Die Evangelische Heimstiftung ist vorübergehend in die früheren Polizeibüros an der Neckarstraße gezogen. Foto: Jürgen Brand

Die Evangelische Heimstiftung verändert sich räumlich und organisatorisch: Während am Stöckach der neue Sitz gebaut wird, läuft im Interimsquartier an der Neckarstraße die Umstrukturierung auf Hochtouren.

S-Ost - In der Neckarstraße 207 herrscht seit einigen Wochen ganz neues Leben. Wo bis vergangenes Jahr Mitarbeiter der Landespolizei ihre Büros hatten, arbeiten jetzt die rund 170 Beschäftigten der Evangelischen Heimstiftung interimsweise. Der bisherige Sitz der Heimstiftung, die nach eigenen Angaben der größte Altenhilfeträger Baden-Württembergs ist, wird wie berichtet um- und zum Teil neu gebaut. Deswegen musste für die Heimstiftung ein Interimsquartier gefunden werden. Dass dafür das Areal an der Neckar- und Metzstraße gefunden werden konnte, wird auch vom Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider als Glücksfall empfunden.

Das Quartier an der Ecke Neckarstraße und Metzstraße ist selbst in einem Wandelprozess. Mehr als 20 Jahre lang war dort die Citroën-Niederlassung ansässig, bis sie Mitte vergangenen Jahres in die Pragstraße umzog. Als Nachfolger zog das Autohaus von der Weppen mit einem Kia-Vertriebszentrum ein. Die Büroräume über dem Autohaus wurden viele Jahre lang von der benachbarten Landespolizeidirektion I in der Neckarstraße 195 genutzt. Im Zuge der Polizeireform wurden diese Büros im vergangenen Jahr aber geräumt – und eröffneten so der Heimstiftung eine vorher lange gesuchte Chance für ein Interimsquartier in unmittelbarer Nähe zum bisherigen Sitz, der nur eine Stadtbahnhaltestelle entfernt liegt.

Kontinuierliches Wachstum

Obwohl der Spatenstich für den Neubau am Stöckach, der „Antonie-Kraut-Haus“ genannt werden wird, erst Mitte Januar erfolgte, laufen die Vorbereitungen für den Rückumzug voraussichtlich Ende 2016 schon. „Wir befinden uns seit April 2014 in einer Modellphase“, erklärt die Assistentin der Geschäftsführung und Pressesprecherin der Heimstiftung, Judith Eschenhagen. Die Heimstiftung ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen, die Zahl der zugehörigen Einrichtungen wie Altenwohn- und -pflegeheime hat sich seit den 1990er Jahren von 40 auf mehr als 80 verdoppelt. Da ein weiteres Wachstum allein aufgrund der demografischen Entwicklung vorgezeichnet scheint, nutzt die Heimstiftung die Neubauphase auch zu einer organisatorischen Erneuerung.

Ziel dieser Umstrukturierung ist, alle sogenannten „kundenfernen Managementprozesse“ wie etwa die Bereiche Personal und Buchhaltung zu zentralisieren und die „operativen Einheiten“, also die Heime, davon zu entlasten. Deswegen wird es in der neuen Zentrale von Ende 2016 an rund 200 Arbeitsplätze geben. Da die Neuorganisation nicht von heute auf morgen geschehen kann, sondern ein laufender Prozess ist, gehören auch im Interimsquartier an der Neckarstraße und in einem benachbarten Gebäude in der Metzstraße Veränderungen sozusagen zum Alltag der Mitarbeiter der Heimstiftung.

Geistiges Zentrum

In den Neubau am Stöckach investiert die Heimstiftung rund 18 Millionen Euro. Da das Grundstück im Sanierungsgebiet Stuttgart 29 – Stöckach liegt, steuert die Stadt Fördermittel in Höhe von etwa 300 000 Euro bei. Das neue Antonie-Kraut-Haus soll, so Bernhard Schneider, auch zum geistigen Zentrum für die Heimstiftung werden. Neben modernen Arbeitsplätzen, einem Betriebsrestaurant und einem Rechenzentrum entsteht dort auch ein großer Kommunikations- und Schulungsbereich, in dem künftig Konferenzen und Fortbildungsveranstaltungen stattfinden sollen.

Nur eines ist im Zuge der Neuausrichtung bisher nicht gelungen. „Wir hätten gerne in unmittelbarer Nähe zur Zentrale auch operative Einheiten geschaffen“, sagt Bernhard Schneider. Er meint damit beispielsweise ein Pflegeheim oder eine Wohneinrichtung mit Teilpflegemöglichkeiten. „Danach suchen wir noch, gerade auch im Stuttgarter Osten.“

Für das Areal an der Neckarstraße gibt es bereits Pläne für die Zeit nach dem Auszug der Heimstiftung voraussichtlich Ende 2016. Dort soll zum einen der Penny-Markt von 600 auf 900 Quadratmeter Fläche vergrößert werden. Zum anderen könnte sich das Quartier zu einem Wohnungsbauschwerpunkt mit bis zu 150 möglichen neuen Wohnungen entwickeln.