Es war der erste Auftritt seit seiner Ankündigung, den Stuhl Petri aufzugeben: Papst Benedikt XVI. schlug bei der Generalaudienz Begeisterung entgegen. Foto: dpa

Es war der erste Auftritt seit seiner Ankündigung, den Stuhl Petri aufzugeben: Benedikt XVI. schlägt bei der Generalaudienz Begeisterung entgegen. Die Strapazen der letzten Zeit sind ihm deutlich anzusehen.

Rom - Der Jubel lässt nicht lange auf sich warten. Vorsichtig und langsam schreitet Papst Benedikt XVI. auf seinen Sessel auf der gewaltigen Bühne der Audienzhalle zu und breitet die Arme zum Gruß der vielen tausend Gläubigen aus. „Viva il papa!“, rufen sie ihm zu, schwenken Fahnen, klatschen und warten gespannt auf die ersten öffentlichen Worte des obersten Katholiken nach seiner Rücktrittsankündigung, die weltweit eingeschlagen war wie ein Blitz. Benedikt wirkt befreit, seine Müdigkeit kann er aber nicht verbergen.

Viele Zuhörer sind gerührt und zeigen ihre Dankbarkeit: mit Applaus, Musik oder einfach Geschrei. Der Papst dankt es ihnen mit herzlichen Worten: „Ich habe fast physisch in diesen für mich nicht einfachen Tagen die Kraft des Gebetes und die Liebe der Kirche gespürt, euer Gebet trägt mich“, bekennt Benedikt unter den Augen auch zahlreicher Kardinäle und Bischöfe, die zu seiner Linken Platz genommen haben.

Die Kraft schwindet zusehends

Man merkt Joseph Ratzinger an, dass ihn die Bürde des Amtes zuletzt sehr mitgenommen hat, aber auch die historische Ankündigung, Ende des Monats das Pontifikat zu beenden. Der 85-Jährige spricht anfangs noch mit recht kräftiger Stimme. Im Laufe der mehr als einstündigen Generalaudienz, in der er sich in unterschiedlichen Sprachen an die Pilger wendet, wird er aber immer leiser. Er muss manchen Satz erneut beginnen und ist mitunter schlecht zu verstehen.

Als er die Ausführungen zum Sinn der Fastenzeit beendet hat und über sein Manuskript in die Menge blickt, schlägt ihm lauter Applaus entgegen. Benedikt bleibt sitzen und breitet die Arme zum Gruß aus.

Schon Stunden bevor der Papst über eine Seitentür die „Aula Paolo VI“ nahe dem Petersdom betritt, herrscht hektisches Treiben in der riesigen Halle: Schweizer Gardisten versuchen, den Ansturm zu orchestrieren und weisen den Besuchern mit strenger Miene den Weg. Immer wieder wird das Stimmengewirr von Musik unterbrochen: Ob Kinderchor oder Blaskapelle - die Pilger haben sich einiges ausgedacht für diese vorletzte Generalaudienz ihres scheidenden Pontifex an diesem Mittwoch.

Gerührt und gelöst

Gerührt und gelöst zeigt sich der Papst dann, als ein italienischer Schulchor eigens auf Deutsch die Lieder „Großer Gott, wir loben Dich“ und „Lobe den Herren“ anstimmen. Er dankt allen Sängern und Musikern, die sich mitunter monatelang auf diesen Moment vorbereitet haben für das Geschenk.

Gemeint ist auch die Musikkapelle Ruderatshofen im Allgäu: „Wir haben auf der Reise nach Rom von der Rücktrittsankündigung erfahren und es wegen Rosenmontag zunächst für einen Faschingsscherz gehalten“, erzählt Bürgermeister Johann Stich, der eine rund 65-köpfige Reisegruppe anführt. Den Schritt Benedikts, den Stuhl Petri räumen zu wollen, hält Stich für mutig. „Ich kann ihn verstehen und halte ihn auch für richtig.“ Wenn der Papst erkenne, dass er den Strapazen des Amts nicht mehr gewachsen ist, müsse er handeln.

Seine Empfehlung für den päpstlichen „Ruhestand“: „Er soll die letzten Tage in seinem Amt genießen und sich einfach ein bayerisches Bier und eine Brotzeit schmecken lassen“, sagt Stich schmunzelnd mit Blick auf die bayerische Herkunft Benedikts. Später schmettert die Kapelle aus Ruderatshofen Marsch um Marsch, und die gesamte Halle klatscht im Takt.

Wie hat der Papst auf seine Zuhörer gewirkt nach dem denkwürdigen Montag dieser Woche? „Er wirkt gebrechlich. Ich finde seine Entscheidung richtig“, sagt eine Rom-Pilgerin aus der Nähe von Deggendorf in Niederbayern. Schade sei es trotzdem, dass der deutsche Papst abtritt.