Der Sänger Tix (Norwegen) feiert seine Qualifikation fürs Finale. Foto: dpa/Peter Dejong

Mit einer bunten, fröhlichen Show vor Live-Publikum hat sich der Eurovision Song Contest (ESC) aus der Corona-Zwangspause zurückgemeldet: Danke, Rotterdam!

Rotterdam - Das ist die wichtigste Botschaft dieses Abends: Es funktioniert! Nach dem Corona-Total-Ausfall im vergangenen Jahr ist der Eurovision Song Contest zurück und hat am Dienstagabend in Rotterdam das erste Halbfinale veranstaltet. Und es war ebenso bewegend wie mitreißend: nach Monaten des Lockdowns eine erste Hallen-Großveranstaltung mit viel Musik, viel Show, viel Stimmung, live übertragen für Millionen von Zuschauer zwischen Kanada und Australien. Das Motto des diesjährigen ESC – Open up – wurde Wirklichkeit: Europa öffnet sich wieder!

Die niederländische Regierung hat die ESC-Shows unter strikten Hygieneauflagen erlaubt, lässt vor allem jeden Abend 3500 Fans in die Ahoj-Arena in Rotterdam. Und das niederländische Fernsehen hat die Bühne und die Hallenelemente so geschickt arrangiert, dass tatsächlich der Eindruck eines großen Publikums entsteht, das mit Beifall und Jubel für viel Stimmung sorgt. Natürlich wurden alle Zuschauer zuvor auf Corona getestet – und auch die Künstler unterliegen einem strengen Isolationskonzept; sie dürfen sich während der gesamten ESC-Wochen nur zwischen Hotel und Bühne bewegen.

Die beste Nachricht am Schluss

39 Länder nehmen dieses Jahr am ESC teil, 16 von ihnen mussten im ersten Halbfinale antreten, zehn qualifizierten sich nach den Votings von Zuschauern und Fachjurys für die Finalshow am Samstag. Die beste Nachricht am Schluss der gut zweistündigen Übertragung: Belgien hat es geschafft! Die international erfolgreiche Gruppe Hooverphonic hat mit ihrem cool-rockigen Titel „The Wrong Place“ den bisher besten Popbeitrag des ESC 2021 geleistet – und hat im Finale am Samstag gute Chancen auf einen vorderen Platz.

Auch sonst setzte sich im ersten Halbfinale viel Qualität durch: The Roop aus Litauen lieferte in knallgelb einen wunderbar choreografierten Discosong über das einsam-isolierte Tanzen in Coronazeiten: „Discotheque“. Der Sänger TIX aus Norwegen trat zwar in einem ziemlich unförmigen Engelskostüm auf, aber sein Titel „Fallen Angel“ ist tatsächlich sehr eingängiger, guter Pop. Ganz wie Tusse aus Schweden, dessen Beitrag „Voices“ alle Ohrwurm-Qualitäten für die Final-Top-Ten hat. Und was genau die Sängerin Manizha aus Russland da genau rappt, versteht man als Nicht-Russe natürlich nicht. Aber eine super Videobegleitung erzählt vom Kampf der Frauen um mehr Rechte im Putin-Reich, und allein das ist schon das Weiterkommen wert.

Danke, Rotterdam!

Weitere Gewinner aus dem Halbfinale sind Zypern, Israel, Aserbaidschan, die Ukraine und Malta. Auf Zypern und Aserbeidschan hätte man am kommenden Samstag zwar gern verzichten können, aber die Künstlerinnen liefern letztlich genau jenen knallbunten Schrill-Humta-Humta-Pop, ohne den ein ESC ja nur halb so schön wäre.

Einziger Wermutstropfen am Dienstagabend: Australien hat es erstmals nicht ins Finale geschafft. Lag es daran, dass die Sängerin Montaigne aufgrund der aktuellen Ausreiseverbote in ihrem Heimatland als einzige Künstlerin nicht nach Rotterdam reisen durfte, sondern ihren Beitrag von Down Under aus per Video eingespielt werden musste? Egal, mindestens ein Grund zur Klage ist beim Grand Prix ja immer. Und überwiegen tut sie doch: die Begeisterung. Der ESC ist nicht nur da. Sondern es funktioniert tatsächlich. Am Donnerstag folgt das zweite Halbfinale. Danke, Rotterdam!