Diese Baulücke soll mit der neuen Bücherei gefüllt werden. Foto: Horst Rudel

Die Verwaltung hat sich festgelegt. Und auch im Gemeinderat wächst die Bereitschaft, Neues zu wagen. Allerdings: einige Stadträte tun sich noch schwer.

Esslingen - Die Zahlen und Fakten, die die Stadtverwaltung in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgelegt hat, sind aus unserer Sicht durchaus ernst zu nehmen.“ Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Esslinger Gemeinderat, Andreas Koch, macht zwar kein Hehl daraus, dass sein Herz eigentlich für den Verbleib der Stadtbücherei im Bebenhäuser Pfleghof schlägt. Er hält es aber nicht für ausgeschlossen, dass sich seine Fraktion am Ende eines umfangreichen Abwägungsprozesses auch für die von der Verwaltung vorgeschlagene Lösung, einen Neubau an der Küferstraße, entscheiden könnte.

Noch, so betont Koch, befinde sich die SPD aber in der Prüfphase. Klar sei für ihn aber schon jetzt, dass, komme ein Neubau, der Bebenhäuser Pfleghof auch in Zukunft in öffentlicher kultureller Nutzung bleiben müsse. Die SPD will Anfang Juni die Bürger zu einer Anhörung laden, um über die Varianten zu diskutieren.

Grundsatzbeschluss soll am 18. Juni gefasst werden

Ist bei der SPD also die Entscheidung noch nicht gefallen, ob sie beim am 18. Juni geplanten Grundsatzbeschluss für die Sanierung des Bebenhäuser Pfleghofs oder den Neubau an der Küferstraße stimmen wird, haben sich die CDU und die Grünen längst festgelegt. „Nach den nun vorgelegten Zahlen muss man sich geradezu zwangsläufig für einen Neubau aussprechen“, erklären die beiden Fraktionsvorsitzenden Jörn Lingnau (CDU) und Carmen Tittel (Grüne) nahezu wortgleich. Carmen Tittel begrüßt ausdrücklich die Pläne, eine moderne Bibliothek zu schaffen, die als sogenannter Dritter Ort zum sozialen Treffpunkt der Stadt werde.

Besonders begeistert ist sie vom Würzburger Büchereimodell, dass eine Gemeinderatsdelegation vor Kurzem bei einer kleinen Exkursion kennengelernt habe. Wenn es auch nur andeutungsweise gelinge, das Würzburger Modell auf Esslingen zu übertragen, könne an der Küferstraße Wegweisendes entstehen. Wichtig sei es dabei, die Bürger in einem fachlich moderierten Beteiligungsprozess mitzunehmen.

Jörn Lingnau sieht das ähnlich. Ein besonderes Aha-Erlebnis sei für ihn zudem die Besichtigung des denkmalgeschützten Gebäudes Heugasse 11 gewesen, das zur Erweiterung der Bücherei an ihrem bisherigen Standort notwendig wäre. Dieses Haus sei derart verwinkelt, dass eine sinnvolle Nutzung als Bücherei nahezu ausgeschlossen sei. Eine frei planbare neue Bücherei könne das Quadratmeter-Potenzial viel besser ausschöpfen als ein historisches Bestandsgebäude. Wenn man dann noch bedenke, dass im Bebenhäuser Pfleghof nur 3223 Quadratmeter Fläche garantiert werden können, während sich im Neubau mindestens 3700 Quadratmeter realisieren ließen, sei für ihn die Entscheidung klar. Auch die FDP tendiere, so die Stadträtin Reyna Farquhar zu einem Neubau. So könne neben allen anderen Vorteilen in der Küferstraße ein städtebaulicher Schandfleck beseitigt und die Fußgängerzone aufgewertet werden.

Mehrere Anhörungen sind geplant

Die Freien Wähler wiederum sehen in der Verwaltungsvorlage „eine gute Grundlage für die Diskussion“, sagt Annette Silberhorn-Hemminger. Die Zeit bis zur Entscheidung im Juni werde ihre Fraktion nutzen, um im Gespräch mit Bürgern und Fachleuten die Bedeutung von zukunftsfähigen Büchereien zu erörtern. Die Freien Wähler werden dazu am 19. April zu einer Anhörung laden. Annette Silberhorn-Hemminger: „Ich freue mich auf die Diskussion zu einem solch wichtigen Thema.“