Der Präsident und sein neuer General: Jean-Claude Juncker und Martin Selmayr. Foto: Corbis News

Er gilt als arbeitswütig und graue Eminenz, manche fürchten ihn: Martin Selmayr war Kabinettschef der EU-Kommission und wird nun mächtiger Generalsekretär des Präsidenten Jean-Claude Juncker.

Brüssel - Der Deutsche Martin Selmayr wird in der EU-Kommission von Präsident Jean-Claude Juncker wird eine zentrale Rolle spielen – der Strippenzieher und bisherige so genannte Kabinettschef wurde von der EU-Behörde zum künftigen Generalsekretär ernannt, wie die Nachrichtenagentur AFP erfuhr. Der 47-Jährige wird damit Nachfolger des Niederländers Alexander Italianer, der den wichtigsten Verwaltungsposten in der Behörde 2015 übernommen hatte. Juncker will nach Ende seines Mandats im Herbst 2019 nicht weiter Kommissionspräsident bleiben.

Bis dahin übernimmt die Führung seines Kabinetts die Spanierin Clara Martínez Alberola. Sie war seit November 2014 bereits stellvertretende Kabinettschefin. Der promovierte Jurist Selmayr gilt als einer der einflussreichsten Kabinettschefs, den die Kommission je hatte. Viele sehen ihn als klassischen „Strippenzieher“ oder „graue Eminenz“, einige fürchten ihn regelrecht. Juncker selbst soll ihn wegen seiner langen Bürozeiten und Arbeitswut als „Monster“ bezeichnet haben.

Juncker nannte ihn sogar „Monster“

Unter Beschuss war Selmayr vergangenes Jahr gekommen, weil vertrauliche Details eines Abendessens von Juncker mit der britischen Premierministerin Theresa May zum Brexit in die Presse durchgesickert waren. Selmayr wies den Vorwurf zurück, dass er die Quelle dafür gewesen sei. Nach dem Studium in Genf und Passau sowie am Londoner King’s College und der Universität von Kalifornien arbeitete Selmayr zunächst als Rechtsberater für die Europäische Zentralbank.

Im Jahr 2001 ging er zu Bertelsmann und wurde 2003 für den Medienkonzern Lobbyist in Brüssel. Im November 2004 wechselte er in die EU-Kommission: Er wurde dort Sprecher für Medien unter Kommissarin Viviane Reding. Als diese 2010 das Justizressort übernahm, wurde der Deutsche ihr Kabinettschef. Vor den Europawahlen 2015, bei denen die Parteien erstmals mit „Spitzenkandidaten“ antraten, war Selmayr Junckers Wahlkampfchef. Nach dessen Ernennung zum Kommissionschef wurde er im November 2014 Kabinettschef des früheren Luxemburger Regierungschefs. Seit 2010 ist er auch als Professor für europäisches Wirtschafts- und Finanzrecht an der Universität Saarbrücken tätig.