Der Protest Im Greut ist gut organisiert. Foto: Horst Rudel

Beim Bebauungsplanentwurf für die Frischluftschneise Im Greut in Esslingen pfeift der Gemeinderat die Verwaltung zurück.

Esslingen - So etwas nennt man wohl eine schallende Ohrfeige für die Esslinger Bauverwaltung. In seiner jüngsten Sitzung hat der Ausschuss für Technik und Umwelt die Entscheidung über den Bebauungsplanvorentwurf für das umstrittene Wohngebiet Im Greut vertagt.

Der Grund: statt der ursprünglich im Rahmen eines Architektenwettbewerbs ins Auge gefassten und auch öffentlich kommunizierten 70 Wohnungen, die in der Frischluftschneise zwischen den Esslinger Stadtteilen Krummenacker und Serach entstehen sollten, sah der nun vorgelegte Entwurf gleich 90 Wohnungen vor. Zwar hatte der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger bei der Vorstellung der Pläne bereits angekündigt, dass die Verwaltung noch Spielraum für eine „maßvolle Verdichtung“ sehe. Die nun angedachten 90 Wohnungen auf dem 14 500 Quadratmeter großen Grundstück im Oberen Geiselbachtal würden aber eine Steigerung des Bauvolumens um fast 30 Prozent bedeuten.

Andreas Koch befürchtet Vertrauensverlust in die Verwaltung

Die Verwaltung hatte angesichts der Wohnungsknappheit in der Stadt argumentiert, auch eine Verdichtung in diesem Ausmaß sei akzeptabel. Die zusätzlichen Wohnungen ließen sich problemlos in den Architektenentwurf integrieren. Doch das wollten Sprecher der CDU und der SPD so nicht gelten lassen. Die Stadt habe, so argumentierte Andreas Koch, der Fraktionschef der SPD, eine maximale Verdichtung um zehn Prozent in Aussicht gestellt. Wenn der Gemeinderat nun 90 statt 70 Wohnungen genehmigen würde, bedeute dies einen erheblichen Vertrauensverlust in die Verwaltung. Ähnlich argumentierte die CDU.

Die Grünen wiederum würden am liebsten komplett auf die Bebauung der Schneise verzichten. Ihr Antrag, die Masterarbeit eines Studenten, der eine zu schlechte Luftqualität in Esslingen gemessen hat, vor einem Beschluss noch einmal genauer zu betrachten, fand jedoch keine Mehrheit.

Verwaltung kündigt neuen Vorschlag an

Die Verwaltung werde, so berichtet der Sprecher der Stadt, Roland Karpentier, auf das Veto aus dem Gemeinderat reagieren. Bereits in der kommenden Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt am kommenden Montag, 9. Juni, um 16 Uhr steht der Vorentwurf für den Bebauungsplan Alexanderstraße/Gollenholzweg, also für das Greut, erneut auf der Tagesordnung. Der Entwurf, über den die Esslinger Stadträte dann abstimmen sollen, werde exakt 77 Wohnungen umfassen, also genau jene zehn Prozent mehr, von denen immer die Rede gewesen sei. Die Esslinger Stadtverwaltung geht davon aus, dass dieser Bebauungsplan-Vorentwurf eine Mehrheit im Ausschuss finden wird.

Derweil macht die Bürgerinitiative „Rettet das Greut“ noch einmal gegen die Pläne mobil. Unter anderem argumentieren die Betroffenen, die Stadt berücksichtige nicht die Folgen des demnächst erforderlichen Luftreinhalteplans. Die Deutsche Umwelthilfe habe im Zusammenhang mit ihrer Klage ausdrücklich auf den Zusammenhang zwischen der Luftqualität und der Bebauung von Frischluftschneisen am Beispiel Greut hingewiesen.