Größter Nettoempfänger war 2023 - wie im Vorjahr - Polen mit 8,2 Milliarden Euro. (Symbolbild) Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Etwa für die Strukturförderung oder die Landwirtschaft fließt Geld aus Brüssel in die EU-Länder. Das meiste davon kommt weiter aus Deutschland. Die größte Volkswirtschaft der EU profitiert aber auch.

Deutschland hat auch im vergangenen Jahr deutlich mehr in den EU-Haushalt eingezahlt als daraus in die Bundesrepublik geflossen ist. Das geht aus einer Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) von zuvor veröffentlichten Daten der EU-Kommission hervor. Demnach zahlte Deutschland 2023 rund 17,4 Milliarden Euro mehr in den Gemeinschaftsetat der Staatengemeinschaft als es erhielt und ist damit der größte Nettozahler der EU (2022: 19,7 Mrd Euro). Auf Platz zwei liegt Frankreich: Paris führte im vergangenen Jahr knapp 9 Milliarden Euro mehr ab, als an Rückflüssen zu verzeichnen waren. An dritter Stelle steht Italien mit einem Nettobeitrag von rund 4,5 Milliarden Euro.

Größter Nettoempfänger war 2023 - wie im Vorjahr - Polen mit 8,2 Milliarden Euro. Dahinter liegen Rumänien (6,0 Mrd Euro) und Ungarn (4,6 Mrd Euro). Bei Betrachtung der Nettozahlungen pro Einwohner liegt der Auswertung zufolge Irland an der Spitze - mit 236 Euro pro Kopf. In Deutschland beliefen sich die Zahlungen auf 206 Euro pro Kopf. In Relation zum Bruttonationaleinkommen (BNE) aber bleibt die Bundesrepublik größter Nettozahler, so die Autoren. Das BNE bezeichnet die Wirtschaftsleistung, die alle Inländer erwirtschaften.

143,4 Milliarden Euro flossen an Mitgliedsstaaten

Der Haushalt der Europäischen Union (EU) umfasste 2023 den Angaben nach insgesamt 173,1 Milliarden Euro. Davon flossen 143,4 Milliarden Euro an die Mitgliedsstaaten. Hinzu kamen Mittel des Corona-Aufbaufonds der Staatengemeinschaft in Höhe von 66,1 Milliarden Euro, wovon 64,6 Milliarden Euro an die Mitgliedstaaten gingen. Deutschland steuert als größter Nettozahler der Union fast ein Viertel der Mittel bei. Die Bundesregierung betont grundsätzlich, dass Deutschland zugleich auch so sehr vom EU-Binnenmarkt profitiere wie keine andere europäische Volkswirtschaft.

Als Grund für den gesunkenen Nettobeitrag Deutschlands zur EU nennen die Experten die schwache wirtschaftliche Lage hierzulande. „Da sich bereits abzeichnet, dass auch im laufenden Jahr keine wirtschaftliche Erholung in Deutschland zu erwarten ist (...), kann vermutet werden, dass der deutsche Nettobeitrag im Jahr 2024 noch einmal sinken wird“, schreiben die Autoren.