Das Kunstdruck-Ensemble hat jetzt Planungssicherheit für zwei Jahre. Foto: Ines Rudel

Neue Richtlinien und mehr Geld ermöglichen es jungen Künstlern, ihren Beitrag zur Stadtbelebung zu leisten. Das System ist transparenter, aber ist es auch gerechter?

Esslingen - Esslingen und seine Kultureinrichtungen – das ist eine ganz besondere Geschichte. Da gibt es zum einen die Sonderstellung der Württembergischen Landesbühne (WLB), die gemeinsam von der Stadt und dem Land finanziert wird. Unter ihrem aktuellen Intendanten Friedrich Schirmer ist es der WLB gelungen ist, das Publikum in wahren Massen zurück ins Theater zu locken. Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger lässt jedenfalls keine Gelegenheit aus, um zu betonen, dass in den vergangenen zwei Spielzeiten mehr Zuschauer zu Vorstellungen der WLB gepilgert sind als zu denen des „großen“ Staatsschauspiels in Stuttgart.

Mit eigenen Akzenten gegen Stuttgart bestehen

Und da gibt es zum anderen zahlreiche mittlere und kleinere und ganz kleine Institutionen, die sich seit Jahrzehnten ihre Nischen geschaffen haben, um im Einzugsgebiet der Landeshauptstadt mit eigenen Akzenten ein Publikum anzulocken. Viele dieser Institutionen haben ihre Anfänge in der Zeit genommen, als der legendäre Esslinger Kulturreferent Peter Kastnerin den 1990-er Jahren, beflügelt vom offiziellen Kulturbeiprogramm, das Esslingen zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft beisteuerte, die Stadt zum zweitwichtigsten Kultur-Hotspot in der Region machte. Das überregional ausstrahlenden Festival „Kino auf der Burg“ und das fast noch renommiertere Literaturfest „Lesart“ sind solche Leuchtturmprojekte aus jener Zeit.

Allerdings: weil einst so viel in Esslingen entstanden ist, öffentliche Unterstützung für Kultureinrichtungen aber eine Freiwilligkeitsleistung und der Spielraum deshalb eher begrenzt ist, hatte sich in den vergangenen Jahren viel Frust bei jungen, aufstrebenden Künstlern entwickelt. Angesichts der institutionellen, mittlerweile über Jahrzehnte gewachsenen Förderung der bestehenden Einrichtungen hatten sie nur geringe Chancen, ihrerseits an finanzielle Unterstützung zu kommen.

Da es der Stadt wirtschaftlich aktuell blendend geht, hat der Gemeinderat jetzt zumindest erste Schritte zur Lösung dieses Problems unternommen. Er hat nicht nur vollkommen neue Richtlinien zur Kulturförderung verabschiedet, sondern auch gleich eine ganz konkrete neue Subvention beschlossen: Der Verein Schauspiel Kunstdruck und sein Intendant Philipp Falser, der seit einem Jahr das Central-Theater am Rossmarkt bespielt, erhalten eine zunächst auf zwei Jahre begrenzte institutionelle Förderung in Höhe von jeweils 15 000 Euro pro Jahr.

31 000 Euro pro Jahr für das Kunstdruck-Ensemble

Zusammen mit den 16 000 Euro jährlich, die das Kunstdruck-Theater aus dem Topf der Konzeptionsförderung bis zum Jahr 2020 erhalten wird, sind das immerhin eine jährliche Unterstützung in Höhe von 31 000 Euro – und damit eine Summe, von der andere Kultureinrichtungen in Esslingen nur träumen können. Falser selber hatte zwar 56 000 Euro pro Jahr gefordert, dürfte mit der ihm nun zugewiesenen Summe aber den Spielbetrieb im Central-Theater, Deutschlands ältestem Kinosaal, zunächst aufrecht erhalten können. Ob es im Anschluss eine Dauerförderung geben wird, soll von den künstlerischen Ergebnissen abhängig gemacht werden.

Denn zu den wichtigsten Neuerungen der Richtlinien zur institutionellen Kulturförderung gehört auch eine laufende Überprüfung der Institutionen und die Erfüllung inhaltlicher Vorgaben. Auf diese Weise hoffen die Esslinger Kommunalpolitiker, die bisher wenig durchschaubare Förderungspraxis transparenter und für alle Beteiligten verständlicher zu machen. Verschoben ist zunächst die Entscheidung, ob der bisher mit 80 000 Euro ausgestattete neue Topf der Konzeptionsförderung um, wie es die SPD wünscht, um weitere 40 000 Euro aufgestockt wird. Sicher ist hingegen, dass sich die bisher statischen Fördersummen entsprechend der Preissteigerungsrate erhöhen sollen – auch das ein gutes Signal an die Esslinger Kultur.