Die baden-württembergische Wissenschafsministerin Theresia Bauer bei einem Laborbesuch beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Foto: dpa

Die baden-württembergischen Hochschulen rufen in den laufenden Solidarpaktverhandlungen nach mehr Geld vom Land. Bei EU-Mitteln sahnen sie aber richtig ab.

Die baden-württembergischen Hochschulen rufen in den laufenden Solidarpaktverhandlungen nach mehr Geld vom Land. Bei EU-Mitteln sahnen sie aber richtig ab.

Stuttgart/Heidelberg - Karlheinz Meier ist voll des Lobes für die EU. Denn die erlaubt dem Professor und seinem Team an der Uni Heidelberg, der Funktionsweise des menschlichen Gehirns immer mehr auf die Schliche zu kommen. Beginnend im Oktober 2013 erhält seine Gruppe 4,5 Millionen Euro von der EU für 30 Monate. Das sind 8,3 Prozent der gesamten Förderung von 54 Millionen Euro für 80 Partner in Europa.

„Für uns ist die EU-Förderung absolut essenziell“, resümiert der Physiker. Denn deutsche Gelder fließen nicht in das „Human Brain Project“, bei dem die Heidelberger Computer entwerfen, die eine physikalische Kopie von Teilen des menschlichen Gehirns ermöglichen. Die Uni Heidelberg ist ein Beispiel dafür, dass Baden-Württembergs innovative Forschungslandschaft überdurchschnittlich von EU-Mitteln profitiert.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sieht die Hochschulen im Land weit vorn, wenn es um das Erkunden wissenschaftlichen Neulands geht. „Das hervorragende Abschneiden Baden-Württembergs bei der Einwerbung von EU-Mitteln ist ein beeindruckender Beleg dafür, dass die Forschung im Land mit ihren Projekten am Puls der Zeit liegt.“ Diese Exzellenz zahle sich in barer Münze aus.

So war der Südwesten zuletzt bundesweit führend beim Einwerben von Mitteln aus dem EU-Forschungsrahmenprogramm (2007-2013). Von deutschlandweit 6,196 Milliarden Euro flossen 1,4 Milliarden Euro nach Baden-Württemberg. Auch bei der Nutzung des Erasmus-Programms für lebenslanges Lernen gehört Baden-Württemberg zur bundesweiten Spitze. In den Jahren 2007/08 und 2008/09 belegte das Land den dritten Rang hinter Bayern und Nordrhein-Westfalen. Seit 2009/10 liegt Baden-Würtemberg auf Platz zwei hinter Bayern.

Besonders erfolgreich waren Forscher aus Baden-Württemberg bei den Ausschreibungen des Europäischen Forschungsrats; sie warben insgesamt 134 Forschungsstipendien ein - das entspricht einem Anteil von 22,5 Prozent und einem Spitzenplatz im bundesweiten Vergleich. Die Forschungsstipendien in Höhe von 1,5 bis 2,5 Millionen Euro gehen nur an exzellente Wissenschaftler.

Auch beim Studentenaustausch in der EU ist Baden-Württemberg besonders rührig. Es gehört zu den Ländern in Deutschland, die am meisten von EU-Mobilitätsprogrammen für Studierende und Forschende profitieren. So verbrachten zwischen 2007 und 2012 rund 24 000 ausländische Studierende einen durch Erasmus geförderten Studien- oder Praxisaufenthalt im Südwesten. Etwa 37 000 Studierende, Dozenten oder Angestellte von Südwest- Hochschulen nutzten das Programm, um im Ausland wissenschaftlich zu arbeiten.

Auch bei Postdoktoranden in Baden-Württemberg waren Auslandsaufenthalte gefragt: 106 von ihnen profitierten im Zeitraum von 2007 bis 2013 von einem „Marie-Curie“-Stipendium, um ein oder zwei Jahre an einer ausländischen Universität oder Forschungseinrichtung zu arbeiten. 42 Mal wurden „Marie Curie“-(Re-)Integrationsstipendien vergeben, um Forscher nach längerem Auslandsaufenthalt in eine baden-württembergische Einrichtung leichter integrieren zu können.