wähle, seien zwei verschiedene Dinge.

Ausgang noch offen

Wie es weitergeht, war bis Freitagabend noch offen. Das Verfahren habe Wunden hinterlassen und für Enttäuschung gesorgt. „Wir sind frustriert“, sagte Hanßmann. Dennoch wurde im Laufe des Freitags darüber diskutiert, ob bereits am Samstagmorgen ein neuer Anlauf für die Wahl eines Landesbischofs genommen werden könnte. Auf dem Stimmzettel würde dann der Name des Drittplatzierten Ernst-Wilhelm Gohl stehen – allerdings nur, wenn eine Mehrheit für den Kompromisskandidaten realistisch erscheint.

„Wir wollen uns bewegen“, sagte Hanßmann. Zurückhaltender gab sich die kleinste Gruppierung Kirche für morgen, die zusammen mit der Lebendigen Gemeinde Heinzmann unterstützt hatte. „Wir haben keine Eile“, sagte deren Sprecher Matthias Böhler. Er wolle lieber neue Kandidaten suchen. July scheidet im Juli aus.

Wie ein Parlament

Urwahl
 Die württembergische Landessynode ist ein Unikum. Als einzige in Deutschland wird sie vom Kirchenvolk direkt gewählt – zuletzt im Dezember 2019. In allen anderen Landeskirchen ist ein Delegiertensystem üblich.

Fraktionen
 Einzigartig ist auch die Aufteilung in Gesprächskreise. Der größte ist die linke Offene Kirche mit 31 Sitzen, gefolgt von der konservativen Lebendigen Gemeinde (30). Dazwischen steht Evangelium und Kirche (17). Die Kirche für morgen (12) vertritt einen moderneren Pietismus.