An der Maillekreuzung fahren viele Autofahrer gerne in die Ritterstraße. Foto: Horst Rudel/Archiv

Die Versuche, die östliche Altstadt zu entlasten, haben bisher wenig gebracht. Jetzt soll die Strohstraße zur Fußgängerzone werden. Einen Versuch ist das wert.

Esslingen - Der östliche Teil der Esslinger Altstadt ist schön, aber gerade deshalb nicht unbedingt für Autos geeignet. Die Gassen sind eng und die Parkmöglichkeiten reichen kaum aus, um allein den Anwohnern die benötigten Stellplätze bieten zu können. Das hat in den vergangenen Jahren jedoch viele Besucher Esslingens nicht davon abgehalten, an der Maillekreuzung in die Ritterstraße abzubiegen, um – meist vergeblich – ihr Glück bei der Parkplatzsuche im Gassengewirr der östlichen Esslinger Altstadt zu suchen.

Das Problem ist der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat seit langem bekannt. Zu einer weit gehenden Umwandlung der Altstadt in eine Fußgängerzone haben aber bisher das Geld und der Mut gefehlt. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen dem Thema bisher stets mit provisorischen Lösungen genähert, die aber allesamt nicht den erwünschten Erfolg gebracht haben. Die Politik der kleinen Schritte wollte der Esslinger Ausschuss für Technik und Umwelt am Montag eigentlich konsequent fortsetzen. Doch Krankheitsfälle in der Stadtverwaltung und dubiose Bedenken der CDU-Fraktion haben zunächst verhindert, dass eine von einer großen Mehrheit des Ausschusses getragene Entscheidung zeitnah umgesetzt werden kann. Jetzt wird es voraussichtlich vier Wochen länger dauern, ehe das letzte Teilstück der Küferstraße zwischen der Strohstraße und der Ritterstraße sowie die Strohstraße selbst zwischen der Spritzengasse und der Küferstraße zumindest bis zum Ende des Jahres als neue Fußgängerzonen ausgewiesen werden.

Deutlich weitere Wege für Parkplatzsucher

Das Ziel ist es, die kürzeste Verbindung für die Parkplatzsucher, die bisher über die Ritter-, Milch-, Stroh- und Küferstraße zurück in Richtung Maillekreuzung gefahren sind, zu kappen. Stattdessen müssen Parkplatzsuchende bald den deutlich weiteren Weg über die Milchstraße in Richtung Neckar Forum fahren. Weil sie auch auf diesem Weg keine Parkplätze finden werden, sollen die bisher Unbelehrbaren die Lust an der Parkplatzsuche verlieren und zumindest mittelfristig darauf verzichten, überflüssige Runden durch die Altstadt zu fahren.

Der ursprüngliche Zeitplan sah die Ausweisung der neuen Fußgängerzonen im Frühjahr vor. Im Herbst sollte dann mit Hilfe einer Verkehrszählung geprüft werden, ob die Maßnahmen tatsächlich zu einer Entlastung der östlichen Altstadt führen. In Abstimmung mit dem Arbeitskreis Altstadt und dem Bürgerausschuss Innenstadt soll dann das weitere Vorgehen besprochen und im Ausschuss für Technik und Umwelt diskutiert werden.

Der Verkehr hat kaum abgenommen

Allzu große Hoffnungen sollten sich die Anwohner in der Ritter- und den angrenzenden Straßen allerdings nicht machen. Denn auch die Anfang 2017 umgesetzten Maßnahmen – der Einfahrtsbereich zur Ritterstraße wurde optisch verengt, zudem weisen seither Hinweistafeln darauf hin, dass die Zahl der öffentlichen Stellplätze in der östlichen Altstadt drastisch reduziert worden ist – haben ebenfalls nicht den erwünschten Effekt erzielt. Bei einer Verkehrszählung im Herbst 2017 hat sich gezeigt, dass das Verkehrsaufkommen gegenüber der Verkehrszählung 2014 lediglich um acht Prozent, der Parksuchverkehr sogar nur um sieben Prozent abgenommen hat. Die Gutachter sind deshalb zu dem Ergebnis gekommen, dass der Rückgang „nicht befriedigend“ sei. Das Fazit: „Weitere Maßnahmen sollten geprüft werden.“

Aus Sicht des Arbeitskreises Altstadt und des Bürgerausschusses Innenstadt wäre allein eine große bauliche Umgestaltung der Ritterstraße ein Weg, um den Parksuchverkehr aus der östlichen Altstadt zu verbannen. Doch für eine solche kostenintensive Maßnahme gibt es bisher im Gemeinderat noch keine Mehrheit.