Marine Le Pen kann mit dem Ergebnis der Europawahl zufrieden sein. Foto: AP

Die Rechtspopulisten ziehen an der Liste von Präsident Macron vorbei. Die Grünen legen überraschend zu.

Paris - In Frankreich ist esbei der Europawahl zu dem erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen gekommen. Dabei liegen die Rechtspopulisten vor der Partei von Präsident Emmanuel Macron. Die Partei Rassemblement National (RN, der frühere Front National) von Marine Le Pen wurde laut ersten Prognosen am Sonntag mit 23 bis 24,2 Prozent stärkste Kraft. Macrons La République en Marche (LREM) kommt demnach auf 21,9 bis 22,5 Prozent.

Dies wäre eine empfindliche Schlappe für den Pro-Europäer Macron. Im Lager des Präsidenten hatte man noch bis zum Schluss gehofft, dass die sehr hohe Wahlbeteiligung von fast 50 Prozent ein gutes Omen sein könnte. Dies erwies sich allerdings als Trugschluss. Die Rechtspopulisten waren bereits bei der letzten Europawahl 2014 stärkste Kraft geworden.

Forderung nach Auflösung des Parlaments

Der Jubel bei den Anhängern des Rassemblement National kannte keine Grenzen und der Hohn über die Niederlage des Gegners war groß. „Das ist ein Sieg der von Emmanuel Macron verachteten, betrogenen und beleidigten Franzosen“, tönte RN-Sprecher Sébastien Chenu. Aus dem Lager des Präsidenten wurde lediglich das „ehrenvolle Ergebnis“ hervorgehoben, das Nathalie Loiseau, die Spitzenkandidatin der Macron-Liste Renaissance erreicht hat.

Jordan Bardella, 23 Jahre alter Spitzenkandidat der EU-Liste des Rassemblement National, nahm nach dem Sieg die Forderung seiner Parteichefin Le Pen auf und forderte, dass nun das französische Parlament aufgelöst werden müsse. Macron regiere seit zwei Jahren gegen sein Volk, das müsse Konsequenzen haben.

Großer Verlierer sind die Linken

Eine große Überraschung am Wahlabend war das Abschneiden der grünen Partei Europe Écologie, die laut den Prognosen auf rund 12 Prozent kommt. Obwohl in Umfragen die Franzosen immer wieder betonten, wie wichtig ihnen das Thema Umweltschutz ist, schien es den Grünen nicht zu gelingen, das Thema Ökologie überzeugend für sich zu besetzen. Esther Benbassa, Senatorin der Grünen in Paris, sieht nun allerdings eine grüne Welle auf ihr Land zurollen. Alle anderen Parteien hätten versucht, sich einen ökologischen Anstrich zu geben, aber die Menschen würden am Ende lieber das Original wählen, erklärte sie.

Geschlagen geben mussten sich die konservativen Republikaner um den ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy, die auf knapp acht Prozent kamen. Die ganz großen Verlierer in Frankreich sind allerdings alle Parteien aus dem linken Lager. Selbst La France Insoumise von Jean-Luc Mélonchon kommt auf gerade einmal sechs Prozent. Raphaël Glucksmann, der Philosoph an der Spitze der Liste der Sozialistischen Partei, erschien vom Wahlergebnis sichtlich geschockt. Auch die einst so stolze Partei errang nur noch sechs Prozent.