Die Parkplätze vor den Gebäuden Marktplatz 1 bis 3 haben nicht nur Befürworter. Foto: Ines Rudel

Der Esslinger Marktplatz macht nach Einschätzung vieler zu wenig aus seinen Möglichkeiten. Die Grünen wollen eine Ausdehnung der Fußgängerzone am Rathausplatz. Ein Gutachten soll Möglichkeiten einer autoärmeren Innenstadt erkunden.

Die Kulisse stimmt, doch wenn es um die Gestaltung ihres Marktplatzes geht, sehen viele Esslingerinnen und Esslinger noch erheblich Luft nach oben. Die Ratsfraktion der Grünen möchte von der Stadtverwaltung Vorschläge, wie die Parkplätze vor den Gebäuden Marktplatz 1 bis 3 in eine autofreie Fläche umgewandelt werden können. Außerdem sollen konkrete Schritte vorgestellt werden, „wie die Bereiche Stadtkirche und Marktplatz zur Steigerung der Aufenthaltsqualität verkehrsberuhigt und in die Fußgängerzone Rathausplatz integriert werden können“. Im Rathaus sieht man zwar Verbesserungspotenzial, die bestehenden Parkplätze am und um den Marktplatz seien jedoch „kurzfristig nicht verzichtbar“. Eine Untersuchung zum Parkraummanagement in diesem Bereich soll nun zeigen, was möglich wäre.

Mehr Aufenthaltsqualität

Nach Einschätzung der Grünen beeinflussen die Parkplätze im Bereich der Gebäude Marktplatz 1 bis 3 die Aufenthaltsqualität für Touristen und Gäste der dortigen Gastronomie durch Parksuchverkehr und Rangieren negativ, auch für Passanten könne es gefährliche Situationen geben. Dass der Rathausplatz als Fußgängerzone ausgewiesen wurde, habe viel gebracht. Nun wünschen sich die Grünen eine Erweiterung: „Die wenigen vorhandenen Kurzzeitparkplätze rechtfertigen die dauernden Belastungen durch den Parksuchverkehr im Herzen der Stadt nicht – und sind davon abgesehen auch nicht mehr zeitgemäß.“

Dem Rathaus sind solche Überlegungen nicht fremd: Eine Neugestaltung des Marktplatzes könne zur Entwicklung einer lebendigen Stadtmitte führen, die mit attraktiven Geschäften und Veranstaltungen aktiv bespielt wird, erklärte Jasdeep Singh, der Leiter der Stabsstelle Mobilität, jüngst im Mobilitätsausschuss. Als ersten Schritt hatte die Stadt die Parkplätze vor dem Kielmeyer-Haus bereits Ende Juni umgewidmet, um weitere Außengastronomie im Bereich des Marktplatzes zu ermöglichen. Die übrigen von Anwohnern und Besuchern genutzten Parkflächen am und um den Marktplatz seien jedoch „kurzfristig nicht verzichtbar, da diese in dieser großen Anzahl nicht ohne weiteres kompensiert werden können“. Daran sei eher mittelfristig zu denken, was mit der Verlagerung des Parkplatzangebotes und der Veränderung des Mobilitätsverhaltens einhergehen müsse.

Konsens gesucht

Deshalb hat die Stadtverwaltung eine Untersuchung zum Parkraummanagement angeregt. Nachhaltige Schritte auch zur sukzessiven Reduzierung der Parkplatzfläche im öffentlichen Raum sollten mit einer Vielfalt von Angeboten unterstützt werden und durch Öffentlichkeitsarbeit flankiert werden, um so „für weitgehenden Konsens in der Stadtgesellschaft“ zu sorgen. Die Untersuchung solle nicht nur auf den Marktplatz beschränkt bleiben, sondern die Gesamtsituation der Esslinger Innenstadt und die dortigen Bewohnerparkgebiete einbeziehen. Ziel ist eine autoarme Altstadt.

Im Mobilitätsausschuss fanden diese Überlegungen breite Zustimmung. Andreas Fritz (Grüne) appellierte, der Marktplatz dürfe als Aushängeschild der Altstadt nicht länger zugeparkt werden. Heidi Bär (SPD) begrüßte den Ansatz, die Überlegungen für eine autoarme Innenstadt nicht auf den Marktplatz zu beschränken. Hermann Falch (Freie Wähler) fand eine Untersuchung sinnvoll – mit Blick auf Einzelhandel, Institutionen und Arztpraxen im Umfeld dürften jedoch keine weiteren Stellplätze verloren gehen. Rena Farquhar (FDP) begrüßte ein Gesamtkonzept, fand jedoch: „Wenn wir einen Teil der Gesellschaft nur noch auf Bus und Taxi verweisen, tun wir der Innenstadt keinen Gefallen.“ Und Tobias Hardt (Linke) forderte, genau zu überlegen, welche Bereiche der Innenstadt in die Untersuchung einbezogen werden sollen.

Nur ein erster Schritt

Tim Hauser (CDU) forderte, die Stadt müsse feinfühlig vorgehen und auch diejenigen berücksichtigen, die keine weiten Wege meistern könnten oder ihr Auto in Marktplatznähe beladen müssten. Ein autofreier Marktplatz alleine sei noch kein Mehrwert: „Dann muss man auch wissen, wie es weitergeht. Wenn man die Autos heraushalten wollte, müsste damit eine exorbitante Aufwertung des Marktplatzes einhergehen.“ Mit Konzepten allein sei es jedoch nicht getan, fand Andreas Koch (SPD): „In Esslingen fehlt es nicht an Plänen, sondern an deren Umsetzung.“ Das mochte Baubürgermeister Hans-Georg Sigel so nicht stehen lassen: „Wir haben begonnen, am Marktplatz etwas zu tun. Erste kleine Bausteine sieht man bereits.“

Parken in der Tiefgarage Kleiner Markt

Antrag
 Nach dem Willen der Grünen soll auch der Parkraum in der Tiefgarage Kleiner Markt neu geordnet werden. Geht es nach ihnen, dann sollen die bisherigen Bewohner- und Kurzzeitparkplätze in der Tiefgarage „zu einer marktüblichen Monatsmiete fest an Innenstadtbewohnerinnen und Innenstadtbewohner vermietet“ werden. „Die Tiefgarage Kleiner Markt wurde aufwendig und teuer saniert“, heißt es im Antrag der Grünen. Dies rechtfertige, „dass die Parkplätze marktüblich und dauerhaft vermietet und nicht weiter als Bewohner- und Kurzzeitparkplätze angeboten werden“. Dadurch könne der Parksuchverkehr im Bereich um den Marktplatz reduziert und gleichzeitig könnten „angemessene Mieteinnahmen im städtischen Haushalt verbucht werden“.

Vorgehen
 Der Mobilitätsausschuss hat beschlossen, diesen Aspekt in die geplante Untersuchung zum Verkehr im Bereich von Markt- und Rathausplatz einzubeziehen.