Das Leasingmodell befeuert vor allem das Geschäft mit den hochwertigen E-Bikes. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Seit Oktober bieten die Medius-Kliniken im Landkreis Esslingen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, ein Dienstfahrrad zu leasen. Das Angebot kommt gut an.

Nürtingen/Kirchheim - Die vom Landkreis Esslingen getragenen Medius-Kliniken verhelfen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Sattel. Seit dem Oktober vergangenen Jahres können Klinikbedienstete über einen Überlassungsvertrag ein Fahrrad leasen und es sowohl für den Weg zur Arbeit als auch für den Wochenendausflug nutzen. Obwohl der Start des Angebots in die Wintermonate gefallen ist, hat das Personalmanagement der Kliniken bisher mehr als 30 Anträge bearbeitet. Den Rahmenvertrag haben die Kreiskliniken mit der im bayrischen Neustadt an der Aisch beheimateten Firma Businessbike abgeschlossen, einem der bundesweit größten Dienstleister dieser Art. Im Gegenzug formulieren die Bayern die Leasingbedingungen, organisieren den Bestellablauf und kümmern sich um die Lieferung.

„Die große Nachfrage hat uns überrascht“, sagt Thomas Kräh, der Geschäftsführer des Verbunds, der die Krankenhäuser in Kirchheim, Nürtingen und Ostfildern betreibt. Ein Teil der Antragsteller habe sogar die Möglichkeit genutzt, ein zweites Fahrrad für den Partner mitzuordern. Zumindest in der Kliniklandschaft der Region Stuttgart verfügen die Medius-Kliniken damit über ein Alleinstellungsmerkmal und nebenbei über ein Pfund, mit dem das Haus im härter werdenden Wettstreit um die besten Mitarbeiter wuchern kann. „Für uns ist das Fahrradleasing eine Möglichkeit, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden“, gibt Kräh unumwunden zu. Zudem stehe es einem Arbeitgeber im Gesundheitsbereich aber auch gut zu Gesicht, wenn er sich um die Fitness seiner Belegschaft sorge.

Mittel gegen Parkplatznot

Die Anregung, dem Klinikpersonal über das Leasingangebot Beine zu machen, haben Michael Grubwinkler, der Leiter des Personalmanagements, und Karlheinz Krancher, der stellvertretenden Gesamtbetriebsratsvorsitzende, an die Geschäftsleitung herangetragen. Von dem Modell Geschäftsfahrrad versprechen sich die beiden Vorradler nicht nur einen Zugewinn an individueller Lebensqualität, sondern auch noch eine Entlastung der angespannten Parkplatzsituation rund um die Klinikstandorte. In der staugeplagten Region Stuttgart ist das Fahrrad zudem das Mittel der Wahl, um den Autoschlangen auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit die kalte Schulter zu zeigen.

Den wahren Mehrwert der Businessbikes sieht Michael Grubwinkler allerdings in der Möglichkeit, das Fahrrad auch in der Freizeit zu nutzen . „Durch die günstige Finanzierung durch den Arbeitgeber kann man sich ein Wunschbike zusammenstellen, das ohne dieses Angebot eventuell zu teuer gewesen wäre“, wird der Personalchef in der Mitarbeiterzeitung der Kliniken zitiert. Tatsächlich greifen die Medius-Radler auch mal in die oberen Regale des Fahrradfachhandels, wenn es um die Neuanschaffung geht. „Die Preisspanne fängt bei 700 Euro an, reicht aber schon einmal an die von uns gezogene Grenze von 5500 Euro“, sagt Iris Weichsel, die Pressesprecherin des Klinikverbunds. Sie weist darauf hin, dass nicht nur der Klinikmitarbeiter, sondern auch seine Familie und die dauerhaft im Haushalt lebenden Personen das Leasingrad – sei es muskelbetrieben oder mit Elektroantrieb – unbegrenzt nutzen dürfen. Im Landkreis Esslingen sind die „Berufsfahrradfahrer“ noch eine relativ überschaubare Gemeinde – allein schon gemessen an den insgesamt 2300 Menschen, die bei den Medius-Kliniken in Lohn und Brot sind. Bundesweit allerdings boomt das Geschäft mit den Leasingrädern. „Wir arbeiten inzwischen mit 6000 Unternehmen zusammen. Die Zahl hat sich bisher jedes Jahr verdreifacht. Die Nachfrage ist einfach enorm“, sagt Businessbike-Geschäftsführer Werner Weinmann. Bisher seien mehr als 50 000 einzelne Leasingverträge auf den Weg gebracht worden.

200 000 Dienstfahrräder bundesweit

Das Unternehmen, Ende des Jahres 2014 gegründet, arbeitet in der Region unter anderem auch mit dem Ditzinger Laserspezialisten Trumpf zusammen. Der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft schätzt, dass rund 200 000 Dienstfahrräder auf bundesdeutschen Straße unterwegs sind. Möglicherweise wird das Esslinger Landratsamt auch bald in die Gänge kommen. „Wir arbeiten daran, unseren 2300 Mitarbeitern zeitnah ein ähnliches Angebot zu machen“, sagt der Pressesprecher Peter Keck.