Der FC Augsburg feiert das 1:0 von Piotr Trochowski in Alkmaar. Foto: ANP

Der FC Augsburg hat in Alkmaar seinen ersten Sieg in einem europäischen Fußballwettbewerb geholt. Schalke verspielte seine Führung gegen Sparta Prag.

Alkmaar - Kunstschütze Piotr Trochowski und ein überragender Rückhalt Marwin Hitz haben den FC Augsburg zum historischen ersten Sieg im Fußball-Europapokal geführt. Trochowski sorgte am Donnerstag bei seinem Startelf-Debüt mit einem wunderbaren Freistoßtor für den 1:0 (1:0)-Erfolg der Schwaben bei AZ Alkmaar, den Hitz mit starken Paraden sicherstellte. Der Tabellenletzte der Bundesliga hat nach dem ersehnten Dreier in den Niederlanden plötzlich sogar wieder alle Chancen auf ein Weiterkommen in der Europa-League-Gruppe L, auch wenn das Team von Trainer Markus Weinzierl weiterhin Vierter ist.

Die rund 850 Augsburger Fans unter den 16 511 Zuschauern bejubelten ausgelassen den Premierensieg in Europa, Weinzierl stürmte direkt nach Abpfiff zu Hitz und umarmte seinen Schlussmann. Der von Trochowski (43. Minute) herausgeschossene Erfolg sollte dem FCA nun auch Aufwind für das schwere Ligaspiel am Sonntag bei Borussia Dortmund geben. „Die kämpferische Leistung der Mannschaft war sensationell. Das sollte uns Selbstvertrauen für die Meisterschaft geben“, kommentierte Manager Stefan Reuter.

Auch wenn natürlich nach wie vor nicht alles rund lief im FCA-Spiel. Vorn fehlte die große Durchschlagskraft, hinten die Stabilität - zumindest das Ergebnis aber stimmte dank Trochowski und Hitz diesmal. „Der Sieg ist sehr wichtig für die Moral“, sagte Trochowski. Reuter bekannte stolz: „Das Entscheidende in so einer Phase ist, dass du fightest, um jeden Ball kämpfst. Wir sind superglücklich!“

Unbezwingbarer Torwart

Hinten zeigte sich Torwart Hitz an diesem Abend unbezwingbar - und vorne war Trochowski an fast allen verheißungsvollen Aktionen beteiligt, nachdem der Neuzugang den Saisonauftakt verletzt verpasst hatte und zuletzt mehrfach nur zu Joker-Einsätzen gekommen war. In Minute 22 versuchte es der 35-malige Nationalspieler erstmals aus der Distanz, sein Weitschuss verfehlte das Tor nur knapp. Zwei Minuten vor der Pause zielte der 31-Jährige exakter und zwirbelte den Ball in perfekter Manier zur glücklichen Führung über die Mauer ins Tor. „Ich trainiere das, um das auch im Spiel umzusetzen“, sagte er später.

Damit hatte sich zugleich eine frühe taktische Umstellung von Trainer Weinzierl bezahlt gemacht. Noch Mitte der ersten Halbzeit beorderte der Coach Raul Bobadilla von der rechten Außenbahn für den indisponierten Caiuby ins Sturmzentrum. Mit Erfolg: Dank seiner physischen Präsenz brachte der kräftige Bobadilla Durcheinander in die Abwehr der Holländer - und holte mit energischem Einsatz obendrein den Freistoß heraus, den Trochowski zum 1:0 nutzte.

Zweite Halbzeit bringt Alkmaar nichts ein

Da brachte es den Niederländern wenig, dass sie im gegnerischen Strafraum eigentlich präsenter und auch gefährlicher waren als die Gäste aus der Bundesliga. Trotz zweier Großchancen allein vor der Pause reichte es aber zu keinem Treffer. Zunächst hielt Keeper Marwin Hitz mit einer starken Fußabwehr nach einem Schuss von Dabney dos Santos die Null für den FCA (19.), sechs Minuten vor der Pause verzog Vincent Janssen freistehend vor dem Tor. Insbesondere Ragnar Klavan wackelte anfangs bei seiner Rückkehr nach Alkmaar, sein überzeugender Nebenmann Jan-Ingwer Callsen-Bracker musste mehrfach ausbügeln.

Nach Wiederanpfiff erhöhten die Gastgeber den Druck, in der 61. Minute rettete Paul Verhaegh gegen Markus Henriksen. Weinzierl reagierte und stärkte durch die Einwechslungen von Dominik Kohr und Markus Feulner das zentrale Mittelfeld, zumal Alkmaar es zunehmend durch die Mitte versuchte. Eine der wenigen Augsburger Chancen in der zweiten Halbzeit vergab Bobadilla (76.) aus kurzer Distanz - es reichte aber auch so zum knappen Auswärtssieg. Auch, weil Hitz in der Nachspielzeit nochmals ganz stark gegen Henriksen parierte.

Schalke spielt Unentschieden gegen Prag

Nach dem Wirbel um einen möglichen Abschied von Manager Horst Heldt hat Jungstar Leroy Sané den FC Schalke 04 sportlich vor der ersten Niederlage in der Europa League bewahrt. Der 19-Jährige rettete den Königsblauen am Donnerstag mit seinem Treffer in der 73. Minute immerhin noch ein 2:2 (1:0) gegen Sparta Prag. Damit bleiben die Schalker mit sieben Punkten aus drei Spielen Tabellenführer der Gruppe K und könnten beim Rückspiel am 5. November das Weiterkommen fast schon perfekt machen.

Der in der Bundesliga bislang so glücklose Neuzugang Franco di Santo hatte die Schalker vor 51 244 Zuschauern mit seinem Kopfballtor in der sechsten Minute frühzeitig in Führung gebracht. Doch Kehinde Fatai (50.) und der eingewechselte David Lafata (63.) drehten in der zweiten Halbzeit für Sparta das Spiel, ehe Sané noch der Ausgleich gelang.

„Prag hat das sehr gut gemacht und den Ball gut laufen lassen. Wir haben uns mehr vorgenommen, leider hat es nicht gereicht“, sagte Sané und Kapitän Benedikt Höwedes ergänzte: „Wir haben uns das Ergebnis selbst eingebrockt. Wir haben lange Zeit das Ergebnis nur verwaltet, als dass wir zielgerichtet Fußball gespielt haben. Wichtig war aber, dass wir das Spiel nicht verloren haben. Wir sind zurückgekommen und haben Moral bewiesen.“

Tönnies war noch gar nicht da

Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hatte beim frühen Führungstor von di Santo noch gar nicht im Stadion seinen Platz eingenommen. Zu der Zeit hatte noch der Schalker Aufsichtsrat getagt, wobei die Personalie Heldt sicherlich eine zentrale Rolle in den Beratungen spielte. Der Abschied des Managers, der durch den Mainzer Christian Heidel ausgetauscht werden soll, könnte noch in dieser Woche beschlossene Sache werden. Heldt selbst hatte bereits am Wochenende eine zeitnahe Entscheidung angekündigt.

Der Manager verfolgte das Geschehen nicht neben Tönnies, sondern an der Seite von Geschäftsführer Peter Peters. Und was der frühere Bundesliga-Profi sah, war eine effiziente Schalker Mannschaft. Schon die erste Torchance führte zum Führungstor. Nach Freistoß von Kaan Ayhan traf der von Werder Bremen gekommene Stürmer mit dem Hinterkopf ins Netz. Für di Santo war es bereits der vierte Treffer im laufenden Wettbewerb, während er in der Bundesliga noch ohne Torerfolg ist.

Auf die Unterstützung seines Sturmkollegen Klaas Jan Huntelaar konnte di Santo nicht setzen. Der niederländische Torjäger stand wegen einer Hüftverletzung nicht einmal im Kader, Huntelaar sollte laut Trainer André Breitenreiter für das Bundesliga-Spiel am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach geschont werden. Ohnehin veränderte Breitenreiter seine Mannschaft auf fünf Personen.

Prag dreht das Spiel – fast

Und dem stark veränderten Schalker Team spielte die frühe Führung in die Karten. Sparta Prag, das ohne seinen gesperrten Trainer Zdenek Scasny auskommen musste, war gezwungen, den Vorwärtsgang einzuschalten. Dabei kombinierten die Tschechen im ersten Durchgang durchaus gefällig bis in den Schalker Strafraum hinein, allerdings fehlte vor dem Tor die nötige Konsequenz. Die beste Gelegenheit hatte noch Borek Dockal, der allerdings in der 39. Minute aus kurzer Entfernung direkt in die Arme von Ralf Fährmann schoss. Zuvor hatte Pierre-Emile Højbjerg noch eine gute Gelegenheit der Gastgeber (31.), die sich nach der Führung ein wenig zu sehr ausruhten.

Die Zurückhaltung sollte sich rächen. Innerhalb von 14 Minuten drehten die Prager, bei denen auch der frühere Hamburger Petr Jiracek in der Startelf stand, das Spiel. Erst führte eine verunglückte Abwehraktion von Weltmeister Benedikt Höwedes zum Ausgleich durch Fatai. Dann traf Lafata nur 81 Sekunden nach seiner Einwechslung per Drehschuss zur Führung.

Doch bei Schalke war wieder einmal auf Jungstar Sané Verlass. Der in der 61. Minute eingewechselte U21-Nationalspieler hatte zwölf Minuten später seinen großen Auftritt, als er den tschechischen Keeper David Bicik umkurvte und zum Ausgleich traf. Auch sonst sorgte Sané für große Belebung im Schalker Spiel.