Coronabedingt sind derzeit viele Läden geschlossen. Damit verrammelte Türen nicht langfristig das Bild der City prägen, wird die Stadt jetzt aktiv. Foto: Roberto Bulgrin

Die Stadt hat am Montag ein Konzept für kurz- und langfristige Hilfen für die Innenstadt vorgestellt. Der erneute Anlauf für eine Zukunftsstrategie erntete großes Lob.

Esslingen - Mit ihrem ersten Vorstoß, einen Strategieprozess zur Zukunft der Innenstadt anzustoßen, war die Stadt jüngst gescheitert. Nun rennt sie mit ihren Vorschlägen offene Türen ein. Im Verwaltungsausschuss am Montag erntete sie großes Lob – sowohl für den Unterstützungsfonds für die von Corona gebeutelten Händler und Gastronomen als auch für die angestrebte Zukunftsstrategie samt Beteiligung von Bürgern und Betroffenen.

Die SPD-Rätin Christa Müller zeigte sich geradezu begeistert: „Was für ein zweiter Aufschlag“, lobte sie. Ihre Fraktion begrüße ausdrücklich die Vorschläge der Stadt. Denn diese seien nun nicht mehr abstrakt, sondern erfreulicherweise konkret sowie ziel- und lösungsorientiert. Besonders löblich sei, dass Betroffene zu Beteiligten gemacht werden sollten und dass viel Wert auf Kommunikation gelegt werde – das schaffe Vertrauen.

Unterstützung dringend notwendig

Auch Carmen Tittel, Fraktionsvorsitzende der Grünen, bezeichnete das Konzept als sehr gut. Es sei sinnvoll, dass konkrete Vorhaben formuliert würden und dass die Bürgerschaft sowie möglichst viele Akteure einbezogen werden sollten. Lediglich die direkte Einbindung der Kultur fehle aus ihrer Sicht. Aber dass Handel und Gastronomie durch den Erlass von Gebühren und Beiträgen entlastet werden sollen, sei unerlässlich: „Sie brauchen dringend Unterstützung“, betonte sie.

Das bekräftigte auch Jörg Zoller (Freie Wähler): „Für den Einzelhandel in Esslingen ist es fünf nach zwölf.“ Corona beschleunige den Strukturwandel ungemein. „Wenn wir nicht aufpassen, wird die Innenstadt ausbluten und veröden“, warnte er. Deshalb sei es sinnvoll, sowohl kurzfristig als auch langfristig aktiv zu werden. Schließlich wisse man vom letzten Lockdown, dass sich die Frequenz in der Innenstadt danach nicht von selbst wieder erhöhe. Langfristig gesehen glaube seine Fraktion, dass das Kerngebiet der City verkleinert werden müsse, um angesichts sinkender Händlerzahlen nicht zu weitläufig zu sein.

Bürgerbeteiligung als wichtiges Element

Jörn Lingnau, CDU-Fraktionschef, betonte: „Auch wir wollen keine Geisterstadt“. Daher stimme seine Fraktion den Vorschlägen der Verwaltung zu – vor allem die Bürgerbeteiligung sei dabei ganz wichtig. Lingnau zeigt sich optimistisch: „Wir haben eine tolle Innenstadt, die die Zukunft sicher gut meistern wird.“

Die FDP-Fraktionsvorsitzende Rena Farquhar stellte klar: „Wir dürfen den Einzelhandel und die Innenstadt nicht im Regen stehen lassen.“ Deshalb müsse man nun offen sein für einen Prozess, von dem noch nicht klar sei, wohin er führe. Dringend erforderlich sei es dabei, die Leute wieder zurück in die Innenstadt zu holen – denn angesichts zunehmenden Online-Shoppings verschiebe sich der Einkauf in der City zunehmend vom Bedarfs- zum Erlebnis-Shopping.

Martin Auerbach, Stadtrat der Linken, zeigte sich ebenfalls zufrieden mit der Vorlage der Stadt. Allerdings plädierte er dafür, zusätzlich zu prüfen, ob die Ausschankzeiten für Gastwirte verlängert werden könnten – zumindest am Wochenende. Schließlich müssten die Gastronomen nach dem Lockdown die Möglichkeit bekommen, möglichst viel Umsatz zu machen.