Foto: Björn Hänssler

Eifrig ist das Stuttgarter Comedy-Trio Eure Mütter gerade dabei, lustige Lieder und dumme Fratzen einzuüben. Am 18. Februar startet im Theaterhaus das vierte Programm mit dem Titel "Ohne Scheiß: Schoko-Eis".

Stuttgart - Eifrig ist das Stuttgarter Comedy-Trio Eure Mütter gerade dabei, lustige Lieder und dumme Fratzen einzuüben. Am 18. Februar startet im Theaterhaus das vierte Programm mit dem Titel "Ohne Scheiß: Schoko-Eis". Wir sprachen mit "Mutter" Matthias "Matze" Weinmann über Comedy, Kultur und Käse.

Herr Weinmann, die Premiere sowie fünf Abende Ihres nach drei Jahren neuen Programms sind im Theaterhaus bereits ausverkauft. Werbung brauchen Sie nicht mehr. Können wir auf dieses Interview verzichten?

Wir geben Interviews ja nicht, um Werbung zu machen, sondern um unserem kolossalen Hang zur Selbstdarstellung nachzukommen. Außerdem wissen wir speziell bei Ihrer Zeitung sehr zu schätzen, dass wir niemals diesen üblichen "Warum heißt ihr Eure Mütter?"- und "Macht ihr das eigentlich hauptberuflich?"-Käse gefragt werden. Nebenbei: Ja, wir machen das hauptberuflich, und Eure Mütter ist einfach ein sehr guter Name.

Speziell bei dieser Zeitung haben Sie ja auch mal gearbeitet. Sie wissen also, dass Redakteure der Stuttgarter Nachrichten so höflich sind, dass sie im Interview selbst Menschen siezen, die sie, wenn keiner zuhört, duzen. Herr Matze, was haben Sie bei uns sonst noch fürs Leben, also für die Bühne gelernt?

Dass man sich, wenn gerade keiner hinschaut, in der Kantine ruhig mal trauen kann, einen zweiten Nachtisch zu klauen. Nein, im Ernst, was ich definitiv gelernt habe, ist, dass man nicht zu verliebt in seine eigenen Texte sein darf. Ein StN-Redakteur hatte damals über seinem Schreibtisch den Spruch hängen: "Selbst Goethe wird durch Kürzen besser." Das stimmt! Immer wenn ich eine Nummer geschrieben habe, gebe ich sie einem meiner beiden Kollegen. Der streicht dann gut ein Drittel weg, und in aller Regel ist der Text danach knackiger, pointierter, lustiger, mit einem Wort: besser.

Auf Ihrem PR-Foto von der imaginären Pressekonferenz sehen wir Sie vorn am Tisch und dahinter als Strahlehelden. Was ist vorher und nachher?

Das ist eigentlich eher "natürliches Aussehen" und "digitale Bildbearbeitung". Ein Netzwerk der bedeutendsten Grafiker in London, New York und Paris hat viele Arbeitsstunden in die professionelle Retusche investiert. Das war zwar ein teurer Spaß, aber das Ergebnis spricht für sich: Die haben unsere Fressen auf dem vorderen Foto wirklich verdammt hässlich hingekriegt!

Denken Sie daran, auch noch das Netzwerk bedeutender Schönheitschirurgen zu nutzen, um auch im wahren Leben so auszusehen wie auf den hinteren Fotos?

Nein, Moment, da haben Sie mich jetzt missverstanden. Das vordere Bild ist auf hässlich getrimmt, das hintere Foto ist Original. So sehen wir auch in echt aus. Vielleicht sogar noch ein bisschen besser.

Wir sind bereit, dieses Interview an die Agenturen weltweit weiterzugeben - doch dafür müssen Sie uns eine Exklusivmeldung liefern. Sie können berühmte Kollegen beleidigen oder sonst was Exklusives von sich geben ...

Uuh, Kollegen beleidigen - das klingt verlockend! Also der eine, der ist echt ein ganz blöder Arsch und eine richtig miese Sau. Der... na, dieser Typ... jetzt komm ich gerade nicht auf seinen Namen...

Kann ich Ihnen helfen? Meinen Sie Mario Barth oder Eckhart von Hirschhausen?

Nein, die sind beide ganz okay. Ich meine den einen... der auch bei Eure Mütter mitmacht. Dieser Depp!

Wie ist der neue Programmtitel entstanden? War's eine demokratische Entscheidung?

Jawohl, war es. Und das Votum fiel 3:0 für "Ohne Scheiß: Schoko-Eis!" aus. Keine Stimme erhielt der potenzielle Programmtitel "Zwei-Mann-Dildo", weil er a) überhaupt nicht zu unserem Plakat passt und b) so unangenehm an Til Schweiger erinnert.

Aber Dildo hätte auf Anzüglichkeiten schließen lassen, die Ihr Publikum liebt. In Ihrer Presseinfo heißt es nun, der Satz "Mich friert's am Sack" fällt nicht ein einziges Mal im neuen Programm. Schaffen Sie's nicht mehr bis unter die Gürtellinie?

Das hat eigentlich nichts mit der Gürtellinie zu tun, sondern vielmehr damit, dass es keinen von uns in den mittlerweile elf Jahren, in denen wir gemeinsam auf der Bühne stehen, jemals während eines Auftritts am Sack gefroren hat...

Was hört und sieht Ihr Publikum am liebsten?

Das sollten Sie vermutlich eher unser Publikum fragen. Wir hoffen: uns. Wir machen nämlich auch im neuen Programm wieder mit. Und werden wieder lustige Lieder singen, sagenhafte Dinge erzählen und ein paar Sachen auf die Bühne bringen, die sich nur ganz schwer beschreiben lassen. Vielleicht ist es diese Mischung, die unser Publikum gern mag.

Wird das Comedygeschäft im Laufe der Jahre schwieriger oder leichter?

Irgendwie beides. Leichter, weil man natürlich auf eine gewisse Routine und Erfahrung zurückgreifen kann. Andererseits aber auch schwerer, weil man ja immer besser werden möchte. Wir Mütter wollen unserem Stil natürlich treu bleiben, sind aber gleichzeitig immer auf der Suche nach neuen originellen Einfällen. Davon hatten wir zum Glück wieder eine Menge, aber unterm Strich weiß man bei aller Routine nie, ob das Publikum das, was wir uns ausgedacht haben, dann auch wirklich genauso lustig findet wie wir.

Wann endlich können wir mit dem Auftritt von Euren Vätern rechnen?

"Wann endlich", sagen Sie? Wünscht man sich das bei den Stuttgarter Nachrichten? Das wussten wir nicht! Also gut, wenn wir die Frage, warum wir Eure Mütter heißen, nicht mehr hören können, werden wir die Gruppe auflösen und uns dann vielleicht als Eure Väter neu zusammenfinden. Dann machen wir aber was anderes als Comedy, zum Beispiel Acid-Jazz oder Latino-Metal. Und man wird uns fragen: "Warum tragt ihr diese bunten Röcke und die Schleifen im Haar?" Und wir werden milde lächeln und sagen: "Alles begann mit einer Frage im Stuttgarter-Nachrichten-Interview..."

Premiere des neuen Mütter-Programms "Ohne Scheiß: Schoko-Eis" am 18. Februar im Theaterhaus. Dort tritt das Trio mit dieser Show bis zum 28. Februar auf. Karten gibt es nur noch für den 25. und 28. Februar unter Telefon 4 02 07 20