Schloss Grafeneck – abgelegen, schwer zugänglich – und damit der perfekte Tatort. Foto: Bildarchiv Gedenkstätte Grafeneck

Einst ging hier der Adel zur Jagd. Die Nationalsozialisten machten Schloss Grafeneck zu einem Ort des Schreckens und richteten die erste Tötungsanstalt ein, in der psychisch Kranke vergast wurden.

Grafeneck/Bietigheim-Bissingen - Der kleine Walter ist nicht wie andere Kinder. Erst mit fünf Jahren kann er laufen und sprechen. Walter hat eine geistige Behinderung, deshalb kommt er mit zehn Jahren in eine Heilanstalt in Stetten im Remstal. Er ist musikalisch, gutmütig und sehr tüchtig, so dass er sogar Klassenbester wird. Auch als junger Mann ist er reinlich, kann sich selbst versorgen und bohnert die Böden tadellos, wie ein Anstaltsarzt berichtet. Kurz darauf ist Walter Hass tot. Mit 19 Jahren stirbt er, angeblich an Ruhr und Kreislaufschwäche. Tatsächlich wurde er in Grafeneck in der Gaskammer ermordet.