Litauen wird das 19. Euro-Land. Foto: dpa

Der Euro bekommt Nachwuchs. Als 19. Mitgliedsland und dritter baltischer Staat wird Litauen 2015 die Gemeinschaftswährung einführen. Die Regierung verspricht sich davon wirtschaftliche Vorteile, die Bevölkerung hingegen hat Angst vor einem „Teuro“.

Der Euro bekommt Nachwuchs. Als 19. Mitgliedsland und dritter baltischer Staat wird Litauen 2015 die Gemeinschaftswährung einführen. Die Regierung verspricht sich davon wirtschaftliche Vorteile, die Bevölkerung hingegen hat Angst vor einem „Teuro“.

Vilnius - Der Euro rückt näher: Weniger als 100 Tage zählt die Euro-Uhr über dem Eingang der litauischen Zentralbank in Vilnius noch bis zur offiziellen Einführung der Gemeinschaftswährung in dem baltischen Land. Deshalb macht sich EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag auf den Weg nach Vilnius. Doch anders als die Regierung des bald 19. Eurolandes sehen viele Litauer dem Abschied vom Litas skeptisch entgegen. Sie befürchten steigende Preise.

Litauen wird im zweiten Anlauf der Währungsunion beitreten, nachdem die Euro-Einführung 2007 an einer leicht überhöhten Inflation gescheitert war. Nun aber erfüllt das Land alle Kriterien und folgt Estland (Beitritt 2011) und Lettland (Beitritt 2014) in die Eurozone. Für die drei Ex-Sowjetrepubliken ist der Euro nicht nur ein weiterer Schritt der West-Integration, er gilt angesichts der Ukraine-Krise auch als sicherheitsrelevant.

Die Stimmung in der Bevölkerung ist jedoch gemischt. Bei der jüngsten Eurobarometer-Umfrage im September waren 49 Prozent der Litauer gegen und 47 Prozent für den Euro. Viele befürchten steigende Preise nach dem Währungswechsel und einen Identitätsverlust durch die Aufgabe des Litas, der als Symbol für die 1991 wiedererlangte Unabhängigkeit von der Sowjetunion gilt.

„Die Erfahrung der anderen baltischen Länder zeigt, dass sich diese Ängste nicht bewahrheitet haben“, sagt Ramunas Vilpisauskas von der Universität Vilnius. Nach einer Untersuchung der estnischen Zentralbank hatte die Euro-Umstellung in Estland nur einen geringen Einfluss auf die Teuerungsrate.

Euro und Litas müssen ausgewiesen werden

Ministerpräsident Algirdas Butkevicius wirbt für den Euro. Er erwarte positive Impulse für die Wirtschaft und dadurch neue Arbeitsplätze, Einkommenszuwächse und eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit des Landes.

Die Regierung will das Vertrauen der knapp drei Millionen Litauer in die EU-Währung mit einer Informationskampagne steigern. Außerdem besteht seit dem 22. August die Pflicht, Preise in Euro und Litas zugleich auszuweisen. Auch Kontrollen soll es geben.

Einer Analyse der Zentralbank zufolge wird die Wirtschaft vom Wegfall der Wechselgebühren profitieren, die Gemeinschaftswährung den Außenhandel beleben und Voraussetzungen für mehr ausländische Investitionen schaffen. Auch werde das Zinsniveau sinken - dies zeige sich am Beispiel Estlands und Lettlands.

In der Tat ziehen die Nachbarländer eine positive Euro-Bilanz. In den ersten sechs Monaten nach dem Währungswechsel seien 100 Millionen Euro an Gebühren bei grenzüberschreitenden Zahlungen gespart worden, sagt der lettische Zentralbank-Chef Ilmars Rimsevics.

Doch ob der Euro auch die Auswirkungen des russischen Importembargos abfedern kann, bleibt fraglich. Die baltischen Staaten unterhalten traditionell starke Handelsbeziehungen zu Russland. Gemeinsam mit Polen sind sie am heftigsten von den Sanktionen Moskaus betroffen.