Die EZB flutet die Märkte mit Geld. Nun bereitet sie einen Ausstieg vor. Foto: dpa

Seit der Finanzkrise überschwemmt die Europäische Zentralbank die Märkte mit billigem Geld. Am Donnerstag hat die Notenbank die Weichen für einen Ausstieg aus dieser Politik gestellt. Auch für Verbraucher ist das ein wichtiges Signal.

Frankfurt - Die Europäische Zentralbank hat die Weichen für einen Ausstieg aus ihrer umstrittenen Billiggeld-Politik gestellt. Die Notenbank will die Geldsummen, die sie monatlich in die Märkte pumpt, verringern: Der Betrag soll im Januar von derzeit 60 Milliarden Euro auf 30 Milliarden Euro sinken. Das Geld will die EZB weiterhin in Staatsanleihen und andere Wertpapiere stecken, und zwar mindestens bis Ende September. Eine Verlängerung ist möglich. Gleichwohl eröffnet die Entscheidung die Perspektive auf ein Ende der Geldflut. Wir erklären die Bedeutung der Beschlüsse für Verbraucher.

Warum ist die Entscheidung wichtig?

Die niedrigen Zinsen sind gut für Kreditnehmer, aber ein Nachteil für Sparer. Auf ihre Kontoeinlagen bekommen sie praktisch keine Zinsen mehr. Berücksichtigt man noch die allgemeine Teuerung, so verlieren die Ersparnisse sogar an Wert, denn da die Preise steigen, werden Sparer für ihre zurückgelegten Euro in Zukunft nicht mehr so viel kaufen können wie heute. Diese Geldentwertung durch Inflation kann bei höheren Zinsen ausgeglichen werden, derzeit ist das bei Bankeinlagen aber nicht der Fall. Auch für die Altersvorsorge sind die niedrigen Zinsen ein Problem, weil etwa die in Lebensversicherungen eingezahlten Beiträge nicht mehr so stark im Wert zunehmen wie früher.

Ändern die Beschlüsse etwas daran?

Wenn die EZB künftig weniger Anleihen kauft, dürfte zumindest die Verzinsung dieser Papiere langsam steigen. Das sollte sich mit Verzögerung auch auf Lebensversicherungen positiv auswirken, weil sie traditionell einen Großteil ihrer Kundengelder in Anleihen stecken. Einen „Silberstreif am Horizont“, sieht Klaus Wiener, Chefvolkswirt des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Mittelfristig dürften wir eine zumindest ansatzweise Normalisierung des Zinsgefüges sehen, vor allem dann, wenn der konjunkturelle Aufschwung so kräftig bleibt wie im Moment. Allerdings werden die Zinsen auch dann auf absehbare Zeit sehr niedrig bleiben. Die Menschen müssen also mehr für das Alter vorsorgen.“

Was passiert auf meinem Bankkonto?

Die Zinsen auf Giro- und Tagesgeldkonten werden wohl noch lange nahe Null bleiben. Denn sie orientieren sich am Leitzins der EZB. Dieser liegt bei Null, und daran wird sich wohl auch 2018 nichts ändern. Denn über etwaige Zinsanhebungen will die Notenbank erst nach Abschluss ihres Kaufprogramms überhaupt nachdenken.

Wozu dient das Kaufprogramm?

Die EZB erwirbt die Wertpapiere hauptsächlich von Banken, Versicherungen oder Fondsgesellschaften. Dadurch fließen diesen Finanzinstituten jeden Monat gewaltige Summen zu. Wenn diese etwa in Form von Bankkrediten an Unternehmen und Verbrauchern weitergereicht werden, stützt das den Konsum. Oder die Finanzinstitute legen das Geld an, was der Wirtschaft ebenfalls nützen kann – ein Beispiel dafür sind Investitionen in Aktien, also Unternehmensanteile.

Warum ist das Programm umstritten?

Europas Zentralbank kauft hauptsächlich Staatsanleihen, also Schuldtitel der Euromitgliedsländer. Die Finanzminister dieser Länder müssen deshalb weniger Zinsen zahlen. Kritiker befürchten, dass dadurch der Reformdruck auf hoch verschuldete Staaten sinkt – und gleichzeitig ein Anreiz zur Aufnahme neuer Schulden entsteht. Überdies verstärken die sinkenden Zinsen auf Staatsanleihen den Abwärtsdruck auf das gesamte Zinsniveau.

Warum gibt es Strafzinsen?

Das Geld, das die Geschäftsbanken von der EZB bekommen, soll nach deren Willen möglichst schnell an Unternehmen und Verbraucher weitergereicht werden. Parken sie es stattdessen bei der EZB, müssen sie dafür eine Strafgebühr in Form negativer Zinsen zahlen. Diese Kosten geben viele Kreditinstitute bereits an einen Teil ihrer Kundschaft weiter, nämlich an Unternehmen. Diese zahlen für hohe Einlagen bei Banken also drauf. Privatkunden werden bislang nur von wenigen Geldhäusern mit Strafzinsen belangt, und dann auch nur bei sehr hohen Summen ab 100 000 Euro.