Weil es immer weniger Pfarrstellen gibt, müssen die Gemeinden über den eigenen Kirchturm (im Bild die Martinskirche) hinausschauen. Foto: Archiv Alexandra Kratz

Der Pfarrplan 2024 sieht für den Distrikt Stuttgart-Möhringen künftig eine Pfarrstelle weniger vor. Das hat Konsequenzen. Möhringen und Fasanenhof wollen sich zusammenschließen. Wir haben alle Fakten.

Möhringen - Der Pfarrplan 2024 bringt für die Kirchengemeinden Veränderungen. Insgesamt sollen bis 2024 im Gebiet der württembergischen Landeskirche die 1666 Pfarrstellen um 220 auf dann 1446 verringert werden. Die Evangelische Landeskirche sieht auch im Dekanatsbezirk Degerloch weniger Stellen vor. Das Dekanat umfasst neben den Stadtbezirken Vaihingen und Möhringen auch Degerloch, Sillenbuch, Plieningen und Birkach.

Aktuell gibt es im Dekanat 26,75 Pfarrstellen. Künftig sollen es nur noch 21 sein. Die Gemeinden vor Ort haben sich zusammen mit ihren jeweiligen Nachbargemeinden Gedanken darüber gemacht, wie das funktionieren und wo was eingespart werden kann. Der Möhringer Pfarrer Ernst-Martin Lieb ist der Vorsitzende des Ausschusses für den Pfarrplan im Dekanat Degerloch und sagt: „Wir sind auf der Zielgeraden.“ Inzwischen sei klar, welcher Distrikt wie viele Pfarrstellen einsparen wird. Endgültig entschieden ist aber freilich noch nichts. Denn die genaue Umsetzung des Pfarrplans wird in einem mehrstufigen Verfahren ausdiskutiert. Das letzte Wort spricht die Landessynode voraussichtlich im Herbst.

Die Gesamtkirchengemeinde ist nur eine Option

Im Distrikt Möhringen, der deckungsgleich mit dem Stadtbezirk ist, summieren sich die Pfarrstellen aktuell auf 550 Prozent. 3,5 sind im Stadtteil Möhringen verankert, und jeweils eine Stelle in den Stadtteilen Fasanenhof und Sonnenberg. Künftig sollen es im gesamten Distrikt nur noch 450 Prozent sein. „Das ist ein großer Schritt“, sagt Lieb.

Die Kirchengemeinden können also nicht weitermachen wie bisher. Darum wollen die Kirchengemeinden Möhringen und Fasanenhof enger zusammenrücken. Eine Möglichkeit ist, dass beide eine Gesamtkirchengemeinde bilden. Daneben würden aber auch noch andere Optionen in Erwägung gezogen, sagt Lieb. Der Prozess sei auf einem guten Weg und solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Sicher ist, dass das Pfarramt Fasanenhof künftig Fasanenhof-Möhringen 4 heißt und zusätzlich zum Fasanenhof einen Seelsorgebezirk mit etwa 500 Gemeindegliedern in Möhringen betreut.

Das bedeutet aber auch, dass auf dem Fasanenhof eine 100-Prozent-Pfarrstelle verankert bleibt. Alles andere wäre schwierig, sagt Lieb. Denn es gibt zu wenige Pfarrer. „Wir können Dienstaufträge nicht in kleinen Portionen vergeben“, sagt Lieb. Nur umgedreht werde ein Schuh draus. Das heißt, weil die Zahl der Mitglieder sinke, müsse ein Pfarrer mehrere Gemeinden übernehmen.

Eine weitgehend konstruktive und zielführende Diskussion

Das Pfarramt Sonnenberg heißt künftig Sonnenberg-Möhringen und wird Aufgaben im Distrikt übernehmen, die bisher von Möhringen aus bearbeitet wurden. Sonnenberg bekommt aber keinen Seelsorgebezirk in Möhringen. Auch beim Thema Zusammenschluss ist Sonnenberg außen vor. „Die Sonnenberger haben uns klar gesagt, dass sie noch nicht so weit sind. Das akzeptieren wir“, sagt Lieb.

Der Pfarrer und die Mitglieder des Kirchengemeinderats informierten in der Gemeindeversammlung Ende des vergangenen Jahres über die bevorstehenden Veränderungen. Mehr als 80 Gemeindeglieder kamen. Lieb und seine Mitstreiter waren positiv überrascht. Denn die Stimmung war unaufgeregt, es gab kein Aufbegehren. Im Gegenteil: „Die Gemeinde hat dieses Thema vertrauensvoll zurück in unsere Hände gelegt.“ Auch insgesamt spricht Lieb als Ausschussvorsitzender für den Pfarrplan im Dekanat Degerloch von einer weitgehend konstruktiven und zielführenden Diskussion. „Wir haben überall eine vertretbare Lösung hinbekommen, auch wenn die Angelegenheit insgesamt schmerzlich ist.

Kein Schnellschuss beim Thema Immobilien

Die Kirchengebäude im Distrikt Möhringen sind aktuell noch kein Thema. Klar ist aber, dass mittelfristig Handlungsbedarf besteht. Denn gebaut wurden die Gebäude einst für etwa 10 000 Gemeindeglieder. Seit Jahren ist die Zahl zurückgegangen. Als Lieb 1998 nach Möhringen kam, waren es etwa 8000 Gemeindemitglieder, nun sind es 5770. Dem müsse die kirchliche Infrastruktur angepasst werden.

Aktuell gibt es allein im Stadtteil Möhringen mit der Martinskirche, der Auferstehungskirche und der Christuskirche drei Gotteshäuser und zwei Gemeindezentren. Das Gemeindezentrum der Christuskirche wurde zurückgebaut. Hinzu kommen die Kirchen und Gemeindezentren in Sonnenberg und auf dem Fasanenhof. In Summe ist das zu viel. „Das ist bekannt“, sagt Lieb. Man werde sich zu gegebener Zeit betont ruhig und sachlich mit diesem Thema auseindersetzen. „Wir wollen da keinen Schnellschuss machen“, sagt Lieb. Denn das sei nicht notwendig, weil die Gemeinden in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet haben.