Unheilig: Die mit Abstand bekannteste Band im ESC-Kandidatenrennen hat Millionen Platten verkauft und feiert 2014 ihr 15-jähriges Bestehen. Mit düster-melancholischen Songs („Geboren um zu leben“) räumt der Graf mit seiner markanten Stimme einen Preis nach dem anderen ab. Foto: dpa

Acht Künstler wollen nach Kopenhagen fahren, um Deutschland beim Eurovision Song Contest zu vertreten. Der bekannteste unter ihnen: Der Graf von Unheilig. Aber ist er deswegen automatisch der Favorit?

Acht Künstler wollen nach Kopenhagen fahren, um Deutschland beim Eurovision Song Contest zu vertreten. Der bekannteste unter ihnen: Der Graf von Unheilig. Aber ist er deswegen automatisch der Favorit?

Köln - Eine Punk-Lady mit Harfe, ein paar Jungs mit Elvis-Tolle oder vielleicht doch der Sänger mit seiner Grabesstimme und den melancholischen Texten? Die Kandidaten, die an diesem Donnerstag beim deutschen Vorentscheid zum „Eurovision Song Contest 2014“ ins Rennen gehen, könnten unterschiedlicher kaum sein.

So sind eine Reihe eher unbekannter Musiker am Donnerstagabend bei „Unser Song für Dänemark“ in Köln dabei. Ihre Erwartungen an den Abend formulieren sie betont-cool bis sympathisch-aufgeregt - je nach Typ. „Ich hüpfe ein bisschen auf der Bühne herum und versuche, gute Stimmung zu machen“, sagt etwa Das Gezeichnete Ich, ein circa 30-Jähriger, der sich nach einem Gedicht von Gottfried Benn benannt hat und seinen wirklichen Namen geheim hält.

"Einfach auf die Bühne gehen und rocken"

„Wir wollen einfach auf die Bühne gehen und rocken“, erklären die Jungs von The Baseballs, die im Elvis-Stil auftreten. „Wir sind super-super aufgeregt“, gesteht die Sängerin der Band Elaiza, die eine YouTube-Abstimmung gewonnen hatten und mit einer Wildcard am Vorentscheid teilnehmen.

Aber auch der bekannteste Teilnehmer, der Graf von Unheilig, ist nervös. Mit Millionen verkaufter Platten gilt er wohl Vielen als Favorit. Doch er selbst ist skeptisch. „Wenn gesagt wird, das ist der Favorit, meinen viele: 'Dann brauch ich für den ja gar nicht anzurufen.' Und diejenigen, die einen gar nicht so gut finden, sagen: 'Jetzt ruf ich extra für einen anderen an, damit der nicht gewinnt.'“ Deswegen stehe er unter großer Anspannung und der Vorentscheid sei „einer der schwersten Auftritte meines Lebens“.

Weitere Teilnehmer sind Oceana, MarieMarie, Santiano und Madeline Juno, deren Song „Error“ durch das Internet zum Überraschungserfolg wurde. Die ARD überträgt das Finale am Donnerstagabend um 20.15 Uhr live aus der Kölner Lanxess-Arena.

Nur die Zuschauer entscheiden

Die ARD-Zuschauer können insgesamt drei Mal abstimmen, bis der Sieger feststeht. Zunächst präsentiert jeder Teilnehmer einen Song. Das Publikum wählt vier Künstler in die nächste Runde, in der sie dann ein zweites Lied vorstellen. Nach einem erneuten Voting bleiben zwei Finalisten übrig, aus denen die Zuschauer schließlich den Sieger wählen.

Eine Jury gibt es dieses Mal nicht. Das Verfahren sei geändert worden, weil es im vergangenen Jahr „ein Missverständnis“ gegeben habe, erläutert ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber. Denn das Jury-Voting war erst nach der Abstimmung der Zuschauer und Zuhörer bekanntgegeben worden und hatte im Ergebnis Kritik ausgelöst. Außerdem solle das jetzt reine Zuschauer-Voting der Tatsache Rechnung tragen, „dass die Zuschauer immer recht haben“.

Barbara Schöneberger moderiert den Vorentscheid. In welchem Kleid? Das weiß sie noch nicht ganz genau. Nur eines sei sicher: „Es ist nicht transparent.“ Gefragt nach ihrem Lieblings-ESC-Titel schmettert die 40-Jährige spontan die Ballade „Hold me Now“, mit der Johnny Logan 1987 den Grand Prix für Irland gewann.

Deutschland hat den seit 1956 jährlich veranstalteten Liederwettbewerb bislang zwei Mal gewonnen. Nach Nicole (1982) erklomm Lena Meyer-Landrut 2010 den Thron. Wer auch immer am 10. Mai Deutschland beim ESC in Kopenhagen vertritt - schlimmer als Cascada, die im vergangenen Jahr auf Platz 21 landeten, kann er kaum abschneiden.