Mit ihrer Geige brachte Nikola Huppertz ihre Geschichte zum Klingen. Foto: Roberto Bulgrin

Die Kinderbuchautorin Nikola Huppertz versteht es, den richtigen Ton für ihr junges Publikum zu treffen. Bei der Esslinger Lesart stellt sie ihr neues Buch vor.

Die große Kinderbuchautorin Astrid Lindgren befand schon in den 50er-Jahren: „Eine Kindheit ohne Bücher wäre keine Kindheit. Es wäre, als ob man aus dem verzauberten Land ausgesperrt wäre.“ Die Esslinger Literaturtage Lesart wollen Türen in die Wunderwelt der Literatur öffnen. Und sie laden Kinder schon in ganz jungen Jahren ein, durch diese Tür hindurchzugehen und den Reiz der geschriebenen Worte zu erleben. Mit Nikola Huppertz war nun eine Kinderbuchautorin zu Gast, die es versteht, Kinder ab drei Jahren mit ihren Büchern anzusprechen. Im Studio am Blarerplatz las sie aus ihrem jüngsten Kinderbuch „Wie war’s heute?“ – einer Geschichte, in der ein Junge erkennt, dass sein vermeintlich unspektakulärer Alltag eigentlich ganz schön spannend ist.

 

Wenn der kleine Eike von seinem Papa aus der Kita abgeholt wird, stellt der ihm jedes Mal dieselbe Frage: „Na, wie war’s?“ Und jedes Mal weiß der Junge nicht so recht, was er darauf antworten soll. Schließlich kann er nie so genau sagen, wie sein Tag gewesen ist. Eike ist erst einmal ratlos, doch dann schaut er hinaus in den Garten und sieht ein Ahornblatt, das im Wind munter hin und her flattert, als wolle es ihm zuwinken. Und während er noch nach dem Blatt Ausschau hält, fällt ihm manches ein, was er im Laufe des Tages erlebt hat.

Viel Vergnügen auf der Wackelbrücke

Auf einer Leinwand zeigte Nikola Huppertz die Buchillustrationen von Susanne Straßer. Foto: Roberto Bulgrin

Was war das für eine Freude, als er morgens in die Kita kam und alle seine Freunde wiedergetroffen hat. Und wie war das, als Eike und seine Kumpels von den Vorschul-Jungs von der Rutsche verjagt wurden. Als eine Amsel munter zwitschert, erinnert sich Eike an das Lied, das ihm die Erzieherin morgens in der Kita beigebracht hat. Und ein paar freche Ameisen, die ihm über den Fuß stolzieren, lassen Eike daran denken, wie er mit seine Freunden entdeckt hat, dass die Wackelbrücke auf dem Kita-Spielplatz viel lustiger ist als die Rutsche, die die doofen Vorschul-Jungs mit Beschlag belegt haben. So kommt eines zum anderen, und draußen in der Natur, die für ihn voller Überraschungen steckt, wird dem pfiffigen Jungen mehr und mehr bewusst, dass er an einem ganz normalen Tag schon einiges erlebt hat – und dass er seinem Papa allerhand zu erzählen weiß.

Nikola Huppertz versteht es, ihr junges Publikum anzusprechen. 2007 gewann sie mit ihrem Debütroman „Karla, Sengül und das Fenster zur Welt“ den Literaturwettbewerb der Bonner Buchmesse Migration. Seit damals hat die studierte Psychologin und Musikerin mehr als 30 Kinder- und Jugendbücher, Lyrik und Kurzprosa in Literaturzeitschriften sowie Geschichten für den Rundfunk veröffentlicht. Mit ihren Kinderbüchern trifft sie genau den richtigen Ton fürs junge Lesart-Publikum, und wer erleben durfte, wie aufmerksam ihre kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer bei der Sache waren, mag es bedauert haben, dass der Saal bei der öffentlichen Lesung nicht genau so gut gefüllt war wie bei zwei Lesungen in Esslinger Kitas.

Die Autorin wird zur Musikerin

Was Nikola Huppertz’ Lesungen so besonders macht: Die Autorin liest nicht nur aus „Wie war’s heute?“ (Hanser Verlag, 16 Euro) – sie lässt ihr Buch lebendig werden: Auf einer Leinwand sind die ebenso liebevoll wie originell gestalteten Illustrationen von Susanne Straßer zu sehen, zwischendurch greift die Autorin immer wieder zur Geige und schafft sich ihren eigenen Soundtrack. So gelingt es Nikola Huppertz, Literatur schon für die Jüngsten zum Erlebnis zu machen und zu zeigen, dass Astrid Lindgren recht hatte, als sie einst notierte: „Lesen ist ein grenzenloses Abenteuer der Kindheit.“