Große Glasflächen lassen das Kögel-Gebäude transparent wirken, könnten nach Einschätzung der CDU-Ratsfraktion aber klimatische Herausforderungen bedeuten. Foto: Robin Rudel

Ende Juni entscheidet der Esslinger Gemeinderat über einen Bücherei-Umzug ins Kögel-Haus. Die CDU-Ratsfraktion blickt kritisch auf eine mögliche Klimatisierung.

Die CDU-Ratsfraktion möchte von der Stadtverwaltung Auskunft darüber, wie sich eine Bibliothek im früheren Kögel-Gebäude auf die Klimaziele der Stadt auswirken würde. Auf Facebook, wo die Verwaltung kritische Kommentare zu einem möglichen Umzug gerne relativiert, lässt das Rathaus wissen: „Sollte sich der Gemeinderat für den Umzug aussprechen, kann der neue Standort im Modehaus Kögel dank der dortigen Klimaanlage ebenfalls als kühler Raum genutzt werden.“ Diese Antwort hat CDU-Fraktionschef Tim Hauser überrascht: „Im Maßnahmenkatalog des städtischen Klimaschutzkonzepts wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Installation von Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden möglichst vermieden werden sollte.“

 

Die Frage der Klimatisierung einer Stadtbücherei im früheren Modehaus hat nach Hausers Einschätzung zuletzt weitere Bedeutung gewonnen: Erst vor wenigen Tagen hatte der Esslinger Klimarat davor gewarnt, dass die Stadt ihr selbst gestecktes Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, verfehlen könnte, wenn es keine drastischen Kurskorrekturen in vielen klimarelevanten Bereichen geben sollte: „Wird der bisherige Trend lediglich fortgeführt, verfehlt die Stadt Esslingen ihr Ziel klar“, fürchtet der Klimarat, der die öffentliche Diskussion zum Thema Klimaschutz und Klimawandel „kritisch-konstruktiv“ begleiten und sicherstellen soll, dass Aspekte des Klimaschutzes in der Esslinger Kommunalpolitik das nötige Gewicht erhalten. Neben Stadträtinnen und -räten gehören diesem Gremium auch Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Gruppen und Institutionen an.

Esslinger Gemeinderat entscheidet am 30. Juni

In der Standort-Entscheidung für die Bücherei sind viele Aspekte zu beachten. Foto: Robin Rudel

Die CDU sieht sich durch die jüngsten Äußerungen des Klimarats bestätigt, die Frage einer Klimatisierung und deren Auswirkungen auf die städtische Klimabilanz vor der Entscheidung über den künftigen Bücherei-Standort am 30. Juni genauer in den Fokus zu nehmen. „Nur wenn wir alle Aspekte genau betrachten, können wir zu einer sachgerechten Entscheidung kommen, sagt Tim Hauser.

Deshalb wollen die Christdemokraten von der Verwaltung erfahren, inwiefern sich die Klimaschutzziele der Stadt im ehemaligen Modehaus Kögel realisieren lassen: „Uns ist bewusst, dass das Gebäude in Teilen über eine Glasfassade verfügt, nicht wärmegedämmt ist und daher im Sommer aktiv klimatisiert werden muss.“ Mit Blick auf die Bücherei-Pläne der Verwaltung für das Kögel-Haus fordern die Christdemokraten, „dass sämtliche Maßnahmen zur Klimaanpassung mit der gebotenen Sorgfalt und unter Berücksichtigung der langfristigen Auswirkungen geprüft werden müssen“.

Das Esslinger Klimaschutzkonzept im Blick

Eine Klimatisierung des früheren Modehauses könnte zur Herausforderung werden. Foto: Roberto Bulgrin

Da die CDU in den Ratsvorlagen genauere Beschreibungen vermisst, geht sie davon aus, „dass im Kögel-Gebäude bislang der Einbau einer konventionellen Klimaanlage vorgesehen ist“. Unter solchen Vorzeichen wollen Hauser und seine Fraktion Auskunft darüber, ob im Falle eines Erwerbs des Kögel-Gebäudes die Möglichkeit besteht, die Klimatisierung an den Maßgaben des städtischen Klimaschutzkonzepts auszurichten. Falls „eine alternative, klimafreundliche Lösung“ möglich wäre, soll die Verwaltung die zusätzlichen Kosten beziffern.

Außerdem fragt die CDU nach den voraussichtlichen jährlichen Betriebskosten für die aktuell geplante Klimatisierung des Gebäudes und nach den erwarteten jährlichen Wartungskosten. Außerdem soll die Verwaltung erläutern, an wie vielen Tagen im Jahr mit einem Klimatisierungsbedarf zu rechnen ist und wie viel CO2 eine Klimaanlage bei realistischer Auslastung jährlich emittieren würde.