Die Busse der Firma Fischle sind bereits auf einigen Linien im Rems-Murr-Kreis unterwegs. Foto: Frank Eppler

Das Esslinger Unternehmen Fischle löst zum 1. September Knauss-Reisen ab. Der bisherige Betreiber der Linien hat vor einem Jahr Insolvenz angemeldet.

Schorndorf - Gut ein Jahr ist es her, dass das Schorndorfer Busunternehmen Knauss-Reisen überraschend Insolvenz angemeldet hat. Zunächst hatte der Betreiber diverser Buslinien in Schorndorf sowie in Richtung Plüderhausen und in Richtung Berglen den Betrieb provisorisch bis zum Januar weiter bedient, als Folge einer Notausschreibung fahren sie sogar bis zum Ende des jetzigen Monats. Aus der europaweiten Neuausschreibung durch das Landratsamt ging im März allerdings die Esslinger Firma Fischle Regionalverkehr als Sieger hervor. Zum 1. September übernimmt der neue Betreiber nun das Schorndorfer Linienbündel mit den Buslinien 242 bis 249 für die kommenden acht Jahre.

Mittelständisches Traditionsunternehmen

Wie die seit einigen Jahrzehnten für die Schorndorfer Buslinien zuständige Firma Knauss sei Fischle Regionalverkehr ebenfalls ein regionales, mittelständisches Traditionsunternehmen mit mehr als 80 Jahren Erfahrung, betonen das Landratsamt und des Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) in ihrer Mitteilung zum Betreiberwechsel. „Ihre Busse fahren derzeit bereits in Waiblingen, Stuttgart, Plochingen und im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Hessen.“

Mit dem Betreiberwechsel bei den Linien 242 bis 249 gibt es vom kommenden Dienstag, 1. September, an Fahrplanänderungen: Auf der Linie 246, die in Schorndorf vom Bahnhof über die Erlensiedlung zur Wiesenstraße führt, fahren die Busse – „um die Pünktlichkeit der Linie zu verbessern“ – künftig von der Erlensiedlung direkt in Richtung des Gewerbegebiets Welzheimer Straße. Aktuell sind die Busse stadtauswärts noch auf einem Umweg über den Holzbergweg unterwegs. Jenes Wohngebiet, so die VVS-Mitteilung zu den Änderungen, sei jedoch auch mit den Bussen der Linie 244 erreichbar. Durch die Anpassung „wird der Fahrplan verständlicher“, und die Anschlüsse an die S-Bahn in Schorndorf seien besser. Neu ist auf dieser Linie auch, dass die Endhaltestelle nicht mehr umständlich „Kreisverkehr Welzheimer Straße“, sondern schlicht „Wiesenstraße“ heißt.

Die Linie 244 zwischen, Schornbach und Oppelsbohm fährt nicht mehr über die Haltestellen Stuttgarter Straße und Mittlere Uferstraße, weil dort im Gewerbegebiet neuerdings die Busse der Linie 246 verkehren. Stattdessen führt die Route künftig über die Haltestelle Am Mühlbach. Dadurch, so die Begründung der Verkehrsplaner, bekomme das bisher unversorgte Wohngebiet dort eine vollwertige Busanbindung.

Waldorfschüler profitieren

Die Linie 245 (Schorndorf – Weiler – Rohrbronn – Hößlinswart – Erlenhof) bietet vom kommenden Monat an den Schülern der Winterbacher Engelbergschule praktischere Heimfahrmöglichkeiten. Die Waldorfschulfahrten ab Engelberg werden bis Erlenhof verlängert. Damit, so betont der VVS, kämen Schüler aus den Berglen-Teilorten Steinach und Erlenhof ohne Umsteigen nach Hause. Und Schülern aus Winnenden und Breuningsweiler reiche künftig ein Umstieg von der Linie 331, um an ihr Ziel zu kommen.

Der Grund für die finanzielle Schieflage mancher Busunternehmen seien der starke Preiswettbewerb im öffentlichen Personennahverkehr, der durch europarechtlich vorgeschriebene Ausschreibungen entstehe. „Zuletzt mussten Preise akzeptiert werden, die nicht kostendeckend sind“, hatte es vor Jahresfrist seitens der Firma Knauss zu den Hintergründen der Insolvenz geheißen. Dem Eindruck, die neue Ausschreibungsform führten zu unrentablen Angebote und verschlechtere Bedingungen für Unternehmen und Busfahrer, widersprach der Landkreis – Knauss sei ein Einzelfall. Im Landratsamt sieht man sich durch die neuerlichen Ausschreibungen in seiner Auffassung bestätigt, Verbesserungen im Verkehrsnetz erreicht zu haben. Immerhin sei das Angebot im Kreis von acht auf 9,2 Millionen Buskilometer jährlich erweitert worden.

Fischle Regionalverkehr

Geschichte
Im Jahr 1932 haben die Firmen Fischle und Schlienz in Esslingen den Grundstein für das Busunternehmen gelegt. 1968 stieg Fischle auch ins Reisegeschäft ein – mit eigenen Reiseveranstaltungen. 1978 wurde der neue Betriebshof in Sirnau eröffnet. 2000 folgte die Konzentration auf Buslinienverkehr.

Aktuell
Zwar hat Fischle 2018 die Linien in Esslingen verloren, dafür aber Linienbündel unter anderem im Rems-Murr-Kreis und bei Darmstadt übernommen. Nach dem Ausscheiden des einst in Wäldenbronn beheimateten Gesellschafters Schlienz firmiert das Unternehmen mit drei operativen Tochtergesellschaften seit diesem Frühjahr unter dem Namen Fischle Regionalverkehr Stuttgart.