Bei der Neukonzeption der Mutzenreisstraße spielt der Busverkehr eine Rolle. Foto: Roberto Bulgrin

Wie lässt sich der Durchgangsverkehr in der Esslinger Mutzenreisstraße stoppen? Bürgerinnen und Bürger konnten über unterschiedliche Varianten diskutieren. Die Interessen gehen vielfach auseinander. Aber mit einer Lösung könnte viele leben.

Die Mutzenreisstraße ist ein beliebtes Schlupfloch für Berufs- und anderen Durchgangsverkehr. Anstatt die Zollbergstraße oder die großen Verbindungen wie die Berkheimer Aufstiegsstraße oder die Champagne auszufahren, zieht es viele Verkehrsteilnehmer durch das Tempo-30-Wohngebiet auf dem Zollberg. Für Lastwagen ist das verboten, aber nicht alle halten sich daran.

 

Für die lärmgeplagten Anwohner ist der Verkehr seit vielen Jahren ein Dauer-Aufreger und auch die Stadt sieht Handlungsbedarf. Eine Lösung für die Straße, die 2023 saniert wurde, gab es trotz vieler Anläufe bislang nicht. Am Dienstagabend hatte die Stadt die Öffentlichkeit eingeladen, um mögliche Varianten, die den Verkehr stoppen könnten, zu diskutieren. „Wir suchen eine Lösung, die Akzeptanz findet“, betonte Baubürgermeister Hans-Georg Sigel eingangs. Eine ähnliche Veranstaltung hatte es bereits vor einem Jahr gegeben. Jetzt sollten die von dem Planungsbüro Modus Consult Gericke aus Karlsruhe ausgearbeiteten Varianten in Arbeitsgruppen bewertet werden. Zwei dieser Ideen wurden schon im Mobilitätsausschuss im April präsentiert. Die Mutzenreisstraße könnte demnach zur Einbahnstraße werden. Bei der zweiten Variante sollen zahlreiche Straßen-Elemente für Verkehrsberuhigung sorgen. Geschäftsführer Frank Gericke brachte nun noch eine Durchfahrtssperre ins Spiel. „Nach dem damaligen Zwischenstand und den Beratungen im Ausschuss haben wir weitere Varianten untersucht“, erklärte Stadtsprecher Marcel Meier das plötzliche Auftauchen der dritten Idee.

Einige Zuhörer verlassen den Saal

Einfach zu verstehen waren Gerickes Ausführungen nicht, was auch am Hall und Knistern des Mikrofons lag. „Wir wollen nur den Durchgangsverkehr reduzieren und das mit der einfachsten Lösung“, äußerte ein Zuhörer seinen Unmut. „Sie müssen nicht alles mitplanen“, beschwichtigte Gericke vor den rund 120 Zuhörern, „sie haben aber die Chance mitzureden, denn es gibt nicht nur den einen Weg“. Kurzzeitig wurde es unruhig im Publikum, einige, die sich nicht an der Gruppenarbeit beteiligten wollten, verließen schließlich den Saal. Beifall bekam Margitta Zöllner von der Initiative Mutzenreisstraße, die den Bürgerdialog nutzte, um für eine Durchfahrtsbeschränkung im Bereich Mutzenreiswald zu den Stoßzeiten, für verkürzte Grünphasen und mehr Kontrollen zu werben. Ähnliches hatte vor einiger Zeit bereits der Bürgerausschuss favorisiert.

Viel diskutiert wurde am Dienstagabend über das Thema Parken und abgestellte Wohnmobile. Schon jetzt gebe es in dem Wohngebiet aus den 50er Jahren zu wenig Stellfläche. Durch den barrierefreien Umbau der Haltestellen, der unabhängig von der Umgestaltung erforderlich ist, und durch Begegnungsflächen für Busse werde Parkfläche in dem Fall wegfallen, so die Planer. Je nach Variante ist der Anteil aber unterschiedlich groß.

Viel Zustimmung in Form von grünen Abstimmungskärtchen gab es am Ende für eine zeitlich befristete Durchfahrtssperre. „Die Straßenverkehrsordnung ist da nicht einfach, aber wir prüfen es“, dämpfte Frank Gericke die Erwartungen. Weitgehend durchgefallen ist die Einbahnstraße, bei der zuletzt auch der Bürgerausschuss Bedenken hatte. Weiteres Fazit des Abends ist, dass Anwohner möglichst viele Parkplätze erhalten möchten, im Vergleich dazu ist ihnen die Begrünung weniger wichtig. Auf dieser Grundlage werden Vorschläge ausgearbeitet, kündigte der Verkehrsplaner an, die dann erneut im Mobilitätsausschuss präsentiert werden.