Dax büßt gesamten Jahresgewinn ein - US-Arbeitsmarkt sorgt für etwas Entspannung.

Berlin/Brüssel - Die Politik wünscht sich inmitten der endlosen Irrungen und Wirrungen in der Schuldenkrise so dringend ruhigere Märkte - tut aber fast alles, um das zu verhindern.

Neuer Beruhigungsversuch aus Brüssel: Die Angst der Finanzmärkte um Italien und Spanien sind aus Sicht von EU-Währungskommissar Olli Rehn unbegründet. "Weder Italien noch Spanien werden Hilfsprogramme brauchen", sagte er am Freitag. Zugleich schloss Rehn eine Aufstockung des europäischen Rettungsschirms EFSF aber nicht aus. Damit stellte er sich hinter EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der eine erneute Erhöhung des 440 Milliarden Euro schweren Krisenfonds ins Gespräch gebracht hatte. Finanzminister Wolfgang Schäuble äußerte sich skeptisch: "Es ist nicht zu erkennen, inwieweit eine Neueröffnung der Debatte nur zwei Wochen nach dem Gipfel zu einer Beruhigung der Märkte beitragen soll."

Tatsächlich verunsicherte die Diskussion die Märkte zusätzlich: Weltweit war nach der dramatischen Talfahrt vom Vortag keine Entspannung in Sicht. Der Deutsche Aktienindex (Dax) konnte zwar seine Verluste am Freitagnachmittag eindämmen, da die neuen Daten vom US-Arbeitsmarkt besser ausfielen als befürchtet. Er blieb aber den achten Tag in Folge im Minus. Zuvor waren Dow Jones und Nikkei eingebrochen. Der bereits in den Vortagen arg gebeutelte Dax hat inzwischen seine gesamten Jahresgewinne eingebüßt.

Rehn räumte ein, die Finanzmärkte hätten nicht wie erhofft auf die Beschlüsse des EU-Sondergipfels vom Juli reagiert. Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten hatten am 21. Juli ein zweites Hilfspaket für Griechenland und die Ausweitung der EFSF-Aufgaben auf den Weg gebracht. Ein Grund für die Talfahrt der Märkte sei die Schuldendebatte in den USA gewesen. Rehn äußerte aber auch Selbstkritik: "Wir hatten Schwierigkeiten, den Märkten die Beschlüsse zu vermitteln."

Volkswirte halten die panikartigen Verkäufe an den Börsen allerdings für übertrieben und kritisieren ein "Herdenverhalten".