Seit November 2017 versuchen Philipp Falser und sein Team, das Centraltheater als Spielstätte zu etablieren. Foto: Ines Rudel

Seit einem Jahr bespielt Philipp Falser mit seinem Schauspiel Kunstdruck das älteste Kino Deutschlands. Das könnte schon bald vorbei sein.

Esslingen - Es ist so etwas wie ein Hilfeschrei: „Ohne kommunale Förderung steht das Centraltheater vor dem Aus“ steht fett gedruckt auf einer Mitteilung, die Philipp Falser und Julia Rohn, die beiden Intendanten des Schauspiel Kunstdrucks, in dieser Woche an die Fraktionen des Esslinger Gemeinderats geschickt haben.

Seit November versuchen Falser und sein engagiertes Team, das älteste deutsche Kino nach seiner Sanierung wieder als Spielstätte im Esslinger Kulturleben zu etablieren, nach eigenen Angaben mit großem Erfolg: Zu den sechs Premieren und 16 weiteren Aufführungen sowie zu den 35 Gastspielen kamen insgesamt 3000 Besucher. Falser hat dazu unter anderem noch das Straßenkunstfestival organisiert, und ein inklusives Theaterstück auf die Bühne gebracht. Im kommenden Juli will er die Esslinger Schülertheatertage wiederbeleben. Zudem soll es sieben Premieren, insgesamt 26 eigene Vorstellungen und 48 Gastspiele geben.

Dauerförderung ist die Voraussetzung fürs Weitermachen

Ob es allerdings dazu kommt, ist ungewiss. „Ohne eine verlässliche Dauerförderung bereits vom kommenden Jahr an, können wir unsere Ziele nicht verwirklichen“, sagt Philipp Falser. Aktuell betreibe man die pure Selbstausbeutung. Seit anderthalb Jahren arbeite die Intendanz mehr als 30 Stunden pro Woche – und das ehrenamtlich. Das Jahr habe gezeigt, dass es nahezu unmöglich sei, die laufenden Kosten wie Hausmiete, Versicherungen, Ehrenamtspauschalen oder Minijobber mit Projektfördermitteln zu bezahlen. Weil es für sein Theater keine Dauerförderung gebe, sei er hauptsächlich damit beschäftigt, Förderanträge zu stellen und werde bei Stiftungen „meist nicht wahrgenommen“.

Falser rechnet vor, dass vergleichbare Theater mit gleichen Zuschauerzahlen im Durchschnitt eine kommunale Förderung von 120 000 Euro pro Jahr erhielten. Bisher habe man aber nur einmalig 5000 Euro bekommen. Man wolle gar nicht den vollen Betrag gleich einfordern. Falser: „So weit gehen wir nicht. Wir fordern für das kommende Jahr 56 000 Euro. Ohne diese Förderung der Stadt ist der Weiterbetrieb des Theaters schlicht unmöglich.“

Die Forderungen irritieren Verwaltung und Gemeinderat

Die genannte Summe sorgt in der Verwaltung und bei den Gemeinderatsfraktionen für Irritation. Zwar kommt von allen Seiten Respekt und Anerkennung für die Arbeit von Philipp Falser. Die Bereitschaft, in eine Dauerförderung – zumal in dieser Höhe – nach nur einem Jahr einzusteigen, ist aber gering. Allerdings, so der allgemeine Tenor, solle die Verwaltung in Gesprächen mit den Theaterleuten klären, ob sie nicht auch mit weniger Zuschuss den Theaterbetrieb aufrecht erhalten können.

Gedacht ist unter anderem an einen Zuschuss aus dem neu geschaffenen Konzeptionsfördertopf, der 2019 mit 80 000 Euro gefüllt ist und ausdrücklich neuen Initiativen zugute kommen soll. Allerdings haben Esslinger Kulturinitiativen Zuschussanträge in Höhe von rund 240 000 Euro gestellt. In der kommenden Woche tagt die Jury, die über die Vergabe der Mittel entscheidet. Gut möglich, dass das Schauspiel Kunstdruck dann zumindest mit einem fünfstelligen Betrag bedacht wird.