Direkt an den Steg grenzt die Pfarrterrasse mit ihren Blumenkübeln. Foto: Horst Rudel

Nach dem Abriss des Stegs zur Frauenkirche würde die Terrasse des Münsterpfarramtes in der Luft hängen. Daher soll der Zugang zum Pfarramt umgebaut werden.

Esslingen - Daran hat damals keiner gedacht, als der Beschluss fiel, den Fußgängersteg an der Esslinger Frauenkirche erst zu schließen und dann womöglich abzureißen. Am Fußgängersteg hängt die Terrasse des Katholischen Münsterpfarramtes St. Paul. Reißt man den Steg ab, dann hängt die Terrasse ein stückweit in der Luft. Und das ist selbst bei der in Kirchenkreisen stark vorhandenen Hoffnung auf die Kräfte des Himmels ein schwieriger Zustand. Statisch gesehen sowieso. Die Terrasse ist aber wichtig, weil darüber der Zugang zum Pfarramt erfolgt.

Dem Pfarrer tut es Leid um den Steg

Zwar hätte man die Terrasse schließen und den Eingang auf die Nordseite des Münsterpfarramts legen können, aber dort sei kein befriedigender barrierefreier Zustand herzustellen, berichtet der katholische Pfarrer Stefan Möhler, dem es ein bisschen um den Steg leid tut, auch wenn er schon geschlossen war, bevor Möhler sein Amt in Esslingen antrat. Weil der Steg zwischen dem Evangelischen Beblinger Gemeindehaus und dem Münsterpfarramt liegt, hatte er ihn stets als Zeichen der Ökumene gesehen, und gemeinsam sei über den Steg auch das Osterlicht Richtung Münster St. Paul getragen worden.

Es gab auch weitere Befürworter des Stegs in der Stadt, die von einer optischen Klammer zur Altstadt sprachen. Kritiker jedoch merkten an, dass der Steg die Sicht auf die Frauenkirche und die romantische Natursteinmauer dort verstelle, und den Himmel über Esslingen mit einem hässlichen Querriegel vermauere. Außerdem ist der Steg ein Bestandteil des Altstadtrings, dem in den 60er-Jahren die große Freitreppe zur Frauenkirche zum Opfer gefallen war. Er sollte den Verlust der Treppe ausgleichen.

Letztlich waren es jedoch finanzielle Gründe gewesen, die diesem Steg ein Ende setzten. Eine Sanierung des maroden Betons hätte deutlich mehr gekostet als der Abriss. Zumal unweit von der Fußgängerbrücke auch eine Unterführung ist, durch die man zur Frauenkirche gelangt. Das Geld war knapp in der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009, unter deren Eindruck beschlossen worden war, die Esslinger Fußgängerbrücken auf den Prüfstand zu stellen. Geschlossen wurde der Alicensteg und der Steg zur Frauenkirche, der Steg am Zollberg ist bereits abgerissen.

Finanzierung hängt nicht mehr in der Luft

Zunächst hatte die Stadtverwaltung der Katholischen Kirche 29 000 Euro überweisen wollen, damit nicht nur die Terrasse, sondern auch die Finanzierung eines neuen Zugangs nicht mehr in der Luft hängt. Doch der Technische Ausschuss hatte zunächst die Verwaltung gestoppt, weil mehrere Fraktionen nicht eingesehen hatten, warum die Stadt für einen Baukörper der katholischen Kirche bezahlen sollte.

In der jüngsten Sitzung hatte sich das Blatt jedoch komplett gewendet. Alle Fraktionen stimmten nun für den städtischen Zuschuss. Es sei einfach ein Zeichen der Anständigkeit, so der Tenor in der Sitzung, die Kirche hier nicht im Stich zu lassen, da es ja die Entscheidung des Gemeinderates gewesen sei, die hier die Unkosten verursacht habe.

Wichtig war den Gemeinderäten eine Deckelung auf 29 000 Euro. Pfarrer Stefan Möhler hatte auch schon eine Kostenschätzung veranlasst und kommt auf insgesamt 58 000 Euro, die es kosten wird, den Eingang am Pfarrhaus auf ein festes Fundament zu stellen, den Beton zu sanieren und ein neues Geländer einzuziehen. Damit würde sich die Stadt zur Hälfte an dem Umbau beteiligen, was Möhler in Ordnung findet. „Wir haben den Steg ja damals in gutem Glauben gemeinsam gebaut.“