Die Ritterstraße könnte schon bald zur Fußgängerzone werden – ob da allerdings der Gemeinderat mitspielt, ist noch vollkommen offen. Foto: Horst Rudel/Archiv

Um Parkplatzsucher tatsächlich aus Esslingens City zu verbannen, braucht es drastische Maßnahmen. Das Problem dabei: nicht alle wünschen solche Schritte.

Esslingen - Eigentlich sind sich alle einig: So, wie es seit Jahren in der Esslinger Ritterstraße zugeht, kann es nicht weitergehen. Nicht selten parken an der zentralen Zufahrt in die östliche Altstadt Autos an beiden Straßenrändern – obwohl es dort überhaupt keine öffentlichen Parkplätze gibt. Vieles hat die Stadt versucht – bisher ohne Erfolg. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf, den Parksuchverkehr aus der östlichen Altstadt zu verbannen. Doch das Konfliktpotenzial ist groß.

Die erste Zählung

2014 hat die Stadt eine Verkehrszählung in Auftrag gegeben. Anhand der kurzen Zeit, die zwischen der Einfahrt in die Ritterstraße und der Ausfahrt der gleichen Autos aus der östlichen Altstadt lag, stand fest: der Parksuchverkehr ist der Hauptgrund für das hohe Verkehrsaufkommen in der östlichen Altstadt.

Erste Maßnahmen

Alle öffentlichen Parkplätze in der Ritterstraße wurden damals als Anwohnerparkplätze, die Ritterstraße als eingeschränkte Halteverbotszone ausgewiesen, und die Ein- und Ausfahrt hinter der Zufahrt zum Parkhaus Altstadt durch eine provisorische Sperre auf eine Spur pro Richtung reduziert. Auch wurde die Zufahrt zum Parkhaus besser markiert.

Die zweite Zählung

Gebracht haben diese Maßnahmen nichts. Bei einer zweiten Zählung im Jahr 2017 mussten die Experten einräumen, dass der Parksuchverkehr minimal abgenommen hatte. Daraufhin beschloss der Gemeinderat, den Bereich der Strohstraße von der Landesbühne zur Küferstraße und die Küferstraße bis zur Einmündung Ritterstraße als Fußgängerzone auszuweisen, um die Ausfahrt dort unmöglich zu machen.

Die dritte Zählung

Auch diese Maßnahme brachte nicht den erwünschten Erfolg. Die dritte Zählung im November 2018 bescherte ähnliche Zahlen wie ein Jahr zuvor – mit dem einzigen Unterschied, dass sich die Ausfahrt aus der Altstadt von der Ritter- in Richtung Milchstraße verlagert hat – was die Anwohner dort wenig freut.

Neue Idee

Der Vorschlag, zusätzlich die Milchstraße zwischen dem Fischbrunnenplatz und dem Hafenmarkt als Fußgängerzone auszuweisen und somit dort die Durchfahrt zu erschweren, lässt sich aus mehreren Gründen nicht umsetzen. Zum einen müssten in die Ritterstraße einfahrende Lastwagen auf dem Fischbrunnenplatz wenden – was technisch kaum möglich ist. Zum anderen würden dann wohl mehr Autofahrer von Osten über die Heugasse und die Strohstraße in die östliche Altstadt einfahren.

Die Kapitulation

Der Gemeinderat soll sich nun mit drei ziemlich drastischen Maßnahmen beschäftigen, wobei der dritte Vorschlag einer Kapitulation gleich käme: Denn diese Variante sieht vor, die Chancenlosigkeit aller Maßnahmen zu akzeptieren und sämtliche provisorischen Maßnahmen aufzuheben.

Zwei weitere Vorschläge

Variante eins: Die Zufahrt zur Ritterstraße von der Maille-Kreuzung aus könnte grundsätzlich neu gestaltet werden und einen Platzcharakter bekommen. Als Grundlage dafür könnte ein Vorschlag des Büros Häfner Jiminez Betcke Jarosch aus dem Jahr 2016 dienen, der um heutige Anforderungen an den Terrorschutz – mit Hilfe hydraulischer Poller – erweitert werden müsste. Variante zwei wäre die Umwandlung der Ritterstraße in eine Fußgängerzone, die ebenfalls mit hydraulischen Pollern geschützt würde. Während der Be- und Entladezeiten müssten die Poller versenkt werden, zu den anderen Zeiten würden Anwohner und Händler mit Transpondern ausgestattet. Solche Poller könnten auch an anderen Zufahrtsmöglichkeiten in die Altstadt montiert werden. Das Problem: Der Kreis derjenigen, die Transponder bekommen müssten, wäre vergleichsweise groß.

Wie geht es weiter?

Der Gemeinderat hat sich noch nicht auf eine Variante festgelegt, sondern Bedenkzeit erbeten und will mit dem Bürgerausschuss Innenstadt und den Einwohnern und Einzelhändlern über das weitere Vorgehen beraten. Dabei gibt es durchaus unterschiedliche Interessen: Während die Anwohner gut auf den Parksuchverkehr verzichten können, befürchten Händler durch die totale Abschottung des ohnehin problematischen Stadtteils einen weiteren Rückgang des Publikumsverkehrs. Eine einfache Lösung ist also nicht in Sicht.