Solche Chips stecken inzwischen in vielen Alltagsgeräten. Weil sie so wichtig sind, will die EU die Produktion in Europa subventionieren. Foto: dpa/Matthias Hiekel

Die Halbleiterfertigung gilt als Schlüsselindustrie. Europa soll nun bei Forschung und Herstellung zu Asien und den USA aufschließen.

Mikrochips sind heute überall im Einsatz. Tausende von ihnen stecken in den neuen Autos und auch E-Bikes, Waschmaschinen oder Weltraumstationen würde ohne die winzigen Halbleiter nicht funktionieren. Um auch in Zukunft die Versorgung mit den wichtigen Helfern zu sichern, soll in Europa die Entwicklung gefördert und die Produktion deutlich nach oben geschraubt werden.

Die EU will die Chipproduktion steigern

Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission bereits im Frühjahr den EU-Chips-Act ins Leben gerufen. Übergeordnetes Ziel ist es, den europäischen Marktanteil an der Chipproduktion auf der Welt bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Gleichzeitig sollen die Versorgungssicherheit, Resilienz und technologische Souveränität der EU im Bereich der Halbleiteranwendungen und damit zusammenhängender Technologien gewährleistet werden. Dazu hat Brüssel 43 Milliarden Euro an öffentlichen Fördermitteln in Aussicht gestellt. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton erklärte beim Start des Projekts, dass auf diese Weise auch Vorkehrungen getroffen werden sollen, „zukünftige Schocks für unsere Wirtschaft zu vermeiden, wie wir sie mit den derzeitigen Versorgungsengpässen bei Chips sehen“.

Staaten sollen innovative Produkte fördern

Die EU-Wirtschaftsminister haben sich nun in Brüssel getroffen, um nochmals ihre Positionen zum EU-Chips-Act abzustecken. Bis jetzt sind die Maßnahmen eher allgemein formuliert. So soll es etwa Staaten erleichtert werden, Werke zu fördern, die innovative Produkte herstellen. Dafür sollen Finanzierungsregeln gelockert werden, sodass Finanzierungslücken mit bis zu 100 Prozent durch Staatshilfen geschlossen werden können. Zudem sollen Kooperationen mit internationalen Partnern erleichtert werden.

Im Frühjahr konnte mit der Entscheidung des US-Konzerns Intel, in Magdeburg für rund 17 Milliarden Euro mehrere Werke für die Produktion hochmoderner Mikrochips zu bauen, ein spektakulärer Erfolg auf diesem Sektor gemeldet werden. Dennoch wird in der Industrie die Kritik immer lauter, dass in Brüssel zwar seit Monaten über die Förderung der Halbleiterindustrie verhandelt werde, bisher aber keine wirklich greifbaren Ergebnisse erzielt worden seien. Kritisiert wird auch, dass der Chips-Act frühestens Anfang kommenden Jahres tatsächlich verabschiedet wird.

Ein Wettlauf rund um den Globus

Derweil sei um die Ansiedlungen neuer Chipfabriken längst ein Wettlauf rund um den Globus entbrannt, und die Staaten seien gewillt, den Unternehmen gewaltige Subventionsversprechen zu geben. Vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) heißt es, dass die USA die Branche mit 52 Milliarden Dollar an frischem Geld versorge. Hinzu kämen über 80 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung. Auch in China und Südkorea würden deutlich höhere Summen für die Chipbranche mobilisiert. In den Augen der europäischen Industrie wirken die versprochenen 43 Milliarden Euro der Europäischen Union ziemlich bescheiden.

Verwirrung stiftet auch immer wieder, dass über politische Spannungen innerhalb der EU-Kommission wegen des EU-Chips-Act berichtet wird. Im Mittelpunkt stehen dabei Binnenmarktkommissar Thierry Breton und die für Wettbewerb zuständige Kommissarin Margrethe Vestager. Der ehemalige Manager Breton steht für ein französisches, traditionell eher staatlich geprägtes Wirtschaftsmodell. Vestager hingegen gehört zur liberalen Gruppierung Renew Europe, der etwa auch die FDP angehört und die eher für weniger staatliche Einmischung in die Wirtschaft steht. Die Dänin hatte schon vor Monaten davor gewarnt, dass Firmen Staaten wegen möglicher Zuschüsse gegeneinander ausspielen könnten. „Wir müssen einen Subventionswettlauf vermeiden“, sagte sie.