Heinrich Bedrod-Strohm will junge Menschen stärker an der Kirche beteiligen. Foto: dpa

Die evangelische Kirche will junge Menschen besser beteiligen. Die Synode der EKD diskutiert über neue Wege in die Zukunft.

Bonn - Nach dem Reformationsjubiläum ist vor der Umgestaltung der Kirche. Diese Losung gibt die Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die nächsten Jahre aus. Das Gedenken an den Thesenanschlag von Martin Luther vor 500 Jahren habe einen Motivationsschub gebracht und eine Aufbruchsstimmung erzeugt. Diese Energie solle nicht verpuffen, sondern für Reformen genutzt werden, mahnte der Ratsvorsitzende der EKD Heinrich Bedford-Strohm. Zentral sei es dabei, junge Menschen stärker zu beteiligen, sagte der bayerische Landesbischof vor der in Bonn tagenden Synode der EKD. Und er regte Veränderungen an. So solle über eine Jugendquote in den kirchlichen Gremien diskutiert werden: „Noch immer sind junge Menschen unterrepräsentiert, wenn es um Orte geht, an denen die Zukunftsentscheidungen getroffen werden“, klagte der Münchner.

Eine ernüchternde Diagnose

In seinem Ratsbericht über das vergangene Jahr fiel die Diagnose überdies nüchtern aus. Für große Teile der nachwachsenden Generation sei die Kirche nicht mehr relevant. Deren Aufgabe sei es nun, „Formen von Gemeinschaft anzubieten, die der Lebenswirklichkeit von Jugendlichen entsprechen.“ Da ist für den Theologen vieles denkbar: eine noch stärkere Projektorientierung von kirchlichen Angeboten, eine Präsenz an bisher ungewohnten Orten wie im Fitness-Studio oder im Skaterpark und eine stärkere Durchdringung des digitalen Raums. Er frage sich zum Beispiel, so Bedford-Strohm, warum die Kirche nicht viel stärker die E-Mail-Adressen ihrer Mitglieder nutze.

Viel Selbstkritik in der evangelischen Kirche

Auch bei einem anderen politisch stark umstrittenen Thema zeigte sich der Ratsvorsitzende selbstkritisch. Offenbar hätten sich zahlreiche Menschen moralisch unter Druck gesetzt gesehen durch die Plädoyers der Kirchen in der Flüchtlingsfrage. Doch niemand, der diese Positionen nicht teile, solle als „schlechterer Mensch“ oder „unzulänglicher Christ“ verurteilt werden, betonte Bedford-Strohm. Der Bischof machte deutlich, dass ein derartiges Schwingen mit der Moralkeule leicht Abwehr und Aggression auslöse. Deshalb solle die Kirche auf einen stärker werbenden Ton in der Argumentation achten.

Seine Bilanz des Reformationsjubiläums fiel demgegenüber ungleich freundlicher aus. Vor allem von den Erfahrungen des 31. Oktober zeigten sich er und die Präsidentin der Synode Irmgard Schwaetzer begeistert. Der Zuspruch zu den Gottesdiensten sei so groß gewesen, dass die Plätze in vielen Kirchen nicht gereicht hätten. „So etwas haben wir noch nie erlebt“, erklärte Bedford-Strohm. Durch viele Veranstaltungen in den Gemeinden sei es auch gelungen, mit Leuten in Kontakt zu kommen, die man sonst nicht erreiche.