Thomas Vinterberg weiß, wie verführerisch Streamingdienste sind. Foto: imago images/Independent Photo Agency Int./Marco Provvisionato/IPA

Zum Auftakt der Online-Verleihung des Europäischen Filmpreises hat der Regisseur Thomas Vinterberg klar gemacht, dass Kino im harten Konkurrenzkampf mit den Streamingdiensten steht. Er will mehr Überraschendes auf den Leinwänden.

Berlin - Mit einer Gesprächsrunde hat die online stattfindende, mehrtägige Verleihung des Europäischen Filmpreises begonnen. Regisseur Thomas Vinterberg (51) sieht seine Branche in der Pflicht, das Publikum mit besseren Filmen zu überraschen. „Wir müssen Dinge machen, die Leute dazu bringen, ins Kino zu gehen, weil sie etwas anderes sehen wollen“, sagte Vinterberg („Das Fest“) am Dienstagabend.

Er diskutierte in einer Internetschalte mit Kollegen über die Pandemie, das Kino und die Konkurrenz durch Streamingdienste. Sie müssten die Menschen „an die Großartigkeit“ der Erfahrung erinnern, zusammen im Kino zu sitzen, sagte Vinterberg - denn es könne ziemlich gemütlich sein, zuhause Filme und Serien zu streamen.

Eine kulturelle Pandemie

„Ich denke, was auf diesen Streamingdiensten passiert, ist eine sich einschleichende Trägheit des Publikums“, sagte Vinterberg. Das sei eine kulturelle Pandemie, die man ernst nehmen müsse. Auch bei Arthouse-Festivals finde er Filme, die sich wiederholten oder mittelmäßig seien. Auch die polnische Regisseurin Agnieszka Holland („Charlatan“) sagte, es brauche bessere Filme.

Der Europäische Filmpreis wird in diesem Jahr an mehreren Abenden verliehen. Am Samstag wird der beste europäische Film des Jahres bekannt gegeben. Nominiert ist zum Beispiel Vinterbergs neuer Film „Der Rausch“ über Männer, die den Alkohol feiern. Auch zwei deutsche Regisseure sind vorgeschlagen: Christian Petzold mit „Undine“ und Burhan Qurbani mit „Berlin Alexanderplatz“.