Stolpersteine wollen nicht nur verlegt, sondern auch gepflegt werden. Foto: Roberto Bulgrin

Vor dem jüdischen Chanukka-Fest wollen der Verein Denk-Zeichen und der Verein der Freunde jüdischer Kultur das Gedenken in Esslingen pflegen.

Eine jüdische Weisheit lautet: „Das Vergessenwollen verlängert das Exil – das Geheimnis der Erlösung lautet Erinnerung.“ Der Esslinger Verein Denk-Zeichen fühlt sich dieser Erkenntnis verpflichtet. Seine Mitglieder wollen das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in einer würdigen Weise pflegen, der bewegten Geschichte der Juden in Esslingen nachspüren und Versöhnungsarbeit leisten – vor allem gegenüber den Juden und den Völkern des Ostens. Sie wollen Vorurteilen und Gewalt gegenüber Minderheiten, fremden Religionen, Kulturen, Nationalitäten entgegentreten, an die Verbrechen der NS-Zeit erinnern und durch Veranstaltungen jüdische Kultur wieder lebendig werden lassen. Im Vorfeld des jüdischen Chanukka-Festes organisieren der Verein Denk-Zeichen und der Verein der Freunde jüdischer Kultur in Esslingen einige Veranstaltungen und Aktionen zum Gedenken. Unter anderem sollen 13 neue Stolpersteine verlegt werden, um an Opfer der NS-Zeit zu erinnern.

Der Regisseur und Schauspieler Michael Stacheder liest am Donnerstag, 10. November, ab 20 Uhr in der Esslinger Synagoge Im Heppächer aus Max Mannheimers „Spätem Tagebuch“. Dessen mahnende Worte sind unvergessen: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“ Die Lesung wird von der Volkshochschule Esslingen und dem Verein Denk-Zeichen veranstaltet.

Auf dem Friedhof in Sulzgries beginnt am Sonntag, 13. November, um 16 Uhr die traditionelle Gedenkfeier für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Diese Feierstunde wird von Reinhold Riedel moderiert und von Mitgliedern des Russischen Chores Esslingen musikalisch umrahmt.

13 Stolpersteine werden verlegt

In der kommenden Woche werden an drei Nachmittagen insgesamt 13 Stolpersteine in Esslingen verlegt. Sie erinnern an die hingerichteten Zwangsarbeiter Stefan Abrosimov und Alexander Talaew, an den Widerstandskämpfer Eugen Schönhaar, an Elise Heinzmann, Sigmund Selz, Rudolf Weber, Wilhelm Friedrich Löw und Adolf Ernst Maier, die wegen ihrer Behinderungen umgebracht wurden, an Theodor Rothschild, Josef Starapolski, Hans-Karl Perlen und Fanny Hammel, die als Juden ermordet wurden, sowie an Alfred Perlen, der fliehen konnte und im Ausland überlebt hat. Die Schirmherrschaft über die Stolperstein-Verlegungen hat Oberbürgermeister Matthias Klopfer übernommen. „Wir haben uns vorgenommen, jedes Jahr mindestens fünf weitere Stolpersteine zu setzen“, hat Gerhard Voss vom Verein Denk-Zeichen angekündigt. Erste Stationen der Verlegungen sind am Montag, 14. November, um 15 Uhr in der Obertürkheimer Straße 64, am Dienstag, 15. November, um 15 Uhr in der Mittleren Beutau 12 und am Donnerstag, 17. November, um 16 Uhr in der Beblinger Straße 3. Die Abschlussfeier beginnt um 17.45 Uhr in der Esslinger Synagoge.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Zu einer Gedenkfeier für die in der NS-Zeit deportierten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger lädt der Verein Denk-Zeichen am Mittwoch, 16. November, um 18 Uhr auf den Hafenmarkt ein. Und am Sonntag, 20. November, lädt der Verein der Freunde jüdischer Kultur um 18 Uhr zu einer Veranstaltung unter dem Titel „Ich, ein Holocaust-Überlebender und Mitbürger“ ins Theodor-Rothschild-Haus ein, die das Schicksal von Pavel Hoffmann in den Fokus rückt. Das Kommunale Kino zeigt am Sonntag, 11. Dezember, um 17 Uhr den Film „Die jungen Kadyas” von Yvonne Andrä und Eyal Davidovitch. Weitere Vorstellungen finden am 12. und 14. Dezember statt. Und am Mittwoch, 21. Dezember, werden um 17.30 Uhr im Neuen Blarer die Chanukka-Kerzen entzündet. Anschließend lädt die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg ab 18.30 Uhr unter dem Motto „Le Chaim – auf das Leben“ zu einem jüdischen Kulturabend mit dem Duo Gershwin-Tyshayeva ins Neue Blarer ein. Dort soll Musik die Herzen verbinden.