Die Esslinger Innenstadt hat sich am Samstag so lebendig und bunt wie lange nicht geziegt: Zum zehnten Mal brachte das Straßenkunstfestival Straku Akrobaten, Jongleure, Komödianten, Sprechkünstler und Musiker auf die Bühne. Das Publikum kam in Scharen.
So kunterbunt, einladend und lebendig erlebt man die Esslinger Innenstadt nicht alle Tage: Akrobaten tummelten sich in schwindelnder Höh’, Jongleure ließen Keulen und Hüte fliegen, Komödianten trieben ihre Späße, Sprechkünstler spielten virtuos mit Worten, Musiker sorgten für den guten Ton. Und das Publikum kam in Scharen und ließ sich an sechs verschiedenen Orten in der City aufs Beste unterhalten. Möglich machten es Philipp Falser und sein Team, die am Samstag zum Straßenkunst-Festival einluden. Mehr als 100 000 Besucherinnen und Besucher hatte das Festival in den ersten neun Jahren gezählt. Weil’s so schön war, gingen Künstlerinnen, Künstler und Publikum in der Hoffnung nach Hause, dass dem zehnten Straku 2026 ein elftes folgen wird.
Wechselhaft Eigentlich war dieser Samstag der internationale Tag der Sonne, doch die machte sich am Vormittag rar. „Wichtig ist, dass man sich an kühleren Tagen vor dem Auftritt aufwärmt, um das Verletzungsrisiko zu reduzieren“, erklärte Tanja Strass vom Trio Vollegro. Festival-Initiator Philipp Falser konnte dem wolkenverhangenen Himmel sogar etwas Gutes abgewinnen: „Das ist typisches Straßenkunst-Wetter. Keiner wird geblendet, wenn er beim Auftritt von Vollegro gen Himmel schaut.“ Ob der vielen Attraktionen dauerte es nicht lange, bis die Sonne neugierig hinter den Wolken hervorlugte.
Lebendig Dass das Straßenkunst-Festival der Innenstadt guttut, ist für die Modehändlerin Andrea Menze keine Frage: „Alles, was Menschen aus Esslingen und von außerhalb in die City bringt, ist wichtig und hilft uns. Auch wenn man nicht gleich in jedem Geschäft etwas einkauft, sieht man, was die Innenstadt zu bieten hat, und man kommt wieder.“ Philipp Falser hätte nichts dagegen, wenn das Festival mehr Unterstützung aus der Geschäftswelt erhalten würde: „Früher wurde das Straku sehr viel stärker vom Einzelhandel gefördert. Das ist weniger geworden. Schade, denn wir wollen alle dasselbe: Zeigen, wie attraktiv Esslingen sein kann. Andere Städte, wo wir solche Festivals veranstalten, engagieren sich sehr viel mehr für solche Projekte. Wir sind auf diese Förderung angewiesen.“
Begehrt Unter Künstlerinnen und Künstlern genießt das Straku einen glänzenden Ruf. Viele kommen von weit her – so wie der Jongleur Domenyk La Terra aus Australien, der die Bälle virtuos fliegen ließ, die Zwillinge Emilio und Leandro aus Italien, die Clownerie und Jonglage vortrefflich vereinten, Milosz Budka aus Polen, der hoch auf einer Leiter jonglierte, dabei den Gesetzen der Schwerkraft trotzte und das Ganze auch noch mit knitzem Witz präsentierte, oder Riccardo Rosato als italienischer Popcornverkäufer, der so gerne Opernregisseur wäre. Aber auch lokale Größen waren dabei wie das Ensemble von Tanz ES oder die Esslinger Künstlerin Heidi Graf, die zum Blick in den Zauberspiegel einlud und manche Zuschauer mit einem Porträt belohnte.
Dauerhaft Straku-Fans ist das Duo Vollegro ein Begriff: Tanja Strass und Jonas Wacker sind dem Festival seit den Anfängen verbunden – zusammen mit Jan Stein stellten sie sich erstmals als Trio vor. „Für uns ist das wie ein Heimspiel“, verriet Jonas Wacker. „Esslingen ist ein tolles Pflaster für die Straßenkunst, und das Publikum ist toll. Alles ist so familiär. Es fühlt sich an, als würden wir noch Hause kommen.“
Erfrischend Neben vielen bewährten Künstlerinnen und Künstlern bietet das Straku stets auch dem Nachwuchs eine Chance: Der Kinder- und Jugendzirkus Calibastra darf im Programm nie fehlen, die Zirkusgruppe des Kinderhauses Agapedia war erstmals dabei, und mit dem 14-jährigen Beloni war ein junger Künstler zu Gast, der sein Publikum mit einer faszinierenden Mischung aus Jonglage, Zauberei und Comedy begeisterte.
Klangvoll Wie immer spielte die Musik eine Hauptrolle: Die Sänger und Songwriter Pynschi und Max Paul aus Stuttgart, das Trio Phi vom Bodensee und der Soundmagier Enderummer aus Freiburg sorgten quer durch die Innenstadt für den guten Ton.
Innovativ Erstmals war das Festival mit einer Bühne im Einkaufszentrum Das ES vertreten. Und in der Strohstraße feierte die Straku-Hörbar Premiere: Vor den Schaufenstern der VHS am Eck konnte das Publikum per Kopfhörer verfolgen, was Sprechkünstlerinnen und -künstler wie Fiona Haselgruber, Philipp Falser, Julian Diepolder und Immi Bakes drinnen zum Besten gaben. „Beide Veranstaltungsorte wurden sehr gut angenommen“, resümierte Philipp Falser, der bereits ans nächste Jahr denkt – sofern sich das Straku weiterhin finanzieren lässt.
Das Straßenkunst-Festival im Kurzporträt
Geschichte
Das Esslinger Straßenkunst-Festival (Straku) hat 2016 Premiere gefeiert. Philipp Falser, der Intendant des Kunstdruck Central Theaters, hat damals mit Unterstützung von Geschäftsleuten aus dem Umfeld des Postmichelbrunnens das erste Festival aus der Taufe gehoben. Seither präsentieren Falser und sein Team jedes Jahr an einem Frühlingssamstag einen abwechslungsreichen Mix aus innovativer Straßenkunst, renommierten Artisten und pfiffigen Newcomern.
Zahlen
2025 hat Esslingen das zehnte Straßenkunst-Festival erlebt. Bis dahin hatten insgesamt schon mehr als 100 000 Besucherinnen und Besucher das Straku in Esslingen erlebt. Jedes Jahr bewerben sich mehr als 300 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt für einen Auftritt.
Ableger
Mittlerweile ist das Esslinger Straku zum Markenzeichen geworden, das auch anderswo geschätzt wird. Falser und sein Team veranstalten weitere Festivals dieser Art in Leonberg, Winterbach und Heilbronn.