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Um hiesige Gesetzen zu umgehen, reisen viele zur künstlichen Befruchtung in ein anderes EU-Land.

Jette - Um die strengen Gesetze in ihrer Heimat zu umgehen, reisen immer mehr Deutsche zur künstlichen Befruchtung in ein anderes EU-Land. Das Universitätskrankenhaus im Brüsseler Vorort Jette gilt als europäisches Mekka der modernen Fortpflanzungsmedizin.

An manchen Tagen traut sich Martina B. (alle Namen geändert) kaum noch vor die Tür. Sie kann es nicht ertragen, Babys schreien zu hören, sie kann keine Kinderwagen sehen, keine lachenden Familien und erst recht keine schwangere Frauen. "Das versetzt mir solch einen Stich, dass ich nicht mehr atmen kann", sagt sie. In diesen Momenten will sie sich in ihrem Zimmer verkriechen. Sie will aufgeben, alles absagen, auch den nächsten Termin in der Klinik. Doch ihr Mann Klaus redet ihr gut zu. Es wird schon, sagt er.

Martina und Klaus B. sitzen im Wartezimmer des Universitätskrankenhauses im Brüsseler Vorort Jette und erzählen von den Qualen, die ihr unerfüllter Kinderwunsch auslöst. Im Zentrum für Reproduktionsmedizin ist an diesem Nachmittag jeder Stuhl besetzt; ein Paar neben ihnen spricht Italienisch, schräg gegenüber sitzen Franzosen. Eine Frau hat sogar noch ihren Koffer dabei, als sei sie gerade erst aus dem Flugzeug gestiegen.

Auch die beiden Deutschen haben eine lange Reise hinter sich: Mehr als 700 Kilometer sind sie mit dem Auto von Brandenburg nach Belgien gefahren. Es ist der letzte Ausweg, ihre letzte Hoffnung. Zwei Versuche der künstlichen Befruchtung in Deutschland waren bereits fehlgeschlagen, nun setzen sie auf ein drittes Mal, fern von ihrer Heimat. Die Klinik in Brüssel gilt als europäisches Mekka der modernen Fortpflanzungsmedizin. Die belgischen Gesetze sind wesentlich liberaler als in vielen anderen europäischen Länder. Eizellenspende, das Einfrieren von Eiern, der Gencheck vor Einsetzen des in vitro gezeugten Embryos in die Gebärmutter - hier ist das alles erlaubt.