Am Bahnhof von Marseille wurde ein Verdächtiger festgenommen (Archivbild). Foto: LR/AP

Im Bahnhof von Marseille wird ein Mann festgenommen. Er hat Material zum Herstellen eines Sprengkörpers dabei. In seinem Heimatland Bulgarien wird er schon länger gesucht.

Marseille - Der im Bahnhof von Marseille festgenommene Mann bleibt zunächst in den Händen französischer Sicherheitskräfte. Grund sei ein europäischer Haftbefehl wegen versuchter Tötung aus seinem Heimatland Bulgarien, berichtete die Regionalzeitung „La Provence“ am Montag. Der Mann war am Samstag wegen verdächtigen Verhaltens in Marseille in Gewahrsam genommen und der Bahnhof geräumt worden.

Es sei geplant, den 48-Jährigen nach Bulgarien zu überstellen, berichtete das Blatt unter Berufung auf Staatsanwalt Xavier Tarabeux. Der Mann soll nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP bereits am Dienstag vor einem Gericht in Aix-en-Provence in Südfrankreich erscheinen.

Der 48-Jährige habe bei seiner Festnahme „elektrisches und elektronisches Material“ dabeigehabt, das zum Herstellen eines Sprengkörpers benutzt werden könnte, hatte Tarabeux laut AFP erklärt. Der Jurist machte nun deutlich, dass die Staatsanwaltschaft in dieser Sache derzeit nicht gegen den Mann vorgehe. Der Mann habe nicht erläutert, warum er die Gegenstände dabei hatte.

Von Terrorverdacht war keine Rede

Er hatte zunächst vor Ermittlern angegeben, Tschetschene zu sein. Der verantwortliche Polizeipräfekt Olivier de Mazières sagte laut „La Provence“, die Tasche des Mannes habe keine Gegenstände enthalten, die unmittelbar gefährlich sein könnten.

Von einem Terrorverdacht war keine Rede, die Antiterrorstaatsanwaltschaft wurde nicht eingeschaltet. Der konservative Bürgermeister der Hafenstadt, Jean-Claude Gaudin, sprach aber laut AFP von einem „vereitelten Anschlag“ - der Verdächtige habe terroristische Absichten gehabt.

Der Bahnhof St. Charles im Herzen der Hafenstadt blieb am Samstag fast vier Stunden lang gesperrt, der Zugverkehr wurde unterbrochen, wie Medien berichteten. Eine Reisende hatte patrouillierende Soldaten auf das Verhalten des Mannes aufmerksam gemacht.

Frankreich wird seit Jahren von Terrorwelle erschüttert

Erst vor gut einer Woche hat ein 20-jähriger, aus Tschetschenien stammender Mann im Herzen von Paris mit einem Messer Passanten angegriffen und dabei einen Menschen getötet. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte die Tat für sich in Anspruch genommen. Ein Polizist erschoss den Angreifer.

Vor dem Bahnhof der Hafenstadt Marseille hatte ein Mann im Oktober vergangenen Jahres zwei Frauen erstochen. Er war dann von Sicherheitskräften getötet worden. Der IS reklamierte damals die Tat für sich. Frankreich wird seit Jahren von einer Terrorwelle erschüttert, über 240 Menschen wurden dabei aus dem Leben gerissen.