Die Pläne für eine Stadtbücherei im früheren Modehaus Kögel klingen für den Jugendgemeinderat verlockend. Foto: Horst Rudel

Der Esslinger Jugendgemeinderat spricht sich für einen Umzug der Stadtbücherei ins Kögel-Haus aus. Warum die Jugendvertreter dort bessere Möglichkeiten sehen und was sie kritisieren.

Der Jugendgemeinderat spricht sich für einen Umzug der Esslinger Stadtbücherei ins frühere Modehaus Kögel aus: „Wir sind der Meinung, dass das Kögel-Gebäude den Ansprüchen für eine moderne und dem Zeitgeist entsprechende Bücherei gerecht wird“, heißt es in einer Erklärung. Allerdings machen die Jugendvertreterinnen und -vertreter deutlich: „Aufgrund der undurchsichtigen Kostenlage können wir aber kein Verständnis dafür zeigen, dass die Entscheidung jetzt ohne eine vollständige Transparenz getroffen werden soll. Am Schluss ist es auch unsere Generation, die diese Kosten tragen muss.“

 

„Wir sehen uns Jugendliche als hauptsächliche Nutzer der Bücherei“, betont der Vorsitzende des Jugendgemeinderats Christian Spiegel. Zentrales Anliegen des Gremiums sei es, genug Lernplätze für Schülerinnen und Schüler in der Bücherei bereitzustellen. „Hier spielen Atmosphäre, Platz sowie Möglichkeiten zur Gruppenarbeit eine Rolle“, heißt es in der Stellungnahme.

Der Pfleghof wird von vielen ob seiner besonderen Atmosphäre geschätzt. Foto: Roberto Bulgrin

Platzmangel in Esslinger Bücherei: „Dringender Handlungsbedarf“

„Die Plätze in der aktuellen Bücherei reichen schon lange nicht mehr aus. Gerade in Zeiten wie der Abiturvorbereitung kommt es häufig vor, dass Schülerinnen und Schüler extra in die Bücherei fahren – nur um dann wieder nach Hause gehen zu müssen, weil kein Platz mehr frei ist. Das ist ein Zustand, der dringend geändert werden muss.“

Da es in den letzten Jahren keine Veränderung gegeben habe und auch keine besseren Alternativen gefunden worden seien, hält der Jugendgemeinderat „den Umzug in das Kögel-Gebäude für längst überfällig“. Ein so zentral gelegenes Gebäude bekomme die Stadt so schnell nicht wieder. Dagegen trete der Pfleghof „auf der Stelle“, und er sei „zu klein, um die bestehenden Probleme, die auch von Seiten des Bücherei-Teams bemängelt werden, zu lösen“. Außerdem biete das Kögel-Gebäude die Möglichkeit für mehr Inklusion.

Nicht nur den aktuellen Zustand halten

Lernplätze sind in der Stadtbücherei sehr gefragt. Foto: Roberto Bulgrin

Kritisch sieht es der Jugendgemeinderat auch, dass der Pfleghof früher oder später umfassend saniert werden muss: „Während dieser lang andauernden Bauphase stünde deutlich weniger Raum zur Verfügung, und Ausweichmöglichkeiten für Jugendliche und andere Nutzerinnen und Nutzer gibt es nicht.“ Zudem würde eine Sanierung nach Einschätzung des Jugendgemeinderats „im Wesentlichen darauf abzielen, den aktuellen Zustand zu erhalten und einzelne Bereiche zu modernisieren“. Das grundlegende Platzproblem bleibe: „Fraglich ist daher, ob sich der erhebliche Aufwand und die jahrelangen Einschränkungen überhaupt lohnen, wenn am Ende keine spürbare Verbesserung für die Nutzerinnen und Nutzer erreicht wird.“

Der Jugendgemeinderat spricht sich dafür aus, den Bebenhäuser Pfleghof „als Gebäude zu behalten und nicht verwahrlosen zu lassen“. Deshalb heißt es in der Erklärung auch: „Dass das Gebäude nach dem Umzug erst mal leer steht und vergessen wird, ist auch eine Angst des Jugendgemeinderats. Das Gebäude aber für mehr kulturelle Angebote zu haben, ist eine Bereicherung für die Esslinger Innenstadt.“

Kein Verständnis für fehlende Kostentransparenz

Derzeit wird das frühere Modehaus Kögel kulturell genutzt. Foto: Horst Rudel

Auch wenn die Jugendvertreterinnen und -vertreter eine „undurchsichtige Kostenlage“ bemängeln und „kein Verständnis dafür zeigen, dass die Entscheidung jetzt ohne eine vollständige Transparenz getroffen werden soll“, wollen sie „der Stadtverwaltung hier vertrauen“: Die Kosten würden sich am Ende lohnen. Es sei wichtig, Themen wie fehlende Lernplätze, fehlende Inklusion und zu wenig Platz und Kapazitäten für neue Projekte anzugehen. Dafür sehe man im Kögel-Gebäude den „besten Lösungsansatz der letzten Jahre“. Schließlich wolle man „nicht ewig auf Veränderung warten“.