In seiner Rede zur Haushaltseinbringung betonte Bürgermeister Benedikt Paulowitsch die Anstrengungen im Wohnungsbau. Foto: /Gottfried Stoppel

Bei der Einbringung des Haushalts weist Bürgermeister Paulowitsch darauf hin, dass in Kernen nicht alle Projekte realisiert werden können. Ein Überblick.

Entgegen dem Gesamttrend realisiere Kernen 2025 das erste große kommunale Wohnbauprojekt, sagte Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch in seiner Rede zur Einbringung des Haushaltsentwurfs für das laufende Jahr. „Unsere 35 Wohnungen machen den Anfang auf der Hangweide. Modular in Deutschland gefertigt, läuft bereits die Bauphase, die im Laufe des Jahres abgeschlossen sein soll. Wir schaffen somit Wohnraum und für die Gemeinde nachhaltige Werte.“

 

Die Erschließungsarbeiten der gesamten Hangweide begännen ebenfalls im Sommer. Die Gesamtinvestitionen hierfür lägen zwischen 15 und 20 Millionen Euro für die Projektgemeinschaft. „Dass der erste Investor auf der Hangweide eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft ist und über 200 Wohnungen errichten wird, freut uns sehr“, sagte Paulowitsch weiter. Sein Fazit in Sachen Wohnungsbau: „In Kernen wird so viel Wohnraum geschaffen wie kaum woanders in der Region Stuttgart.“

Schwerpunkt Digitalisierung

Während bundesweit der Glasfaserausbau ins Stocken gerate, würde in Kernen fast den gesamte Ort mit Glasfaseranschlüssen ausgestattet. Digitalisierung und Automatisierung spielten auch eine Rolle bei der Reduzierung von Bürokratie. Deshalb setze Kernen auf eine neue Verwaltungskultur: „Lösungsorientiertes Arbeiten statt Verfahrensfixierung, Vertrauen statt Misstrauen gegenüber Bürgerschaft und Partnern, Risikomanagement statt Perfektionismus.“ Haltungsmuster ließen sich nicht diktieren, aber langfristig durch gezielte Personal- und Führungskräfteentwicklung fördern.

Auch Kindertagesstätten und Schulen blieben im Fokus. Mit der Haldenschule laufe derzeit das größte einzelne Investitionsprojekt in der Geschichte Kernens mit einem Gesamtvolumen von über 20 Millionen Euro. Und bei der Rumold-Realschule werde die Planung für die Gartenanlagen vorangetrieben, ebenso wie bei der Karl-Mauch-Schule. In Sachen Klimaschutz schreite der Ausbau von Fotovoltaik auf den kommunalen Gebäuden voran.

Kreisumlage bei zehn Millionen Euro

Der Etat, so Paulowitsch, sei „sehr herausfordernd“. Das enorme Defizit der Rems-Murr-Kliniken von über 40 Millionen Euro zwinge den Landkreis zu einer starken Erhöhung der Kreisumlage, was Kernen etwa 875 000 Euro zusätzlich kosten werde. „Insgesamt sind es nun fast zehn Millionen Euro.“

Die mittelfristige Finanzplanung für die kommenden Jahre mahne zu Vorsicht. Deshalb müsse die Vermarktung der Gewerbeflächen Lange Äcker III vorangetrieben werden, um an frisches Kapital zu kommen. Auch das Projekt Tulpenstraße biete Potenzial für Einnahmen. Die internen Prozesse der Verwaltung böten Einsparmöglichkeiten. Und man müsse über größere Investitionen kritisch sprechen. „Die Hangweide, die Haldenschule und die Kläranlage haben oberste Priorität. Weitere Bauprojekte, große Modernisierungen und ja, auch Straßensanierungen, werden wir kritisch betrachten und eventuell in die Zukunft vertagen müssen.“

Es zeige sich, dass kreative Wege gefragt seien. Nicht jedes Projekt könne umgesetzt werden. „Wir brauchen Partner, um Fortschritte zu erreichen.“ Trotz der angespannten Lage werde der Rotstift nicht bei Vereinen angesetzt. „Jeder Euro, den wir Vereinen auszahlen, vermeidet mehrere Euro Ausgaben, die sonst die Gemeinde zu stemmen hätte.“

Kernen nehme in den kommenden Jahren Kredite in erheblichem Umfang auf, so der Ausblick Paulowitschs auf die kommenden Haushalte. Alleine dieses Jahr seien es voraussichtlich 17 Millionen Euro. „Bei Gesamtinvestitionen von über fast 80 Millionen Euro über die nächsten vier Jahre ist dies gar nicht anders möglich.“ Der Landkreistag gehe „entgegen unseren Aktivitäten“ davon aus, dass die kommunalen Investitionen 2025 insgesamt zurückgehen. Auf den zweiten Blick zeige sich aber, dass die Kreditaufnahmen in Kernen überwiegend nur vorübergehend seien. „Dennoch ist klar. Wir müssen weiter verstärkt Prioritäten setzen. Nicht alles, was wünschenswert ist, ist realisierbar. Selbst notwendige Investitionen werden immer wieder verschoben werden müssen. In unsicheren Zeiten müssen wir flexibel bleiben.“

Dieses Jahr feiert die Gesamtgemeinde Kernen ihren 50. Geburtstag. Aus einem holprigen Start, so Benedikt Paulowitsch, sei eine echte Erfolgsgeschichte geworden – „und das trotz verschiedener Tiefen und auch Krisen“. Das beweise eindrucksvoll, „dass es sich lohnt, schwierige Zeiten und Herausforderungen wie die heutigen nicht auszusitzen, sondern als Chance zu begreifen für lohnenswerte Veränderungen“.