Unfallursache überhöhte Geschwindigkeit: im März 2019 starben in Stuttgart zwei Menschen, weil ihr Auto von einem anderen Fahrzeug gerammt wurde. Foto: dpa

Deutschland kommt bei der Sicherheit im innerstädtischen Verkehr langsamer voran als andere Länder in Europa. Dies zeigen Untersuchungen der EU.

Brüssel - Auf innerstädtischen Straßen sind europaweit die Erfolge im Kampf gegen tödliche Verkehrsunfälle deutlich geringer als auf Landstraßen und Autobahnen. Dies zeigt eine Studie des Europäischen Transportsicherheitsrates. Demnach ist die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle auf innerstädtischen Straßen in der EU und anderen Ländern zwischen 2010 und 2017 insgesamt nur um 14 Prozent gesunken. Die Zahl der Verkehrstoten auf Autobahnen (minus 16 Prozent) und auf Landstraßen (minus 24 Prozent) ging dagegen deutlich schneller zurück. Innerorts gehen die tödlichen Verkehrsunfälle vor allem zu Lasten der schwachen Verkehrsteilnehmer: Von den EU-weit 9500 Verkehrstoten bei Unfällen im Jahr 2017 waren mehr als zwei Drittel Fußgänger (39 Prozent), Motorrad- und Mopedfahrer (19) sowie Radfahrer (12). 30 Prozent der Getöteten waren Autofahrer.

Der Autor des Reports, Dovile Adminaite-Fodor, appelliert an die Kommunen: „Völlig zu Recht konzentrieren sich viele Städte darauf, die Luftqualität zu verbessern und den Privat-Gebrauch des PKW einzudämmen. Doch dies muss einher gehen mit Maßnahmen, die dafür sorgen, dass mehr Radfahrer und Fußgänger auch in einer sichereren Umgebung unterwegs sein können.“

Geringe Fortschritte

In Deutschland fallen die Fortschritte zur Verbesserung der Verkehrssicherheit in den Städten noch geringer aus als im Durchschnitt der anderen europäischen Länder. Während in Europa die Zahl der Verkehrstoten in Städten zwischen 2010 und 2017 um durchschnittlich 2,2 Prozent im Jahr sank, lag dieser Wert in Deutschland nur bei 1,2 Prozent. Allerdings zählt Deutschland zu den Ländern Europas mit den wenigsten tödlichen Unfällen im innerstädtischen Verkehr. Hierzulande sterben weniger als 20 Personen von einer Millionen Stadtbewohnern im Jahr bei Verkehrsunfällen. Der EU-Schnitt liegt bei 26. Beim EU-Spitzenreiter in Sachen Verkehrssicherheit in den Städten, Schweden, liegt der Wert etwa bei zehn, bei Schlusslicht Rumänien bei über 100.

Drastische Maßnahmen gefordert

Die EU hat sich vorgenommen, die Zahl der Verkehrstoten von 2010 bis 2020 um 50 Prozent zu senken. Die Autoren der Studie verlangen drastische Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit in den Städten: Zentral sei die Senkung der Geschwindigkeit im innerstädtischen Verkehr. Kontrollen hätten ergeben, dass 35 bis 75 Prozent der Fahrzeuge schneller unterwegs seien als die erlaubten 50 Stundenkilometer. Kontrollen und Strafen müssten verschärft werden. Zudem wird eine Ausweitung der Tempo-30-Zonen in Wohngebieten verlangt. Assistenzsysteme zur Notbremsung bei drohenden Kollisionen von Lastwagen mit Radfahrern und Fußgängern müssten Pflicht werden. Außerdem sollten abgetrennte Fahrradspuren an allen innerstädtischen Straßen kommen, auf denen Pkw und Lkw 50 Stundenkilometer fahren dürfen.